Drastischer Rückgang Wie die Wirtschaft in Rheinland-Pfalz in der Corona-Krise einbrach

Trier/Mainz · Die Wirtschaft erlitt im Corona-Jahr eine mächtige Delle. Genaue Zahlen stellte nun das Statistische Landesamt vor. Wie sich die Krise auf die Arbeitslosigkeit auswirkte – und was Unternehmer nun fordern.

Rheinland-Pfalz: Wirtschaft  schrumpft im Corona-Jahr um 4,5 Prozent
Foto: dpa/Moritz Frankenberg

Die rheinland-pfälzische Wirtschaft hat wegen der Corona-Pandemie im vergangenen Jahr herbe Ausfälle erlitten. Wie Marcel Hürter vom Statistischen Landesamt mitteilte, sei die Wirtschaft im vergangenen Jahr um 4,5 Prozent geschrumpft. Damit lag Rheinland-Pfalz bundesweit auf Platz acht im Mittelfeld der Länder. Besonders hart getroffen waren laut Hürter in der Krise Bremen und das Saarland, die einen deutlich höheren Anteil an Industrie haben und die der erste Shutdown im Frühjahr hart traf.

Hürter, Präsident der rheinland-pfälzischen Zahlenschmiede in Bad Ems, spricht von einer „ganz erheblichen Delle, die die Konjunktur genommen hat“. Ähnlich stark eingebrochen war die Wirtschaft in Rheinland-Pfalz in der Finanzkrise 2009. Im Corona-Jahr sank das Wirtschaftswachstum bundesweit um 4,9 Prozent.  Besonders das Gastgewerbe sieht Hürter hart betroffen, das bei Umsätzen 36 Prozent im Vergleich zu 2019 einbüßen musste. Zuwachs meldeten dagegen das Baugewerbe angesichts neu genehmigter Gebäude oder Einzelhändler, die Sport-Zubehör verkauften. „An dem Klischee, dass sich die Leute E-Bikes noch und nöcher gekauft haben, scheint was dran zu sein. Viele Menschen haben Freizeit  anders gestaltet oder hatten mehr Geld, weil der Urlaub weggefallen ist“, so Hürter.

Auffällig: Unter den Beschäftigten sind von der Krise im Land besonders Menschen betroffen, die ohnehin das wenigste Geld verdienen. So ging die Zahl an Mini-Jobbern um 28 500 zurück – ein Minus von 6,8 Prozent. Die Zahl an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sank dagegen nur um 0,5 Prozent. Die Arbeitslosenquote stieg binnen des Corona-Jahres um 0,9 Prozent auf 5,2 Prozent an.  Hürter nannte das vor dem Hintergrund des wirtschaftlichen Schocks  „moderat“, begründete das vor allem mit steigender Kurzarbeit. Karsten Tacke, Hauptgeschäftsführer der Landesvereinigung Unternehmerverbände, warnte: „Das  Ausmaß der Krise wird erst im kommenden Jahr sichtbar sein. Wenn die Wirtschaftshilfen auslaufen und das Insolvenzrecht wieder zum Tragen kommt, werden viele Unternehmen pleite gehen“, so Tacke, der die künftige Landesregierung auffordert, in Aufschwung zu investieren und in den kommenden fünf Jahren „mindestens 250 Millionen Euro in Forschungs- und Innovationsförderung“ zu geben. Matthias Schmitt, Chefvolkswirt der IHK Trier nennt die regionale Konjunkturentwicklung „gespalten wie nie“. „In der Industrie laufen die Geschäfte rund, die Auftragsbücher sind voll und die Maschinen gut ausgelastet. In den dem Lockdown betroffenen Branchen hingegen, wie Modehandel oder Gastronomie, war und ist die Lage extrem angespannt.“ Die IHK Trier fordert verlässliche Öffnungsperspektiven für alle Branchen, um den Wirtschaftsmotor wieder zum Laufen zu bringen.

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