Mit Schild, Helm und Lanze

NEUMAGEN-DHRON. Gut gekleidete römische Herrschaften sind in Neumagen-Dhron schon seit einigen Jahren bei besonderen Anlässen zu bewundern. Einer dieser besonderen Anlässe war die Eröffnung des Straßenfestes in Neumagen-Dhron.

Noch ist sie klein, die sieben Mann starke Krieger-Abteilung der Römischen Fußgruppe Neumagen-Dhron. Doch da Verstärkung willkommen ist, wird der Stamm-Trupp aus den Reihen des Kulturvereins Ausonius vielleicht schon bald neue Soldaten ausbilden können. "Zenturio" Alexander Thesen, dessen römisches Vorbild rund 100 Mann befehligt haben soll, wünscht sich das zumindest. Der junge Mann, im wirklichen Leben Bauleiter, hat sich nicht anders als "seine Männer" intensiv mit der römischen Geschichte beschäftigt. Besonders mit der spätrömischen, ergänzt Franz-Josef Mager, der ebenfalls Mitglied im Kulturverein Ausonius ist. "Wir haben uns ganz klar zu der Zeit bekannt, als hier das konstantinische Kastell gestanden hat, also um 400 nach Christus." Das Kastell war Anfang des vierten Jahrhunderts, zu Zeiten Kaiser Konstantins, der von 306 bis 337 regierte, erbaut worden. Kleidung und Ausstattung der Krieger-Gruppe dieser Epoche könnten sich daher von der anderer Römertrupps unterscheiden, sagt Mager. Pro Person war eine Investition von rund 700 Euro erforderlich. Dafür wurden bei Spezialisten Gürtel, Schwerter, Lanzen, Helme und Kettenhemden gekauft ebenso solides Schuhwerk vom Fachmann.Ausstattung aus eigenen Werkstätten

Kleider und Schilde stammen dagegen aus eigenen "Werkstätten", wie Mager betont: "Wir beginnen so nach und nach, uns Vieles selbst zu machen." Gute Fortschritte haben sie bei der Herstellung der Schilde gemacht. "Das hier ist aus Holz", sagt Alexander und zeigt ein professionell verarbeitetes, rundes und leicht gewölbtes Exemplar. "Es ist aus verschiedenen Schichten Holz zusammen geleimt und mit Leder überzogen", erläutert Uwe Luy, im normalen Leben Kaufmann, aber als Krieger in Pelz gehüllter Feldzeichenträger. An seiner Seite trägt Hufschmied Karl-Heinz Schneider die selbst hergestellte, vergoldete Drachenstandarte, bevor die "Kameraden", Schornsteinfegermeister Joachim Fischer, Kunstschmied Rene Ziltz, Auszubildender Michael Schneider und Schüler Fabian Thesen, folgen. Eine Uniform im heutigen Sinne habe es damals nicht gegeben, sagt Alexander. Die vor Ort aus den Besiegten rekrutierten Männer mussten vielmehr ihre eigene oder ererbte Ausrüstung mitbringen. Die von der Krieger-Abteilung praktizierte "experimentelle Archäologie", laut Mager ein Ausdruck des Rheinischen Landesmuseums Trier, bedeutet daher für die Gruppe, die trotz des ein oder anderen Experiments möglichst nah am Original bleiben will, eine Entwicklung. Über Eintönigkeit können die "Soldaten", die sich anders als die festlich gekleidete "Römische Fußgruppe" nicht 1996, sondern erst 2003 formierten, nicht klagen. Mussten sie doch, obwohl die Internet-Präsenz noch in Arbeit ist, allein in diesem Jahr zwischen Zell und Trier rund ein Dutzend Auftritte absolvieren. Selbst im Ausland sind sie gefragt, wie eine Einladung zum Weinfest in Grevenmacher zeigt. Mit der gesamten, 34 Personen starken Fußgruppe, die seit diesem Jahr in neuen edlen Gewändern auftritt, waren die Krieger schon in Koblenz, Neustadt und sogar in Berlin. Als Motivation für dieses Engagement erläutert Mager: "Der Hintergrund ist, dass wir die römische Geschichte unserer Gemeinde hochhalten wollen." Nähere Infos über die "Römische Fußgruppe" oder die "Krieger-Abteilung" bei der Tourist-Information Neumagen-Dhron unter Telefon 06507/6555.

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