Im Zeltlager braucht niemand ein Handy

Neumagen-Dhron · Die einen haben Ferien, die anderen nehmen sich Urlaub. Am Moselufer in Neumagen-Dhron treffen Kinder, Jugendliche und Erwachsene zusammen. Das Zeltlager der Jugendfeuerwehren hat ein besonderes Flair.

Neumagen-Dhron. 600 Brötchen, zweieinhalb Kilo Müsli, 80 Liter Milch, fünf Kilo Wurst: Das ist die tägliche Basis des Frühstücks, das eine Woche lang am Katharinenufer unterhalb der Neumagener Moselbrücke auf den Tischen steht. Für eine Hauptmahlzeit kochen Werner Kranz und seine Küchencrew vom Malteser Hilfsdienst dann auch schon mal 400 Schnitzel mit Kartoffeln und Salat für die Bewohner der Zeltstadt. Die 250 Nachwuchsfeuerwehrleute, ihre Betreuer und die übrigen Helfer greifen kräftig zu. "Die Tonnen für die Essensreste werden kaum genutzt", sagt Kreisfeuerwehrjugendwart Patrick Rensch, so etwas wie der Bürgermeister des Zeltlagers.
Alle zwei Jahre bietet die Feuerwehrjugend eine solche Freizeit an. "Die Planungen dauern ein halbes Jahr. Deshalb geht so etwas nur im zweijährigen Rhythmus", berichtet Rensch.
Fast 250 10 bis 16-Jährige aus 24 Jugendfeuerwehren und mehr als 50 Betreuer und Helfer leben eine Woche lang auf dem Sportgelände. Der Wettergott meint es gut mit ihnen. Sonnenschein, aber nicht zu heiß und kein Unwetter, wie es im Sommer nicht ungewöhnlich ist.
Für Abwechslung ist gesorgt. Es geht ins Freibad, ins Besucherbergwerk Fell und auf die Sommerrodelbahn bei Riol. Zum Programm gehören außerdem eine Lagerolympiade und ein Workshop (mit Abnahme der Leistungsspange).
Melissa ist elf Jahre alt und Mitglied der Jugendfeuerwehr Neuerburg-Dorf. "Die Sommerrodelbahn ist cool", erzählt sie. Robin (13), ebenfalls aus Neuerburg-Dorf, ist von der Atmosphäre auf dem Sportgelände angetan.
Es gibt ein Ereignis, das nicht im Programm steht, aber dennoch auf Interesse stößt. Ein Hubschrauber spritzt die Weinberge am anderen Moselufer. Viele Teilnehmer aus Eifel und Hunsrück haben so etwas noch nie gesehen. Patrick Rensch: "Sie haben gebannt zugeschaut."
Die Kinder und Jugendlichen haben Sommerferien. Viele der Organisatoren und Helfer haben sich Urlaub genommen. Patrick Rensch genauso wie Jonas Kirsten, Gruppenführer beim DRK-Ortsverband Neumagen-Dhron, Küchenchef Werner Kranz, dessen Tag um 4.45 Uhr beginnt, und Betreuerin Karina Lieser. "Die Kinder sind dankbar. Wir machen das für sie", sagt die 27-Jährige. "Ich opfere dafür gerne eine Woche Urlaub", sagt DRK-Mann Kirsten. Mit bis zu sechs Leuten sind die DRK-Helfer rund um die Uhr vor Ort. Passiert ist nicht viel: Sonnenstiche, kleine Wunden, Verstauchungen.
Auch die Neumagen-Dhroner Feuerwehr ist mit vielen Aktiven vor Ort, hat auch vorher schon zwei Wochen lang auf dem Gelände geackert. Wehrführer Thomas Kohl ist so etwas wie der Hausmeister, Ansprechpartner für alle Fragen der Logistik. "Es gibt nur positive Reaktionen", erzählt er und meint damit auch das Verständnis der Anwohner.
Handys sind während der Woche für die jungen Teilnehmer tabu. "Die vermissen wir nicht", sagen die. Kann es mehr Lob für Organisatoren und Helfer geben?Meinung

Mehr Ehrenamt ist nicht möglich
Was wären die ländlichen Regionen ohne ehrenamtliches Engagement? Auf jeden Fall weniger lebenswert. Was Feuerwehren, Rotes Kreuz und Malteser Hilfsdienst in diesen Tagen beim Jugendzeltlager auf die Beine gestellt haben, ist gar nicht hoch genug zu bewerten. Mehr Ehrenamt geht nicht. Immerhin haben viele Helfer einen Teil ihres Urlaubs geopfert, um 250 Heranwachsenden eine schöne Woche zu bereiten. Sie sind die wahren Helden und hätten einen Orden verdient. Sie sagen von sich selbst, positiv bekloppt zu sein. Von dieser Sorte Mensch kann es gar nicht genug geben. c.beckmann@volksfreund.de

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