Hirsche, Wildkatzen und Mäuse

Greimerath · Die Wildbrücke bei Greimerath wird gut angenommen. Hirsche und Kleintiere nutzen sie. Seit dem vergangenen Jahr sind drei Videokameras installiert, die dokumentieren, wer auf dem Übergang über die A 1 unterwegs ist. Das einzige Ärgernis sind zwei Goldfische.

Greimerath. Artenvielfalt ist auf der Wildbrücke bei Greimerath erwünscht. Helmut Schneider vom Landesbetrieb Mobilität in Koblenz staunt dennoch, als er eine Tierart entdeckt, die dort gar nicht hingehört. In dem kleinen Teich auf der Wildbrücke tummeln sich zwei Goldfische. "Die muss jemand hier reingesetzt haben", sagt er. Das ist aus zwei Gründen ärgerlich. Zum einen trocknet der Teich in einem heißen Sommer aus und die Fische würden nicht überleben. Zum anderen haben Menschen auf der Wildbrücke eigentlich nichts verloren. Ansonsten ist das Fazit von Helmut Schneider positiv.
Im Teich ist Froschlaich zu erkennen. Die Videokameras haben schon einen regen Wildwechsel dokumentiert. Vor allem die vielen Hirsche, die über die Brücke gehen, zeigen Schneider, dass der Standort gut gewählt ist. Denn ursprünglich hatte er seine Bedenken. Jäger, Förster und die Ortsgemeinde hätten sich aber damals vehement für den 2,5 Millionen teuren Bau eingesetzt. "Es war richtig, die Brücke hier zu bauen", ist er im Nachhinein überzeugt. Auf der Brücke in Greimerath sind sogar mehr Hirsche unterwegs als wenige Kilometer weiter bei Wittlich.
Es ist ein alter Fernwechsel, dem die Hirsche schon in früheren Zeiten folgten. Rund 50 Jahre lang war die Route wegen der Autobahn unterbrochen. Und jetzt folgen die Tiere wieder alten Spuren. Wieso das möglich ist, sei auch für Biologen derzeit noch ein Rätsel. Außer Hirschen sind auch viele Rehe und Wildschweine auf der Wildbrücke bei Greimerath unterwegs. Die Zahl der Wildschweine ist allerdings in Wittlich deutlich höher. Das liegt laut Schneider an den Feldern nahe der Brücke. Die Greimerather Autobahnquerung ist dagegen von Waldgebieten umschlossen. Was auf der Brücke im ersten Moment etwas unaufgeräumt wirkt, ist mit Absicht so arrangiert.
Der Haufen alter Gehölze bietet Lebensraum für Kleintiere. Und scheinbar achtlos hingeworfene Gummimatten sind ein guter Unterschlupf für Reptilien wie Eidechsen oder Blindschleichen. Die Kosten für die drei Videokameras und die gesamte Installation liegen bei rund 10 000 Euro. Sie bleibt so lange auf der Brücke in Greimerath, bis die Zahl der aufgenommenen Tiere konstant bleibt. Dann kann die Anlage auf einer anderen Brücke verwendet werden. Derzeit gibt es vier Wildbrücken in Rheinland-Pfalz. Zwei davon in kurzer Distanz in Greimerath und beim Kreuz Wittlich an der A 1. Weitere sind in der Planung oder schon im Bau. Gepflegt wird die Greimerather Brücke jetzt noch von der Gartenbaufirma, die sie bepflanzt hat. Es ist nicht leicht, dort Pflanzen anzusiedeln, weil der Boden stark verdichtet ist und der Standort oberhalb der Autobahn extrem ist, sagt Schneider. Die weitere Pflege übernimmt das Forstamt, das auch die Wälder um die Brücke herum betreut.Extra

Könnt ihr euch das vorstellen? Es gibt Brücken, die sind nur für Tiere gedacht. An der Autobahn A 1 gibt es sogar zwei solcher Übergänge. Die eine ist in der Nähe von Wittlich, die andere bei Greimerath. Auf den Brücken stehen Bäume, und es wachsen Gräser. Sogar einen kleinen Teich gibt es. Links und rechts sind hohe Holzzäune, so dass man die Straße und die Autos gar nicht sehen kann. Nur der Lärm zeigt, dass man auf einer Autobahnbrücke steht. Genutzt wird der Überweg von ganz vielen Wildtieren wie Hirschen, Rehe, Wildschweine, Wildkatzen und auch Kleintieren wie Haselmäuse. Ohne eine solche Brücke hätten die Tiere gar keine Chance zu wandern, weil sie nicht die Straße überqueren können. Allerdings gibt es auch Menschen, die finden so eine Brücke ziemlich blöd, weil sie so teuer ist. Die meinen, dass man das Geld lieber für Kindergärten oder andere nützliche Dinge ausgeben sollte. nojExtra

Die Wildbrücke bei Greimerath wurde 2011 fertiggestellt. Sie hat eine Breite von 43,70 Metern und eine Fläche von 1550 Quadratmetern. Es wurden 5500 Kubikmeter Beton und 412 Tonnen Stahl verbaut. Die Baukosten lagen bei etwa 2,5 Millionen Euro. Die Kosten für die Gartenbaufirma betrugen 20 000 Euro. Die Anlage für die Videokamera liegt bei rund 10 000 Euro. Weitere 15 000 Euro kostet das Forschungsprogramm von Biologe Dr. Matthias Hermann, der die Beobachtungen auswertet. Seit die Kameras September 2013 in Betrieb sind, wurden auf der Brücke bei Greimerath 91 Wildkatzen, 42 Rothirsche, 146 Wildschweine, 282 Füchse, 96 Hasen und zehn Hermeline von der Videokamera erfasst. noj

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