Generalversammlung der VR-Bank Hunsrück-Mosel: Niedrigzinspolitik und Regulierungen machen zu schaffen

Morbach · Die Niedrigzinspolitik und immer neue Regulierungen machen der VR-Bank Hunsrück-Mosel zu schaffen. Eine Dividende von fünf Prozent ist trotzdem drin.

In vielen Sparten positive Ergebnisse, aber insgesamt nicht zufrieden: Dieses Fazit haben die 274 anwesenden Genossenschaftsmitglieder von der Generalversammlung der VR-Bank Hunsrück-Mosel mitnehmen können. Kennzahlen wie die Anzahl der Mitglieder, Bilanzsumme und Kundeneinlagen sind zwar gestiegen. Dazu können sich die Mitglieder über eine Dividende von fünf Prozent freuen.

Doch beim Zinsüberschuss, der tragenden Säule des Jahresergebnisses, ist im zweiten Jahr hintereinander ein Rückgang zu verzeichnen. Grund ist die derzeitige Niedrigzinspolitik, die die Vorstandsmitglieder Markus Bäumler und Klaus Born heftig kritisieren. Die VR-Bank erhalte für ihre Einlagen bei der genossenschaftlichen Zentralbank in Frankfurt keine Zinsen, sondern zahle dafür.

Derzeit beträgt der Zinssatz minus 0,4 Prozent. "Das ist noch nie dagewesen, jedenfalls nicht in den vergangenen 5000 Jahren", sagt Bäumler. Dieser Negativzins schade den kleinen Banken mit traditionellen Modellen wie den Genossenschaftsbanken, die den Mittelstand mit Geld versorgen, weil es die Ertragsbasis schmälert. Hinzu kämen immer mehr Regulierungen, die bei kleinen Banken besonders ins Gewicht fallen. So sind denn die Begriffe Niedrigzinsphase und Regulatorik für Born Kandidaten für das Unwort des Jahres. Alleine für das Beauftragtenwesen wie IT-Beauftragte fallen jährlich Kosten an in Höhe von etwa 165?000 Euro pro Bank. "Wir befinden uns auf schwerer See", sagt Born. Der Markt sei aufgeteilt, das Potenzial begrenzt.

Und auch in Zukunft wird die See nicht ruhiger. Zwar rechnen die Vorstandsmitglieder der Bank mit steigendem Volumen im Kreditgeschäft und bei den Kundenanlagen sowie mit steigenden Provisionsüberschüssen. Doch werden die Zinsüberschüsse weiter sinken, prognostizieren sie. Dafür stiegen die Personal- und die Verwaltungskosten. Die Möglichkeiten zum Sparen würden geringer, sagt Born.

Die Versammlung ist äußerst ruhig verlaufen: Kein einziges Mitglied hat sich bei der angebotenen Diskussion zu Wort gemeldet, obwohl die VR-Bank zum 30. April 2017 drei ihrer 13 Filialen geschlossen hatte. Das sprach auch der Morbacher Bürgermeister Andreas Hackethal zu Beginn der Versammlung an. "Es geht darum, nachhaltig zu arbeiten und zukunftsorientiert zu handeln. Alle Banken müssen sich den Herausforderungen stellen", zeigt er Verständnis für diese unpopuläre Maßnahme.

Bei Neuwahlen haben Karl-Heinz Erz und Rudi Veit wegen Erreichens der Altersgrenze nach mehr als jeweils 30 Jahren Tätigkeit im Aufsichtsrat der Bank Platz gemacht für Stefanie Greweling aus Morbach und Claudia Scherff aus Neumagen-Dhron. Beide Kandidatinnen sind einstimmig von der Versammlung bestätigt worden, genauso wie Jürgen Jakobs, der nach Ablauf seiner Amtszeit wiedergewählt worden ist.

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