Kürzungspläne bei der Polizei rufen Kritik hervor

Bernkastel-Wittlich · 400 Polizisten weniger für Rheinland-Pfalz: So lautet der Plan der neuen rot-grünen Landesregierung. Das Vorhaben stößt im Kreis Bernkastel-Wittlich auf Kritik. Traben-Trarbach wünscht sich sogar eine stärkere Polizeipräsenz.

Bernkastel-Wittlich. Der Arbeitstag der Polizisten in den hiesigen Polizeiinspektionen in Wittlich, Morbach, Bernkastel-Kues und Zell, die sich gemeinsam um die Sicherheit der Menschen im Kreis Bernkastel-Wittlich kümmern, könnte sich künftig weiter verdichten. Denn die Landesregierung plant, die Zahl der Beamten von 9400 auf 9000 zu reduzieren - wo, ist allerdings noch unklar. Derzeit arbeiten im Bereich des Polizeipräsidiums Trier 1329 Polizeibeamte: 885 bei der Schutzpolizei, 227 bei der Kriminalpolizei, 36 in der Verwaltung, 178 Tarifbeschäftigte, zwei Azubis und ein Anwärter. Der TV hat bei Polizisten und Bürgermeistern im Kreis nachgefragt, ob sie die Streichungspläne der Landesregierung für realistisch halten.
Der Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Bernkastel-Kues, Ulf Hangert, hält nichts von dem Vorhaben. "Einen möglichen Stellenabbau bei der Polizei betrachte ich mit großer Sorge. Damit wird man dem Sicherheitsbedürfnis der Bürger nicht gerecht." Die Polizeibeamten seien, so Hangert, ohnehin schon enorm belastet.
Weniger Polizei möglicherweise in Traben-Trarbach ist für VG-Chef Ulrich K. Weisgerber völlig indiskutabel. Im Gegenteil: Er fordert seit langem eine stärkere Polizeipräsenz in der Stadt (der TV berichtete). In Traben-Trarbach gibt es eine Polizeiwache, die der Polizeiinspektion Zell angegliedert ist. Diese Wache ist allerdings nur werktags besetzt, und zwar von 7.30 bis 16.30 Uhr. Weisgerber: "Traben-Trarbach ist ein Mittelzentrum und an der Mosel eine der größeren Städte zwischen Koblenz und Trier. Hier gibt es einige Probleme und daher auch mehr Arbeit für die Polizei als in kleineren Orten." Ideal wäre aus seiner Sicht, wenn die Polizeiwache durchgängig, das heißt, auch nachts und am Wochenende besetzt. Das bedeute nicht weniger, sondern mehr Polizeibeamte.
Sein Kollege Otto Maria Bastgen, Bürgermeister in der benachbarten VG Kröv-Bausendorf, sieht einen möglichen Stellenabbau bei der Polizei weniger dramatisch. Die VG Kröv-Bausendorf weise, so Bastgen, die geringste Kriminalitätsrate innerhalb des Kreises Bernkastel-Wittlich auf. Allerdings habe er Verständnis für Bürgermeisterkollegen, in deren Bereich es soziale Brennpunkte gebe. "Dass man dort besorgt ist, kann ich sehr gut verstehen."
In Morbach will man weiter für den Erhalt der dort ansässigen Polizeiinspektion kämpfen. Vor vier Jahren hatten Gerüchte die Runde gemacht, die Polizeiinspektion werde in eine Polizeiwache umgewandelt. Diese Umwandlung hätte zur Folge, dass die Wache nur tagsüber besetzt wäre. Daraufhin hatten sich der Gemeinderat und der Ortsbeirat Morbach in einer Resolution für den Erhalt der Polizeiinspektion ausgesprochen.
Hans Jung, Erster Beigeordneter der Einheitsgemeinde, der zurzeit die Amtsgeschäfte des Bürgermeisters führt, sagt deutlich: "Die Polizei muss in der Fläche bleiben. Das heißt auch, die Inspektion muss in Morbach bleiben." Angesichts des ständig steigenden Verkehrsaufkommens auf der Hunsrückhöhenstraße (B 327) und der B 269 rund um Morbach sei es erforderlich, dass die Polizei schnell am Einsatzort sei. Die Morbacher Polizei sei, so Jung, außerdem in der Bevölkerung verankert. Die Arbeit werde sehr geschätzt. Und Morbach habe in den vergangenen Jahren bereits einige Behörden wie das Forstamt und die Straßenmeisterei verloren.
Wolfgang Schmitz, Bürgermeister der VG Manderscheid, ist der Ansicht, dass zunächst alle Aufgaben der Polizei auf den Prüfstand gehören - beispielsweise der Einsatz bei Bundesligaspielen. Danach müsse festgelegt werden, welche Zuständigkeiten zwingend sind. Generell hält er es für wichtig, dass die Sicherheit im ländlichen Raum gewährleistet ist.
Ansonsten schweigen die Polizeiinspektionen im Kreis zu dem möglichen Stellenabbau. Und auch Christoph Holkenbrink, Bürgermeister der VG Wittlich-Land, will über die Pläne nicht urteilen, solange sie nicht konkret sind.
Ulrich Jacoby, Pressesprecher der Stadt Wittlich, kommentiert lediglich: "In Wittlich wird es nicht weniger Stellen geben."

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