Saubere Energie statt Fliegerbomben: Vom Wandel einer Fläche

Wenigerath · Einst lagerten zerstörerische Bomben bei Wenigerath, heute befindet sich dort die Morbacher Energielandschaft. Mit ihrem Mix aus regenerativen Energien auf engstem Raum hat sie in den zehn Jahren ihres Bestehens 35 000 Besucher aus 92 Ländern angelockt. Am Sonntag ist Tag der offenen Tür.

Wenigerath. Gerade mal 17 Jahre ist es her, dass die US-Luftwaffe bei Wenigerath das größte Munitionslager Europas betrieben hat.
Bomben damals: Bis zu 35 000 Tonnen Fliegerbomben haben die Amerikaner auf dem 146 Hektar großen Areal gelagert. Immer wieder wurde gemunkelt, dass auch Atombomben darunter seien. Offiziell wurde dies allerdings dementiert. Einen Großteil der Bomben verwendeten laut der Morbacher Verwaltung 1990 Truppen im ersten Irakkrieg.
Vor zehn Jahren dann die 180-Grad-Drehung: Aus dem zwischen 1955 und 1995 militärisch genutzten Gelände mit todbringenden Waffen wurde laut Morbachs Bürgermeister Andreas Hackethal ein "Areal mit zukunftsweisender Perspektive": die Morbacher Energielandschaft. Am Sonntag ist dort Tag der offenen Tür (siehe Extra).
Energiegewinnung heute: Mehr als 40 Millionen Euro gingen laut Verwaltung mittlerweile als Investitionen in die Energielandschaft. 14 Windräder drehen sich dort heute, darunter eines, an dessen Finanzierung und Wertschöpfung 35 Familien beteiligt sind. Eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 2,1 Megawatt nutzt die Sonnenenergie. Eine Biogasanlage wandelt biologische Feststoffe in Energie um. Fazit: 45 Millionen Kilowattstunden Strom jährlich. Damit könnten die 11 000 Einwohner der Gemeinde Morbach dreifach versorgt werden.
Viele Besucher: Doch den Morbachern ging es nicht nur um umweltfreundliche Energiegewinnung. Die Energielandschaft ist auch ein touristisches Projekt und dient der Wissensvermittlung. Seit 2002 werden Führungen angeboten. 35 000 Besucher aus 92 Ländern wie Vietnam, Saudi-Arabien und Marokko wurden so mittlerweile durch die Energielandschaft geschleust. Ein Infozentrum sowie zwei Bunker mit Ausstellungen zum Kalten Krieg und zum Klimawandel - beides zusammen kostete 168 000 Euro - werden am Sonntag eröffnet.
Das Besondere: Was die Besucher in die Energielandschaft lockt, ist die große Energievielfalt auf kleinem Raum. Doch sind es auch andere Besonderheiten. So wird in der Energielandschaft wert darauf gelegt, Prozesse effizient zu verketten. Beispielsweise findet Abwärme der Biogasanlage Verwendung, um Holzabfälle der regionalen Sägeindustrie zu trocknen, aus denen Holzpellets entstehen.
Außerdem forschen Experten durch den Vergleich von unterschiedlichen Photovoltaikmodulen, wie die Energiegewinnung optimiert werden kann. Das Engagement ist bereits mehrfach prämiert worden: Morbach erhielt eine Auszeichnung als Klimaschutzkommune sowie den Deutschen und den Europäischen Solarpreis.
Die Planung: Geplant wurde die Energielandschaft im Eiltempo. Im April 2002 hat die Morbacher Verwaltung den Antrag gestellt, im September erfolgte der Spatenstich. Umgesetzt wurde das Konversionsprojekt zusammen mit dem Landkreis Bernkastel-Wittlich, der Juwi-Gruppe aus Wörrstadt und dem Institut für angewandtes Stoffstrommanagement aus Birkenfeld.
Und was ist für die Zukunft geplant? Dazu meint Bürgermeister Hackethal: "Wir wollen selbst Windräder betreiben. Wir wollen aber auch Kernfragen lösen, wie das Problem: Wie speichere ich Energie?" Die Gemeinde Morbach ist dazu an einer Pilotstudie beteiligt, bei der es um die Frage geht, wie das synthetische Erdgas, hergestellt mit Hilfe überschüssiger Energie, gespeichert und verwertet werden kann. mai
Mehr Informationen im Internet: www.energielandschaft.de
Extra

Der Tag der offenen Tür am Sonntag, 23. September, von 10 bis 17 Uhr bietet folgendes Programm bei freiem Eintritt: 10.30 Uhr ökumenischer Gottesdienst, zahlreiche Infostände zum Thema erneuerbare Energie, Vorführung der Rettungshundestaffel, kostenfreie Führungen, Probefahrten mit Elektroautos und -rädern, Einblicke in eine Windenergieanlage sowie buntes Bühnen- und Kinderprogramm.mai

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort