Große Dankbarkeit und eine ungewisse Zukunft

Bernkastel-Kues · Flüchtlinge, die in unserer Region leben, haben alle ihre eigene Geschichte. Mehrere von ihnen haben ihr Schicksal vorgestellt.

 Rasha Dimnk aus Syrien spricht über ihre persönliche Geschichte und ihre Erfahrungen in Deutschland. Rechts: Dr. Matthias Vollet, Geschäftsführer der VHS Bernkastel-Kues. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Rasha Dimnk aus Syrien spricht über ihre persönliche Geschichte und ihre Erfahrungen in Deutschland. Rechts: Dr. Matthias Vollet, Geschäftsführer der VHS Bernkastel-Kues. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Foto: Christoph Strouvelle (cst) ("TV-Upload Strouvelle"

Bernkastel-Kues In den vergangenen Jahren sind Flüchtlinge aus verschiedenen Ländern nach Deutschland gekommen, auch in die Moselregion. 173 geduldete Flüchtlinge, über deren Asylantrag noch nicht entschieden wurde, leben derzeit in der VG Bernkastel-Kues. Einige von ihnen haben sich in der Güterhalle bei einer Veranstaltung der VG unter dem Motto Information-Begegnung-Integration der Bevölkerung vorgestellt und über ihr Schicksal und ihre erste Zeit in der Moselstadt berichtet. Vier Eigenschaften sind ihnen allen gemeinsam: Der Wunsch, Deutsch zu lernen, eine möglichst zeitnahe Entscheidung über ihren Status, die Möglichkeit, ihre Zukunft planen zu können und eine große Dankbarkeit gegenüber ihren ehrenamtlich tätigen Helfern.
So wie bei Bakhtawa Shah Shinwari, einem jungen Mann aus Afghanistan. "Vielen Dank an alle, die mir geholfen haben", sagt er zu den rund 90 erschienen Zuhörern. Weil er wegen der Taliban um sein Leben fürchtete ("Ich musste fliehen, um mein Leben zu retten"), flüchtete der Soldat über Pakistan, Iran, die Türkei und die so genannte Balkanroute nach Deutschland.
Über München, Augsburg und Trier ist er nach Bernkastel-Kues gekommen und hat Deutschkurse an der Volkshochschule absolviert. Trotz eines dreimonatigen, mit Erfolg abgeschlossenen Praktikums im Altenheim sei ihm eine Ausbildung in der Pflege wegen bürokratischer Hürden verweigert worden. Jetzt absolviert er eine Ausbildung bei einem Zimmermannsbetrieb, parallel zum Sprachunterricht. "Manchmal bin ich traurig", sagt er. Es gebe aber Menschen, die ihm Mut machten.
"Man kann froh sein, dass Flüchtlinge den Elan haben, eine Ausbildung zu beginnen", sagt Dr. Matthias Vollet, Geschäftsführer der VHS Bernkastel-Kues. Viele Flüchtlinge seien bereits bis zu drei Jahren in Deutschland. Doch die Anerkennungsverfahren zögen sich in die Länge, sagt er.
"Ich versuche, einen Platz in diesem Land zu finden", sagt Karim Halili. Er ist in Afghanistan Kinderarzt gewesen und absolviert eine Hospitanz im Wittlicher Krankenhaus.
Derzeit wartet er "optimistisch, aber besorgt" auf das Ergebnis seiner Anhörung wegen seines Antrags auf Asyl. Unter dem Applaus der Besucher fordert er einen Abschiebestopp nach Afghanistan. Zudem sollten Flüchtlinge nicht für politische Auseinandersetzungen missbraucht werden, sagt er. "Verwechseln Sie Terrorismus nicht mit Islam und Flüchtlingen", sagt er. Er sei wegen des Terrorismus geflohen. Doch das Motto aller Religionen sei Frieden.
Extra

In der VG Bernkastel-Kues warten derzeit 173 Flüchtlinge auf ihre Anerkennung. Davon sind 102 männlich, 71 weiblich. 55 Flüchtlinge sind bis zu zwölf Jahre, weitere 20 zwischen zwölf und 18 Jahre alt. 51 sind zwischen 19 und 30 Jahren, 45 zwischen 31 und 64 Jahre alt. Der größte Anteil der Flüchtlinge kommt aus Afghanistan und Aserbaidschan (jeweils 31) und Syrien (29). Danach folgen Iran und Pakistan mit jeweils 17 Flüchltlingen. Die restlichen Asylbewerber kommen aus Albanien, Eritrea, Georgien, Kosovo, Somalia, Serbien und der Sowjetunion. Bei sieben Menschen ist die Herkunft unbekannt.

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