Familienstreit bei den Edelwinzern

Trier · Krach im Verein Großer Ring VDP Mosel: Die Vereinigung von Top-winzern der Mosel hat zurzeit keinen ersten und zweiten Vorsitzenden. Egon Müller-Scharzhof und Nik Weis sind von ihren Ämtern zurückgetreten. Grund ist, dass zwei Kandidaten, die in den Verein aufgenommen werden sollten, bei einer Geheimabstimmung durchgefallen sind.

 Die Prädikatsweinversteigerung des Großen Rings ist einmal im Jahr ein Höhepunkt des VDP. 2015 nimmt Auktionator Maximilian von Kunow (links) die Angebote der vor dem Pult stehenden Weinkommissionäre entgegen. TV-Archivfoto: Roland Morgen

Die Prädikatsweinversteigerung des Großen Rings ist einmal im Jahr ein Höhepunkt des VDP. 2015 nimmt Auktionator Maximilian von Kunow (links) die Angebote der vor dem Pult stehenden Weinkommissionäre entgegen. TV-Archivfoto: Roland Morgen

Foto: roland morgen (rm.) ("TV-Upload morgen"

Trier. Der Inhalt des Schreibens, das der Vorstand des Vereins Großer Ring VDP Mosel-Saar-Ruwer am Donnerstag seinen Mitgliedern schickte, war kurz und bündig. Und: Es ließ viele Fragen offen. "Der Großer Ring VDP Mosel-Saar-Ruwer e.V. informiert, dass der erste Vorsitzende Egon Müller-Scharzhof, der zweite Vorsitzende Nik Weis und der Beisitzer im Vorstand, Claus Piedmont, aufgrund von Differenzen über das Aufnahmeprozedere neuer Mitglieder von ihren Vorstandsämtern mit sofortiger Wirkung zurückgetreten sind." Der verbleibende Vorstand werde bis zur Wahl eines ersten und zweiten Vorsitzenden und eines Beisitzers die Amtsgeschäfte leiten. Nähere Aussagen werde man nicht machen, hieß es. Doch inzwischen sind, zum Leidwesen des Vereins, Details durchgesickert. Demnach ging es bei der Mitgliederversammlung am 22. Juni im Weingut von Hövel, Konz-Oberemmel, auch um die Aufnahme dreier neuer Mitglieder. In einer Geheimabstimmung fielen zwei Kandidaten durch: das Weingut Markus Molitor, Bernkastel-Wehlen, und das Weingut Lubentiushof, Niederfell. Nur das Weingut Reinhard und Beate Knebel, Winningen, erhielt die erforderliche Zweidrittelmehrheit. Egon Müller, Nik Weis und Claus Piedmont erklärten daraufhin frustriert ihren Rücktritt. Nik Weis: "Ich bin sehr enttäuscht. Da ging es einigen Mitgliedern wohl mehr um persönliche Ressentiments als um die qualitative Leistung der Kandidaten. Alle drei Weingüter wären ein Gewinn für den VDP. Ich will einen offenen VDP, der nach vorne schaut." Wer Mitglied im VDP Mosel werden will, kann sich nicht bewerben, erklärt ein Insider. Man kenne sich, kenne das Renommee des Betriebes und dessen Qualitätsphilosophie. Wer in den Elite-Club aufgenommen werden will, muss vom Verein gefragt werden. Im Vorfeld fragt der Vorstand seine Mitglieder, ob es Bedenken gegen ein Weingut gibt. Das war auch diesmal der Fall, erklärt Nik Weis. Nichts habe darauf hingedeutet, dass ein Weingut bei der Abstimmung durchfallen würde. Umso enttäuschter waren Weis, Müller und Piedmont, als das Ergebnis feststand.Markus Molitor will zu dem Vorgang nicht viel sagen. Molitor: "Ich habe keinen Antrag zur Aufnahme in den VDP gestellt. Die suchen sich ihre Betriebe aus." In Kürze, voraussichtlich noch im Juli, wird es erneut eine Mitgliederversammlung geben, auf der ein neuer Vorstand gewählt wird. Nik Weis hofft, dass sich bis dahin die Wogen etwas glätten. Meinung

Eine peinliche Episode, mehr nichtKrach kommt in den besten Familien vor. Meistens geht es ums Erbe. Wenn ein neues Familienmitglied auftaucht, ein Schwager oder eine Schwägerin, kann das auch schon mal einen Streit auslösen. Dem einen passt die Nase nicht, der andere ist vielleicht eifersüchtig. Auch die Weingütervereinigung Mosel des VDP ist wie eine große, feine Familie. Man kennt sich, tritt auf wichtigen Weinmessen gemeinsam auf und ist stolz, das berühmte Logo, den Adler mit der Traube, auf die Flaschen kleben zu dürfen. Aber man beäugt sich auch eifersüchtig. Und es wird schon mal intrigiert. Da gibt es die ganz alten und berühmten Traditionsbetriebe - früher auch Weinbarone genannt - und da gibt es die Newcomer, die sich mit Fleiß und Qualitätsstreben einen Platz in dem Elite-Verein erkämpft haben und jetzt mit den Platzhirschen wetteifern. Der VDP-Regionalverband Mosel hat ein großes Ansehen im In- und Ausland. Die Weingüter sind Flaggschiffe für das Weinbaugebiet. Sie stehen für höchste Weinqualität. Der Krach im Vorstand ist eine unerfreuliche Episode in der über 100 Jahre alten Geschichte des Vereins. Deshalb wird er nicht untergehen. Und wie heißt es: Jede Krise birgt auch eine Chance. w.simon@volksfreund.deExtra

Der Große Ring Mosel-Saar-Ruwer wurde 1908 gegründet. Er gehört als Regionalverband zum Bundesverband der Prädikatsweingüter (VDP). Ihm gehören 31 Weingüter an. Im Vorstand verbleiben nach dem Rücktritt der beiden Vorsitzenden: Clemens Busch, Pünderich; Thomas Haag, Lieser; Johannes Haart, Piesport und Hans-Joachim Zilliken, Saarburg. Mitglied kann laut Satzung nur werden, wer gute und beste Weinbergslagen besitzt, mindestens 80 Prozent Riesling anbaut, Vollerwerbsbetrieb ist und überdurchschnittlich viel Prädikatsweine erntet. sim

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