Räuber greifen schneller zur Waffe

MAINZ. Mehr Gewalt, mehr Verdächtige und ein schneller Griff zur Waffe: Für Innenminister Zuber ändern die Negativ-Botschaften des Jahres 2003 nichts daran, dass die Sicherheitslage im Land "vergleichsweise günstig" ist. Er verweist auf eine gestiegene Aufklärungsrate, weniger Straßenkriminalität und weniger Wohnungseinbrüche.

Statistisch gesehen ist das Risiko, in Rheinland-Pfalz Opfer einer Straftat zu werden, 2003 erneut gestiegen. Doch Jahr für Jahr verweist Innenminister Walter Zuber (SPD) bei der Vorlage der Polizeilichen Kriminalitätsstatistik auf "die große Lücke" zwischen der von vielen Bürgern persönlich empfundenen Unsicherheit und der tatsächlichen Gefährdungslage. An den Fakten kommt indes niemand vorbei: Die Zahl der Verbrechen stieg um 2,5 Prozent (6952 Fälle) auf knapp 288 000, die Zahl der Tatverdächtigen um 2,7 Prozent auf 117 856. Mit mehr als elf Prozent haben vor allem Gewaltkriminalität sowie Vermögens- und Fälschungsdelikte überdurchschnittlich zugenommen. Während die Zahl der Verdächtigen unter 21 Jahren insgesamt auf rund 31 600 leicht zurück ging, stieg sie bei den Rohheitsdelikten um 6,1 Prozent auf 7843. Erheblich mehr Übergriffe würden angezeigt, auch wenn sie sich im familiären Bereich abspielten, sagen die Polizeiexperten. Erheblich zugenommen hat auch der Einsatz von Schusswaffen. Wurde 2002 noch 689 Mal damit gedroht, waren es 2003 bereits 825 Fälle. Parallel stieg auch der tatsächliche Gebrauch von Waffen um 170 auf 605 Fälle. Mit einem speziellen Lagebild, das derzeit erstellt wird, will das Landeskriminalamt abklären, ob es sich um eine generelle Tendenz oder eher um einen zufälligen starken Anstieg handelt. Das überdurchschnittliche Anwachsen von Straftaten in kleineren Städten führen die Kriminalisten vor allem auf einzelne umfangreiche Betrugsdelikte zurück, wie etwa ein Ärzteverfahren mit 3000 Fällen im Rhein-Lahn-Kreis. Nach Angaben von Zuber ist das Risiko, Opfer einer Straftat zu werden, zwar in Rheinland-Pfalz geringer als in den meisten anderen Bundesländern. Dennoch stieg die Zahl der unmittelbar Betroffenen im vergangenen Jahr um rund 9000 auf 191 000. Dabei zeigt der Blick in die Statistik, dass die über 60-Jährigen weit unterdurchschnittlich getroffen werden. Laut Umfragen äußern sie jedoch die größte Furcht vor Verbrechen. Deutlich zugenommen haben die Betrügereien via Internet-Kauf. Die Waren werden bestellt, aber nicht bezahlt.Weniger Einbrüche und Straßenkriminalität

Die Schadenssumme aus der gesamten Straftaten-Palette belief sich 2003 auf 459 Millionen Euro. Mit mehr als 255 Millionen Euro schlägt dabei allein die Wirtschaftskriminalität zu Buche. Abgenommen haben unter anderem Straßenkriminalität (minus 3,4 Prozent), schwere Diebstähle (minus zehn Prozent) und Wohnungseinbrüche, deren Zahl um fast 800 auf 4662 zurück ging. Öffentlichkeitsarbeit der Polizei und der Einbau von Sicherungssystemen zahlten sich aus, so Zuber. Bei den Tageswohnungseinbrüchen, auf die bei der Polizei mit Sondereinsätzen und speziellen Arbeitsgruppen reagiert wurde, ist der niedrigste Stand seit fünf Jahren erreicht worden. Die Aufklärungsquote verbesserte sich auf 57,7 Prozent. Die CDU warf Zuber vor, die stetig steigende Kriminalität in Kauf zunehmen. Über Jahre sei dagegen Personal bei der Polizei abgebaut worden.

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