Piesport hat nur noch eine Telefonsäule

Piesport · Die einzige Telefonzelle von Piesport wurde gegen den Willen des Ortsgemeinderats abgebaut und durch ein sogenanntes Basistelefon ersetzt. Das funktioniert nur mit Kredit- oder Telefonkarte. Ortsbürgermeister Karl-Heinz Knodt ist skeptisch.

 Von der Telefonsäule in Piesport sind auch weiterhin Notrufe kostenlos möglich. TV-Foto: Marion Maier

Von der Telefonsäule in Piesport sind auch weiterhin Notrufe kostenlos möglich. TV-Foto: Marion Maier

Piesport. Im Handy-Zeitalter sterben die Telefonzellen aus. Im September vergangenen Jahres hat die Telekom dem Piesporter Ortsbürgermeister Karl-Heinz Knodt mitgeteilt, dass sie die einzige Zelle im Ort - sie steht bei der Touristinformation - abbauen möchte. Der Grund: Der Fernsprecher werde kaum genutzt und sei "hochgradig unrentabel".
Der Piesporter Ortsgemeinderat hat dagegen protestiert. Er wollte das letzte öffentliche Telefon an der zentralen Stelle erhalten - gerade für Leute, die kein Handy besitzen. Knodt: "Ich habe immer wieder Leute mit dem Auto zur Telefonzelle fahren sehen, um sie zu nutzen." Zudem habe die Telekom, als sie vor zwei Jahren eine ander Zelle abgebaut habe, zugesichert, ein öffentliches Telefon im Ort zu erhalten.
Doch der Protest des Rats nützte nichts. Die Zelle wurde kürzlich abgebaut. Allerdings nicht ersatzlos. Stattdessen hat die Telekom eine unscheinbar grau gefärbte und schlank geformte Telefonsäule aufgestellt, ein sogenanntes Basistelefon. Es schluckt keine Münzen wie sein Vorgänger-Modell, sondern funktioniert per Kredit- und Telefonkarte. Letztere gibt es im T-Shop zu kaufen.
Knodt ist skeptisch. Er befürchtet, dass hinter diesem Vorgehen System steckt. Wer habe schon immer diese Karten zur Hand? Knodt: "Dann wird das Telefon nicht genutzt und in ein paar Jahren wieder abgebaut."
Der Sprecher der Telekom, André Hofmann, kann die Befürchtungen des Ortschefs nicht so recht ausräumen. Er sagt: "Normalerweise lassen wir die Basistelefone erstmal eine Weile stehen und schauen. Aber wenn die eineinhalb Jahre lang nicht genutzt werden, ist es fraglich, ob sie bleiben."
Basistelefone würden überall dort aufgestellt, wo sich die Gemeinden und Städte gegen den Abbau der Telefonzellen ausgesprochen hätten. Und es wurde einiges abgebaut. Die Zahl der öffentlichen Apparate ist laut Hofmann in den vergangenen zehn Jahren bundesweit um 50 Prozent reduziert worden. Derzeit existieren in Deutschland 50 000 öffentliche Fernsprecher. Wie viele davon Basisgeräte oder Telefonzellen sind, kann Hofmann nicht sagen.
Die reduzierten Apparate seien für die Telekom nicht so kostenaufwendig, erklärt der Telekomsprecher. Sie liefen ohne Strom, es müssten keine Zellen gereinigt werden und Scheiben könnten auch keine zerbrechen.
Die Nachteile der einfachen Fernsprecher liegen auch auf der Hand: Der Nutzer ist Wind und Wetter ausgesetzt und braucht eine Karte. Hofmann stellt allerdings klar: "Der Notruf ist weiterhin auch mit dem Basistelefon kostenfrei zu erreichen." mai

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