Hunsrücker gesucht

GUTENTHAL. (fab) Einen Monat lang wandelte Michael Pinter auf Spuren der Hunsrücker Auswanderer im Süden Brasiliens. Zusammen mit seiner Ehefrau Bärbl machte sich der ehemalige Lehrer auf die Suche nach deutschen Kulturen und Nachkommen von Auswanderern aus dem Hunsrück.

Die brasilianische Sonne brennt unbarmherzig. Das Thermometer in Lajeado, eine Stadt mit 60 000 Einwohnern im Bundesstaat Rio Grande do Sol, steigt auf 42 Grad, als sich Michael Pinter und seine Frau Bärbl aufmachen, um die etwas abseits liegenden deutschen Kolonien zu besuchen. Die Gebiete sind mit Einzelhäusern und -höfen übersiedelt. Allerorts werden die Pinters freundlich empfangen. Seine Nachforschungen stoßen auf die Unterstützung der Nachkommen ehemaliger Auswanderer. " Ur-Ur-Wowo aus Allemann", sagt ein Koloniebewohner zu Pinter. Nach einem intensiven Gespräch findet Pinter heraus, dass die Vorfahren des Mannes Berwanger hießen, und im saarländischen Tholey eine Schnapsbrennerei betrieben. Eine wichtige Kontaktperson für den "Gutenthaler Ahnenforscher" ist Sao Leopolds Museumsdirektor Telio Lauro Müller, dessen Ur-Ur-Großvater im Jahr 1827 von Tiefenbach bei Idar-Oberstein nach Brasilien auswanderte. Da die Familiennamen im Laufe der Jahre gleich bleiben, bekommt Pinter von Müller den Tipp, seine Suche auf die umliegenden Friedhöfe auszudehnen. Auf einem Grabstein steht in großen Buchstaben Hundheim geschrieben, aber genau zuordnen kann Pinter den Ortsnamen nicht. "Die Gemeinde Hundheim gibt es im Hunsrück mehrmals", weiß er. Die Namen von Enkirch oder Theley entdeckt er auf weiteren Grabsteinen. Alle Namen trägt Pinter in eine Liste ein, die er dem Arztehepaar Schinke übergibt, die für ihn versuchen, über die Behörden weitere Informationen zu bekommen. "Laut Statistik stammen 50 Prozent der Auswanderer im Süden Brasiliens aus Rheinland-Pfalz, davon die Hälfte aus dem Hunsrück", sagt Pinter, und sieht gute Chancen, dass mit der erstellten Namensliste einige Hunsrücker lokalisiert werden können. Die kompletten vier Wochen wohnen die Pinters im Hause von Rowina Schmitt. Durch die deutschstämmige Vermieterin lernen sie das brasilianische Lieblingsgetränk Chimarrão, eine Art Tee aus koffeinhaltigen Mate-Blättchen, kennen. Wieder Zuhause in Gutenthal, wertet der ehemalige Lehrer nun sorgfältig alle Informationen aus. "Die deutsche Sprache verschwindet in Brasilien immer mehr, deshalb wird es immer komplizierter, deutsche Kulturen aufrecht zu erhalten", bilanziert er seine Reise und genehmigt sich einen Chimarrão.

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