40 Kilo Marihuana innerhalb von drei Jahren: Prozess gegen Dealer-Ring eröffnet

Trier · Knapp 40 Kilo Marihuana soll ein Trierer Drogenring zwischen 2012 und 2015 von Köln und aus anderen Städten nach Trier geschafft haben, um den Stoff an der Mosel zu verkaufen. Fünf Angeklagte müssen sich dafür seit dem heutigen Montag vor dem Trierer Landgericht verantworten.

 TV-Foto: Friedemann Vetter

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Die Vorwürfe gegen die Angeklagten wiegen schwer: Kiloweise soll der 23-jährige Trierer Ahmad C. Marihuana und Amphetamine von Dealern in Köln, Neuwied und Thionville in Frankreich gekauft und zusammen mit seinen Mittätern nach Trier geschafft haben. Per Auto, im Zug und einmal auch per Postpaket sei der Transport gelaufen.

Hier vertickten die Händler die Ware grammweise an Kleindealer, die den wiederum "auf der Straße" an die Endkunden verkauften. Auch der Kölner Großdealer sitzt in Trier mit auf der Anklagebank. Zeitweise sollen die Drogen in einem Gartenhaus in Trier versteckt gewesen sein, von wo aus der Weiterverkauf geregelt wurde.

Bis auf die wegen Beihilfe mitangeklagte Ehefrau des Kölner Dealers haben alle Angeklagten selbst Drogen konsumiert - teils in großen Mengen. Mit 12 hat der Angeklagte Ahmad C., aufgewachsen in Trier, seinen ersten Joint geraucht. "Auf einer Party, mit Älteren, ein Mädchen hatte das Gras von seinem Bruder mitgebracht", erzählt C. vor Gericht.

Mit 13 kamen die ersten Amphetamine dazu, mit 14 Extasy. "Jedesmal, wenn meine Mutter oder mein Vater mir Geld gegeben haben, hab ich Gras gekauft." Mit 15 nimmt der Junge täglich Drogen. Mit 16 sitzt er im Jugendgefängnis. Nach der knapp einjährigen Haftstrafe geht es zunächst C. besser. "Ich habe nix konsumiert, kein Alkohol, mich nicht geprügelt. Ein paar Monate lang. Dann gab's wieder Stress zuhause und es ging wieder los." 20 bis 30 Euro habe er täglich für den Stoff ausgegeben. "Auf der Straße hab ich das gekauft", sagt C. "Und dann haben Sie es am gleichen Tag verbraucht?", fragt Richter Günther Köhler. "Nein, in der gleichen Stunde", antwortet C.

Der Trierer Timo O. hat eine ähnliche Drogenkarriere hingelegt: Als er zwölf ist, stirbt sein Vater an Krebs. Den Jungen wirft das aus der Bahn. "Ich hab keinen Sinn mehr in der Schule gesehen, ich war nicht mehr motiviert", sagt der junge Mann vor Gericht. Mit 14 beginnt die Flucht in die Drogen. Erst Joints, dann pur über die Bong. Nach dem Hauptschulabschluss geht's in die Malerlehre. "Da hab ich jeden Tag Amphetamine genommen, auch während der Arbeit - wie viele meiner Kollegen in der Malerbranche, man kann dann schneller arbeiten", sagt O.

Die Lehre bricht er nach 1,5 Jahren ab, die Mutter und ihr neuer Lebensgefährte werfen den 18-jährigen zu Hause raus. Zwei bis drei Gramm Cannabis pro Tag braucht O. da. An besonderen Tagen kommen Extasy und Kokain dazu. "Mir fehlte Geld, Drogen, Miete, Handy, Zigaretten müssen ja bezahlt werden - da habe ich dann angefangen zu dealen."

Zusammen mit anderen Dealern - darunter auch der 23-jährige Muhammed M. aus Trier - wurde daraus einer der größte Drogenhändler-Ringe, den Polizei und Staatsanwaltschaft in den vergangenen fünf bis zehn Jahren in Trier haben auffliegen lassen. "Wir haben zwei Jahre ermittelt, mit allen zulässigen Mitteln", erklärt der Trierer Staatsanwalt Wolfgang Barrot. Nach TV-Informationen kamen die Ermittler den Drogendealern vor allem durch die Überwachung derer Telefone auf die Spur.

Mitangeklagt war ursprünglich der Trierer G. Ebenso wie die fünf Mittäter war G. Anfang des Jahres in Untersuchungshaft genommen worden. G. wurde vorgeworfen, insgesamt mit 30 Kilo Betäubungsmitteln Handel getrieben zu haben. Weil G. die Taten in vollem Umfang eingestand, hatte sein Anwalt eine Kronzeugenregelung mit Gericht und Staatsanwaltschaft erwirkt, in deren Zusammenhang G. aus der U-Haft entlassen wurde.

Er nutzte die Gelegenheit, um sich ins Ausland abzusetzen. Seine Mitangeklagten, die G. mit seinem Geständnis schwer belastet hat, erwarten nun voraussichtlich Haftstrafen von fünf Jahren und mehr. Wird der Ring wegen bandenmäßigem Handel verurteilt, könnte das die Haftstrafen zusätzlich nach oben treiben.

Nächster Verhandlungstermin vor der ersten großen Jugendkammer des Trierer Landgerichts ist am 5. Oktober, 9 Uhr. Richter Köhler hat für diesen Termin eine Verfahrensabsprache angekündigt - einen so genannten Deal. Bei einem solchen Gespräch besprechen Gericht, Staatsanwaltschaft und die Anwälte der Angeklagten den weiteren Verfahrensablauf. Kündigen die Verteidiger dabei umfangreiche Geständnisse ihrer Angeklagten an, sagen Staatsanwaltschaft und Gericht dafür niedrigere Haftstrafen zu als sie ohne Geständnis möglich wären.

Ob ein solche Einigung zustande kommt, ist allerdings noch offen.

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