Musiktalente holen sich im Kloster letzten Schliff

Bengel · Einmal im Jahr verwandelt sich das Kloster Springiersbach für eine Woche in eine Musikhochschule. Renommierte Dozenten aus dem In- und Ausland geben dort Instrumentenunterricht. Die Teilnehmer sind sowohl Profis als auch Hobbymusiker jeden Alters.

Bengel. Das Kloster Springiersbach ist ein Ort der Ruhe und Stille. Kaum ein Geräusch ist zu vernehmen, keine Hektik zu verspüren. In dieser Woche ging es in den ehrwürdigen Räumen allerdings etwas unruhiger zu als sonst. 40 Männer und Frauen, auch ein Achtjähriger ist dabei, erhalten von vier renommierten Musikern Einzel- und Gruppenunterricht an den Instrumenten Blockflöte, Querflöte, Gitarre, Cembalo und Hammerklavier. Seit fünf Jahren bietet der Musikkreis Springiersbach diese Sommerkurse wieder an.
1980 hatte Vorsitzender Gerd Vockensperger die Intensivkurse ins Leben gerufen, die zunächst bis 1993 liefen und nach einer längeren Pause im Jahr 2008 wieder aufgenommen wurden. Aktuell betragen die Kursgebühren 300 Euro, für Schüler und Studenten 240 Euro. Hinzu kommt die Unterkunft im Kloster. Vollpension/Einzelzimmer kostet 51 Euro. Der Musikkreis schießt 3000 Euro dazu. Die Schüler kommen aus allen Teilen Deutschlands und aus dem Ausland. Da ist zum Beispiel die 16-jährige Johanna Hehl aus Müschenbach im Westerwald, die seit sechs Jahren Querflötenunterricht nimmt und ab Montag das Landesmusikgymnasium Montabaur besucht.
Spannende Woche


Günter Zühlke ist Zahnarzt im Ruhestand. Er nimmt bei Dozent Volker Höh Gitarrenunterricht. Der 80-jährige Jean Boutan, ein ehemaliger Banker aus Paris, will sein Querflötenspiel verfeinern, ebenso die 34-jährige Doaa Abd Rabo Saber aus Ägypten, Mitglied des Kairoer Sinfonieorchesters und zurzeit Studentin an der Hochschule für Musik in Karlsruhe. Es sind Profis und Laien. Ihre Instrumente beherrschen sie, aber sie wollen sich verbessern.
Lucia Mense, aufgewachsen in Pünderich, und eine der profiliertesten Blockflötistinnen Deutschlands, ist bereits zum vierten Mal als Dozentin in Springiersbach. Diesmal unterrichtet sie sieben Frauen und einen Mann. "Es ist jedes Mal eine spannende Woche", sagt sie. "Die Teilnehmer kommen aus den verschiedensten Bereichen und haben sehr unterschiedliche Hintergründe. Man muss sich auf jeden einstellen. Aber sie geben mir auch viele Impulse." Sophia Rieth (24) aus Augsburg studiert Blockflöte in Zürich. Der 64-jährige Hans-Peter Sterk aus Köln war Versicherungsmanager, und Barbara Nonnenmacher kann sich nun, da die Kinder erwachsen und aus dem Haus sind, wieder ganz ihrem Hobby widmen. "Jetzt habe ich wieder mehr Zeit für mich", sagt die 59-Jährige.
Natalia Gerakis ist eine international bekannte Solistin sowie Kammer- und Orchestermusikerin. "Eins, zwei und drei…", gibt sie der Schülerin den Takt vor und meint: "Diese Stelle muss etwas mehr Lachen bekommen, etwas freundlicher." Die in Athen geborene Musikerin erklärt: "Jeder hat seine eigenen Ziele. Ich muss versuchen, jedem das zu geben, was er braucht."
In einem kleinen Zimmer übt Heather Slade-Lipkin am Hammerklavier. Die Britin, eine professionelle Cembalistin, unterbricht kurz ihr Spiel und sagt: "Es ist so beautiful hier. The nature, the atmosphere and the Mosel-River."
Extra

Der Musikkreis Springiersbach wurde 1977 gegründet. Anfangs noch ein "privates" Vergnügen des Initiators Gerd Vockensperger, entwickelte sich der Kreis zu einer musikalischen Institution, der weit über den Einzugsbereich des Klosters hinausreicht und aus dem kulturellen Leben der Region nicht mehr wegzudenken ist. In unregelmäßiger Reihenfolge werden immer wieder Konzerte in der Kirche aufgeführt. Heute hat der Musikkreis Springiersbach 650 Förderkreis-Mitglieder, die aus dem Großraum Trier, Mosel, Eifel, Hunsrück und Koblenz regelmäßig zu Konzerten nach Springiersbach kommen. red

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