Flammende Reden und harte Bandagen

Die Anhänger von Ulf Hangert (CDU) und Patrick Schenk (VBB) waren beim TV-Bürgermeisterforum unter sich. Angesichts der Parteipräferenzen überwog die Zustimmung für Hangert. Doch gewählt wird erst am Sonntag.

Zeltingen-Rachtig. TV-Redakteur Lars Ross hat eigens einen Triangel gekauft, um damit beim Bürgermeisterforum nach jeweils drei Minuten die "flammenden Reden" von Ulf Hangert und Patrick Schenk zu unterbrechen. Die Investition wäre nicht notwendig gewesen. Hangert überzieht nur um fünf Sekunden, Schenk bleibt genau im vorgegebenen Zeitrahmen. Die beiden Kandidaten für das Bürgermeisteramt in der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues halten im Schorlemer-Haus in Zeltingen-Rachtig Reden, die jedem Tourismus-Prospekt in der Region zur Ehre gereichen würden. Hangert spricht von einer "tollen Region und Wein-Kultur-Landschaft", von einer Region, die durch Nikolaus Cusanus "kulturellen Tiefgang" besitzt und Menschen, die ein "feines Gespür für Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit haben". Schenk spricht von der "Einmaligkeit der Region" und fordert im Bereich Abfall und Energiegewinnung "mutige Entscheidungen für die Nachwelt". Fraktionen und Parteien sollten im Sinne des Gemeinwohls über die richtigen Wege beraten. Beide vergessen im Lauf des Abends auch die zur VG gehörenden Hunsrückorte nicht. Doch es geht an diesem Abend auch härter zu. "Wenn die bisherige Arbeit gut wäre, bräuchte ich nicht zu kandidieren", sagt Patrick Schenk, der für die Vereinigung Bürger für Bürger antritt. CDU-Mann Hangert will das dreigliedrige Schulsystem beibehalten, Schenk nicht. Schenk moniert fehlende Energie-Alternativen, Hangert sieht sie zum Teil schon umgesetzt, Schenk fordert, die Verwaltung müsse sich auf die Bürger zu bewegen, Hangert sieht auch dies bereits erfüllt. Schenk sagt, dass es der Weinbranche und der Gastronomie- und Hotelbranche nicht besonders gut gehe. Das habe Auswirkungen auf die gesamte Region - zum Beispiel die Auftragslage des Handwerks. Ulf Hangert zählt dagegen Erfolgsmeldungen aus den Bereichen Weinbau und Gastronomie auf. Die Liste ließe sich fortsetzen. Hangert ist für den Hochmoselübergang, Schenk ist dagegen. Hangert verteidigt die Vorgehensweise bei der Sanierung des kommunalen Kinos, Schenk spricht von falscher Planung.Auch bei der Publikumsrunde werden die Unterschiede deutlich. Die Hangert-Anhänger befragen Schenk zu nach ihrer Meinung brisanten Themen, die Schenk-Unterstützer machen es umgekehrt. Fragen nach einer möglichen Verseuchung des Rutschhanges bei Graach bleiben allerdings ungeklärt, weil es dort andere Zuständigkeiten gibt. Beim Thema "Jugend und Schule" prallen die Meinungen aufeinander. Schenk fordert einen hauptamtlichen Psychologen und moniert, in der Ganztags-Hauptschule Bernkastel-Kues fehle ein pädagogisches Konzept. Schenk sei wohl falsch informiert worden, sagt Hangert und spricht von "Ignoranz, Unwahrheiten und Polemik". Lars Ross beendet das Forum nach zwei Stunden. "Es war sehr spannend", resümiert er. Die überwiegende Zahl der Zuhörer weiß da aber genau wie vorher, wen sie am Sonntag, 24. Juni, wählen. Denn von den Parteien, die am Sonntag nicht involviert sind, ist, mit Ausnahme der FDP, niemand in verantwortlicher Position im Saal.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort