Ein Wald für alle Anlässe

Prüm · Wie lassen sich Naturschutz im Wald und kommerzielle Interessen zusammenbringen? Darüber hat die bundesweite Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft (ANW) in Prüm getagt. Das Ziel: Grundsätze zum Schutz und zur nachhaltigen Bewirtschaftung deutscher Wälder zu erarbeiten. Als positives Beispiel gilt der Prümer Tettenbusch.

Prüm. Vorbildlicher Tettenbusch: Bei einer Tagung der Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft (ANW) dient das Prümer Waldgebiet als positives Beispiel für nachhaltige Forstwirtschaft. Die ANW ist ein unabhängiger Zusammenschluss von Waldbesitzern, Forstleuten, Wissenschaftlern und am Wald interessierten Bürgern.
Bodenschonende Holzernte


"Erholung, Jagd, wirtschaftliche Nutzung und der Naturschutz schließen sich nicht aus", sagt der Bundesvorsitzende Hans von der Goltz. Das Ziel der ANW sei eine naturgemäße Waldwirtschaft. Dazu zählen die Sicherung der Bodenqualität, die eng mit der Mischung der Baumarten zusammenhängt, eine den Boden schonende Holzernte mit geeigneten Maschinen und das Fördern natürlicher Prozesse.
"Totholz zerfällt und führt dem Boden wichtige Nährstoffe zu", erklärt von der Goltz während der Exkursion der Bundesdelegierten durch den Tettenbusch. "Seltene Baumarten und natürlich entstandene Lücken unterstützen eine permanente Regeneration des Waldes." Im Tettenbusch sei dies vorbildlich gelöst, die biologische Vielfalt auf dem nährstoffarmen Boden sei beachtlich.
Peter Wind, Leiter des Forstamtes Prüm, setzt in seinem Revier auf kluges Bewirtschaften und intensive Bejagung: "Wir nehmen keinen Kahlschlag vor, sondern entnehmen einzelne Bäume", sagt Wind. Es sei enorm wichtig, die Bestände an Rotwild zu kontrollieren: "Kein Biotop kann überleben, wenn die Wildschäden überhandnehmen."
Rund 80 Delegierte aus dem gesamten Bundesgebiet hatten sich in der Karolingerhalle getroffen, um sich über Möglichkeiten des Naturschutzes im Nutzwald auszutauschen. Aus Sicht der ANW kann ein Forst sowohl wirtschaftlich genutzt als auch ein Erholungsgebiet sein, wenn bestimmte Kriterien eingehalten werden.
"Nachhaltigkeit ist möglich, wenn keine maximale Bewirtschaftung stattfindet, sondern eine optimale", sagt von der Goltz. Reine Holzäcker, in denen die Ernte mit einem Kahlschlag ganzer Areale eingefahren werde, seien ein Beispiel für solch maximale Ausbeute und nicht mehr zeitgemäß.
Multifunktionaler Wald


Am anderen Ende des Spektrums stehen die Nationalparks als Naturschutzzonen, in denen die Vegetation sich selbst überlassen bleibt. "Unser Thema ist der multifunktionale Wald", sagt von der Goltz. "Die ANW will mit dieser Tagung Position beziehen. Wir haben dieses Feld lange den Naturschutzverbänden überlassen und in den vergangenen Jahren lediglich auf fremde Programme reagiert."
Nun sei es an der Zeit, der Öffentlichkeit eigene Sichtweisen vorzustellen. "Wir sind nun mal diejenigen, die am nächsten dran sind, wenn Ökologie und Ökonomie zusammentreffen", sagt von der Goltz.
Information der Bevölkerung und Toleranz unter den verschiedenen Gruppen, die den Wald nutzen, seien die Voraussetzungen, um standorttypische Lebensräume zu erhalten.Extra

Die Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft e.V. besteht seit 1950 und hat rund 3000 Mitglieder in allen Bundesländern. Die ANW ist dem europäischen Dachverband "Pro Silva Europa" angeschlossen und organisiert alle zwei Jahre eine Bundestagung für die Delegierten der Ländergruppen in wechselnden Bundesländern. Gastgeber in diesem Jahr ist das Gemeinschaftsforstamt Prüm, das eine Fläche von rund 19 800 Hektar bewirtschaftet. Im Jahresdurchschnitt werden im Forstamt 130 000 Festmeter eingeschlagen und vermarktet. Das Forstamt ist Sitz des Waldbauvereins Prüm, der seit 2010 eine eigene Holzvermarktungsgesellschaft, die Prümer Wald und Holz GmbH (PWH) betreibt. now

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