Kleiderkammer platzt aus allen Nähten

TRABEN-TRARBACH. Aus allen Nähten platzt die Kleiderkammer der Arbeiterwohlfahrt im "Awo-Haus mit Herz". Garderobe für den Herrn, für die Dame und auch fürs Kind wartet in vielfältiger Auswahl auf Trägerinnen und Träger. Martha Nitz öffnet die adrette Kleiderkammer zweimal in der Woche und sie freut sich über jeden Kunden.

Montags und freitags von 14 bis 17 Uhr hat die freundliche Traben-Trarbacherin oft alle Hände voll zu tun, wenn sie ihren ehrenamtlichen Dienst im Awo-Haus in der Schulstraße versieht. Da gilt es, die Kleidung aus den vielen angelieferten Beuteln zu sortieren und alles aufzuhängen. Dicht an dicht hängen die Bügel, "und mit den Schuhen könnte ich auf den Markt gehen", lacht Martha Nitz. "Es gibt Tage, an denen keiner kommt, und manchmal ist hier richtig Betrieb", hat sie festgestellt. "Dann will jeder was wissen", und dann ist sie froh, wenn eine Bekannte in der Kleiderkammer mit anpackt. Drei Räume sind prallvoll mit zum Teil hochwertiger Garderobe, die ganze Familie kann sich hier preiswert von Kopf bis Fuß einkleiden. Krawatten, Gürtel, Handschuhe, Anzüge, Hosen, Sakkos, Mäntel und Jacken, T-Shirts, Pullover, Kostüme, Hosenanzüge, Blusen, Unterwäsche, Strümpfe, Schuhe und Bettwäsche wollen abgeholt werden und in einem richtigen Kleiderschrank landen. Sogar zwei Kinderwagen "warten" auf Nachwuchs. Doch nicht nur die Kleidung, auch die Preise können sich sehen lassen. "Vier Euro sind das Maximum", sagt Martha Nitz. So viel kostet beispielsweise die lederne Herrenjacke oder ein Mantel. Zumeist wird ein Euro fürs Kleidungsstück berechnet, die funkelnagelneuen Kinderschuhe sind für zwei Euro zu haben. Da lohnt es sich zu stöbern. Eine junge Mutter aus Enkirch hat per Zufall die Kleiderkammer entdeckt und ist hineinspaziert. "Jetzt ist der Bann gebrochen", sagt sie, und mit einem Handgriff hat sie einen schicken Streifenpulli von der Stange geholt. Der passt perfekt und wird gekauft. Die kleine Tochter probiert unterdessen Hosen an. Eine 50-jährige Traben-Trarbacherin verliebt sich auf Anhieb in ein elegantes, schwarzes Jäckchen, doch nur mit eingezogenem Bauch lassen sich die Knöpfe noch schließen. In der Kleiderkammer wird sie fachkundig beraten, die Knöpfe einfach etwas zu versetzen, und schon wird das Teil passen und der nächste Theaterbesuch gerettet sein. Eine Trachtenbluse wandert noch in ihre Tasche und für den Ehemann ein warmer Wollpullover, alles für einen Euro das Stück. "Es muss keiner Angst haben, dass hier in der Stadt die Kleidung wiedererkannt wird", sagt Martha Nitz. Überwiegend wird sie aus den umliegenden Gemeinden von Eifel und Hunsrück mit Garderobe beliefert. Nur das heiße Höschen ist ein Ladenhüter

Es muss sich auch keiner schämen, der in der Kleiderkammer etwas erwirbt, im Gegenteil, der Erlös kommt der Arbeiterwohlfahrt zu Gute, und jeder Kunde ist Martha Nitz willkommen. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete sie die stattliche Summe von mehr als 1000 Euro. Rentner kaufen bei ihr ein, Menschen mit kleinem Geldbeutel und auch viele, die die preiswert erworbene Kleidung in den Urlaub mitnehmen und dort an bedürftige Menschen verschenken. Diese Idee gefällt Martha Nitz gut. Zumeist seien es jüngere Leute, die zu ihr kommen, und auch viele ausländische Mitbürger sind darunter. "Ich weiß bald nicht mehr, wohin mit all der Kleidung", stöhnt die "Kammerchefin", die auch Regale fürs reichlich vorhandene Schuhwerk benötigen würde. Abhilfe können da nur viele Käufer schaffen, und vielleicht findet sich ja auch einer für das besonders heiße Höschen, auf dem sie schon lange "sitzt". Vorne verhüllt Schlangenmuster das edelste Körperteil des Mannes, und hinten, olala, ist alles frei. "Das kriege ich einfach nicht verkauft", amüsiert sich Martha Nitz.

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