Traben-Trarbach siegt in Landeswettbewerb

Traben-Trarbach · Rheinland-pfälzischer Landessieger im "Trialog der Kulturen"-Schulenwettbewerb 2011/2012 ist das Gymnasium Traben-Trarbach. Die HerbertQuandt-Stiftung hat insgseamt neun Schulen aus Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland für ihre vorbildlichen interreligiösen und interkulturellen Projekte ausgezeichnet.

Traben-Trarbach. Auf einmal fliegt ein Wollknäuel durch die Luft. Gleich darauf das nächste, diesmal jedoch von der anderen Seite des Schulhofs. War es gerade noch eine ganz alltägliche große Pause am Gymnasium Traben-Trarbach, so versinkt der Schulhof plötzlich in einem wilden Wirrwarr von bunten Fäden, die sich von einer zur anderen Ecke ziehen. Mittendrin die Schüler, die die Knäuel hin und her werfen, bis ein großes, verwobenes Geflecht entsteht, das sich über alle legt und jeden per Faden miteinander verbindet.
Kopftuchselbstversuch


Dieser wohl weltweit erste Flechtmob war Teil des Projektes "Kulturgeflecht - immer schön auf dem Teppich bleiben", mit dem das Gymnasium aus Traben-Trarbach am "Trialog der Kulturen"-Schulenwettbewerb teilgenommen hat.
Was aber ist überhaupt ein Kulturgeflecht? Die Schüler haben hierfür einen großen Teppich hergestellt, der aus vielen Einzelteilen besteht, die Menschen unterschiedlicher Kulturen und Religionen beigesteuert haben. Doch der Teppich sollte nicht nur Teppich sein, sondern auch für ein Beziehungsgeflecht vieler verschiedener Menschen stehen, die sich während der Projekts begegneten, um sich besser kennenzulernen, auszutauschen und eventuelle Vorurteile zu widerlegen.
Unter den Teppich gekehrt wurde während des Projektes nichts. So befassten sich die Gymnasiasten mit Stereotypen anhand einer Bilderleiste, unternahmen einen Kopftuchselbstversuch in der 6000 Einwohner fassenden Moselstadt und untersuchten die Mechanismen, die hinter dem Schicksal des jungen Andri aus Frischs Drama "Andorra" steckten.
Diese kritische und sensible Auseinandersetzung mit kultureller Vielfalt und die Suche nach einer gemeinsamen, uns alle verbindenden Wertegrundlage überzeugte die Jury. Insbesondere würdigten die Juroren, dass es dem Gymnasium Traben-Trarbach gelungen sei, nahezu die gesamte Schule immer wieder in das Projekt einzubinden. Auch die intensive Begegnung und der Austausch mit Menschen aus Schule, Stadt und den Religionsgemeinden fand besondere Anerkennung, so dass die Jury dem Traben-Trarbacher Gymnasium einen ersten Platz verleiht.
Hilke Müller, Lehrerin für Deutsch und Religion, kann es kaum fassen. Sie hat das Projekt zusammen mit Manuela Kaufmann und Silke Böttcher organisiert. Es sei eine Idee gewesen, "mit der sich die meisten Schüler identifizieren konnten." Das Projekt sei nicht nur für die Schule, sondern auch darüber hinaus gemeinschaftsstiftend gewesen.
In Hessen wurden vier, in Rheinland-Pfalz drei und im Saarland zwei Schulen ausgezeichnet. Die Landessieger erhielten je 9000 Euro, die Zweitplatzierten je 6500 und die Drittplatzierten je 4500 Euro zur langfristigen Verankerung des Trialogs an ihrer Schule. Insgesamt wurden 60 000 Euro ausgeschüttet. Und was geschieht damit in Traben-Trarbach? Eine Idee ist die Einrichtung eines Raums der Stille - mit viel Platz für Spiritualität. red/uqExtra

Seit Mitte der 90er Jahre setzt sich die Herbert Quandt-Stiftung im "Trialog der Kulturen" für eine bessere Verständigung zwischen Juden, Christen und Muslimen ein. Seit 2005 schreibt die Stiftung jährlich den "Trialog der Kulturen"-Schulenwettbewerb aus. Mit dem neuen Schuljahr 2012/2013 findet der Wettbewerb in Hessen zum 8. Mal statt. Rheinland-Pfalz und das Saarland starten in die 3. Runde. In Bremen und Hamburg wird der Wettbewerb in diesem Schuljahr zum ersten Mal angeboten. Zwischen 2006 und 2010 fand der Wettbewerb auch viermal in Berlin statt. red

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