Räumungsbefehl fürs alte Polizeipräsidium

TRIER. Der Geduldsfaden des Trierer Polizeipräsidenten Manfred Bitter ist offensichtlich gerissen: Das Krankmacher-Präsidium in der Südallee wird geräumt. Wahrscheinliches Ausweichquartier: das alte Arbeitsamt in der Güterstraße.

Die Wolken über dem Anfang der 70er Jahre errichteten (alten) Polizeipräsidium gegenüber den Kaiserthermen werden dunkler. Weil das Mini-Hochhaus - aus welchen Gründen auch immer - seit Monaten Mitarbeiter krank macht, soll das Gebäude jetzt geräumt werden - zumindest teilweise und auf Zeit. "Die Umzugspläne nehmen konkrete Gestalt an, weil ein solcher nicht mehr zu vermeiden ist", sagte Polizeisprecher Reinhard Rothgerber am Freitag auf Anfrage unserer Zeitung. Laut Rothgerber wird derzeit mit einem potenziellen Vermieter verhandelt. Wer das ist, will der Polizeisprecher allerdings nicht verraten. Nach TV-Informationen soll es sich bei dem Ausweichquartier um eine ehemalige Zweigstelle des (alten) Trierer Arbeitsamts in der Güterstraße handeln. Unklar ist offenbar auch noch, wie viele der 300 Mitarbeiter das Krankmacher-Präsidium verlassen. Laut Eric Schaefer, Sprecher des rheinland-pfälzischen Innenministeriums, ist zunächst eine Sanierung der zweiten und dritten Etage des siebenstöckigen Baus geplant. Eine Situation, die den Beamten und Angestellten seit Jahren vertraut ist. Millionen wurden in der Vergangenheit in die Asbest- und PCB-Sanierung des erst im Mai 1973 eingeweihten Gebäudes gesteckt. Kaum war die Sanierung Ende letzten Jahres abgeschlossen, klagten auch schon die ersten Mitarbeiter über Gesundheitsbeschwerden: Hautreizungen, blutige Nasenschleimhäute, Kurzatmigkeit, Antriebslosigkeit. 60 der 300 Mitarbeiter sind bislang betroffen.80 Polizisten wollen raus

Mehrere Gutachter gaben sich in den vergangenen Wochen in dem Krankmacher-Präsidium die Klinke in die Hand. Laut Polizeisprecher Rothgerber konzentrieren sich die Untersuchungen mittlerweile erneut auf den Fußboden. Vermutung der rheinland-pfälzischen Unfallkasse: Ein stark alkalischer Reiniger könnte dazu geführt haben, dass Hexanal ausgelöst worden sei. Hexanal wird als Komponente in Anstrichmitteln (Lacke und Farben) eingesetzt, ist aber auch in Linoleum und Autoabgasen zu finden. Auch am Freitag war wieder ein Messtrupp im alten Präsidium unterwegs. Dieses Mal am Werk: das Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht. Die Ergebnisse sollen in zwei Wochen vorliegen. Viele Mitarbeiter scheinen indes die Nase voll zu haben von dem andauernden Hickhack um "ihr" Präsidium. Laut Polizeisprecher Rothgerber haben bis dato 80 Beschäftigte den Wunsch geäußert, das Gebäude in der Südallee zu verlassen. Und es wohl auch nie wieder betreten zu müssen.

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