Wittlichs neue Staustrecke

Wittlich · Mehr Geschäfte, mehr Verkehr: Der Vitelliuspark an der L 141 ist zum Einkaufsziel am Stadtrand von Wittlich geworden. Auch wer gar nicht dorthin will, merkt die Magnetfunktion der großflächigen Einzelhandelbetriebe: An der L 141 rund um den Kreisverkehr, der das Gebiet erschließt, gibt es Staus. Wie man sie auflösen kann, muss noch untersucht werden.

Wittlich. Gartenland Schmitt mit 20 000 Quadratmetern auf der einen Seite, Edeka, Aldi, Pro Markt und Globus Baumarkt (mit 12 500 Quadratmetern größter der Region) auf der anderen Seite. Plus neuerdings die Globus-Tankstelle: Das sind die größten Betriebe, die rings um den heutigen Vitelliuspark, ein ehemaliges Kasernengelände, entstanden sind.
Das hat Folgen: Der Verkehr nimmt zu. Seit Globus eröffnet hat, stoßen L 141 und der große Verteilerkreisel an ihre Kapazitätsgrenzen. "Da staut es sich jetzt jeden Tag, da muss doch mal was passieren", beschwert sich ein TV-Leser am Telefon. Tatsächlich muss der Autofahrer ab und an Geduld haben. Doch wie schlimm ist es wirklich?
Das sagt die Polizei: Georg Bührmann, Polizeiinspektion (PI) Wittlich: "Mir sind Rückstaus bekannt. Sie bilden sich regelmäßig ab 16 Uhr, also zu Zeiten des Feierabendverkehrs - freitags dann entsprechend früher. Die PI musste bis dato nicht regelnd eingreifen." Mehr Unfälle gebe es nicht. Von November 2012 (Globus-Eröffnung) bis Juni gab es dort sechs Unfälle, überwiegend Auffahrunfälle oder Unfälle wegen Nichtbeachten der Vorfahrt.
Im Vergleichszeitraum November 2011 bis Juni 2012 sind es ebenfalls sechs Unfälle, im Jahr davor fünf. "Belastbare Zahlen zum Verkehrsaufkommen liegen mir nicht vor", sagt Bührmann, "Ich kann auch nur aus eigener Einschätzung feststellen, dass der Verkehr zugenommen hat. Mir ist bekannt, dass der Landesbetrieb Mobilität Rheinland Pfalz, LBM, Zahlen erhoben hat oder erheben will."

Das sagt die Stadtverwaltung: Jan Mußweiler, Pressesprecher der Stadtverwaltung: "Seit der Eröffnung des Bau- und Gartenfachmarktes und der Tankstelle hat sich die Belastung des Kreisverkehrsplatzes merklich erhöht, so dass es während des Feierabendverkehrs regelmäßig zu einem Rückstau kommt. Dieser Umstand wurde zwischenzeitlich erneut mit dem LBM in Trier diskutiert." Der LBM wolle "zeitnah eine detaillierte Zählung veranlassen". Dann könne untersucht werden, ob zum Beispiel ein Bypass, also eine Art Extra-Zufahrt, helfen könne. Das habe man schon während der damaligen Planung diskutiert. Der LBM war gegen den Bypass.
Mußweiler: "Man war der Auffassung, dass die weitere verkehrliche Entwicklung erst einmal abgewartet wird, um die Notwendigkeit abschließend beurteilen zu können. Bei der Änderung des Bebauungsplans wurden allerdings die für einen Bypass nötigen Flächen gesichert. Diese befinden sich im Eigentum der Stadt Wittlich."

Das sagt der LBM: Marc Kuhn, Teamleiter Fachgruppe Planung: "Wir können erhebliche Rückstauungen bestätigen, die teilweise bis zur Rampe B 50 oder zum L 141/Schloßstraße Kreisverkehrsplatz Hela zurückreichen. Daher sind sich der LBM Trier und die Stadt Wittlich einig, die Situation zu optimieren.
Grundsätzlich kann davon ausgegangen werden, dass die Verkehrsstärke durch die gewerblichen Ansiedlungen zugenommen hat. Genaue Vergleichswerte liegen uns allerdings noch nicht vor." Es gebe aber sozusagen schon Vorher-Zahlen aus einer Verkehrsuntersuchung 2003. Damals führte noch die Römerstraße auf die L 141, den großen Kreisel gab es nicht. In der Römerstraße wurden 4000 Fahrzeuge, an der L 141 ab Römerstraße Richtung Schloßstraße 10 800 und in die andere Richtung (gen A 60) 7400 Fahrzeuge an einem Tag gezählt.

Zum Vergleich: In der Kurfürstenstraße mitten in Wittlich gelten 12 300 Fahrzeuge als Hausnummer. Dass es heute an der L 141 weitaus mehr sind, scheint realistisch. Aber sicher ist das nicht. Deshalb sagt Marc Kuhn: "Eine aktuelle Verkehrszählung ist erforderlich, die in Kürze durchgeführt wird. Auf Basis der Verkehrszählung wird die Leistungsfähigkeit ermittelt und bewertet." Dann könne man auch berechnen, wie sich ein Bypass auswirke.

Fazit: Problem erkannt, Lösung kann dauern. Zunächst wird gezählt, ausgewertet, gerechnet, dann womöglich geplant. Ein Bypass scheint wahrscheinlich.

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