Ranzenkopf: Baubeginn für 23 Windräder

Wintrich/Mersbach · Weitere 23 Anlagen für Windenergie gehen im Frühsommer 2018 ans Netz, wenn der Frost im Winter den Zeitplan nicht durcheinanderbringt. Die Planer kritisieren die Naturschutzorganisation Nabu für ihren Widerstand. Die weist die Vorwürfe zurück.

Im ersten Moment wirken die Baustellen im Wald auf dem Höhenzug des Ranzenkopfs riesig. Flächen und Wege sind geschottert, ein Kran steht neben der drei Meter tiefen Baugrube, wo das Eisengeflecht für das Fundament eines von 23 Windrädern bereits montiert ist.

Zwölf Anlagen gehören zur Windenergie Wintrich Planungsgesellschaft, elf zur AÖR Energie Bernkastel-Wittlich, die im Staatsforst auf dem Gebiet der Einheitsgemeinde Morbach und in der Gemarkung Wintrich errichtet werden. "Am Donnerstag kommt der Beton", sagt Wilhelm Albers, Projektleiter für den Windpark Wintrich.

1000 Tonnen Beton passen in das kreisrunde, 650 Kubikmeter fassende Fundament mit einem Radius von 12,50 Metern und einer Tiefe von 3,60 Metern. Doch auch, wenn die Baustellen groß erscheinen, die Auswirkungen für den Wald seien minimal, sagt er. "Hier mussten wir nur 20 Bäume fällen, auf einer anderen Fläche zwischen sieben und zehn", sagt Albers. Die Lagerfläche im Wald sei auf einer Windwurffläche errichtet worden. "Wir mussten sogar weitere Bäume fällen, um den Forstwirtschaftsplan zu erfüllen", sagt der Wintricher Ortsbürgermeister Dirk Kessler im Beisein von Bernhard Braun, Fraktionssprecher von Bündnis 90/Die Grünen im Landtag, der die Baustelle auf Einladung der Landtagsabgeordneten Jutta Blatzheim-Roegler besucht.

Lediglich einen 350 Meter langen Weg habe man in den Wald schlagen müssen, sagt Albers. Ansonsten nutze man vorhandene Forstwege und Rückegassen. Zudem würden die Ränder und Bauflächen renaturiert. "In ein paar Jahren ist hier alles wieder grün", sagt Albers. Für insgesamt 20 Hektar benötigte Fläche würden auf 164 Hektar Kompensation für Artenschutz erfolgen. 800 Nistkästen werden aufgestellt und zahlreiche sogenannte "Geheckplätze", die Wildkatzen als Stubenplätze nutzen könnten. Weitere 50 000 Euro pro Windrad fließen in die Stiftung Natur und Umwelt, aus denen Naturschutzmaßnahmen finanziert werden, sagt Braun. Kessler hofft, dass im zweiten Quartal 2018 alle Windräder am Netz sind.

Die Anwesenden an diesem Tag kritisieren die Naturschutzorganisation Nabu, die bisher schon zahlreiche Rechtsmittel gegen den Bau der Windräder eingelegt hatte (der TV berichtete). "Ich habe den Eindruck, man will ein Exempel statuieren", sagt Leo Wächter, Beigeordneter der VG Bernkastel-Kues. Diese handelten nach dem Motto, "wir sind Naturschützer und wissen, was gut ist", sagt Kessler und wirft dem Nabu Machtdenken und eine verbohrte Argumentation vor. "Die Interventionen des Nabu haben uns Millionen gekostet."

Das sieht Cosima Lindemann vom Nabu anders. Die Windräder würden ein Stück weit auf eigenes Risiko gebaut, denn die Genehmigungen seien noch nicht rechtskräftig. Die Widerspruchsverfahren gegen die Genehmigung der Anlagen laufen noch. Monika Scheid von der Kreisverwaltung sagt, eine Sitzung des Kreisrechtsausschusses, der über die Widersprüche entscheidet, sei noch nicht terminiert.

Dieser soll aber in den nächsten Monaten darüber verhandeln. Ob der Nabu den Klageweg beschreitet, falls die Widersprüche zurückgewiesen werden, lässt Lindemann offen. Man wolle eine Entscheidung nach der anderen treffen, habe aber nach aktuellem Stand eine Klagebereitschaft. Der Nabu würde stets als Verhinderer dargestellt, sagt sie und weist dies zurück. Die Organisation würde lediglich rechtlich prüfen lassen, ob gegen Gesetze verstoßen werde. Lindemann: "Ein Gericht entscheidet, nicht der Nabu."Extra: KLAGE VON NABU ZURÜCKGEZOGEN


Die Naturschutzorganisation Nabu hatte gegen einen weiteren Windpark im Gebiet Ranzenkopf auf der Gemarkung Merschbach Klage eingereicht, diese aber inzwischen wieder zurückgezogen, sagt Cosima Lindemann vom Nabu. Sie begründet das damit, dass in Milanhorsten, die sich in der Nähe der beiden Anlagen befinden, in diesem Jahr keine Brut stattgefunden habe, sagt sie. Zudem seien Untersuchungen wegen Fledermausquartieren nicht mehr möglich, weil die Bäume in dem entsprechenden Waldstück inzwischen gerodet worden seien. Sollten sich dort Fledermausquartiere befunden haben, könne sie der Nabu nicht mehr nachweisen.

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