Archivarbeit wider das Vergessen

Was geschah am 9./10. November 1938? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, durchforsteten Studenten und Mitarbeiter der evangelischen Studierendengemeinde (ESG) und der katholischen Hochschulgemeinde (KHG) unzählige Archive. Eine Ausstellung in der Trierer Dominformation präsentiert die Ergebnisse.

 Bietet interessante und bisweilen auch erschreckende Einblicke: Die Ausstellung „Was geschah am 9./10. November 193?“ präsentiert eine Zusammenstellung von zeitgenössischen Quellen und ist ab sofort in der Trierer Dominformation zu sehen. TV-Foto: Kim-Björn Becker

Bietet interessante und bisweilen auch erschreckende Einblicke: Die Ausstellung „Was geschah am 9./10. November 193?“ präsentiert eine Zusammenstellung von zeitgenössischen Quellen und ist ab sofort in der Trierer Dominformation zu sehen. TV-Foto: Kim-Björn Becker

Trier. (kbb) Jedes Jahr, pünktlich zum offiziellen Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar, planen die beiden Hochschulgruppen Aktionen und Veranstaltungen, um an die Verbrechen des Nazi-Regimes zu erinnern. Eine Ausstellung widmet sich nun, nur wenige Wochen nach dem 70. Jahrestag der Reichspogromnacht, den historischen Überlieferungen jener Stunden. "Man muss versuchen, objektiv an die Sache heranzugehen, die Dinge von dem damaligen Blickwinkel her betrachten", sagt Andreas Urban. Der 22-Jährige studiert Geschichte und katholische Theologie an der Universität Trier. Zusammen mit Andreas Mühling, Professor für evangelische Kirchengeschichte und gleichzeitig evangelischer Hochschulpfarrer, haben er und eine Handvoll weiterer Studenten Archive durchforstet, um an Original-Dokumente und Augenzeugenberichte zu gelangen.

Auf zahlreichen Info-Wänden erzählen Berichte, Abschriften offizieller Dokumente und alte Zeitungsartikel aus den Tagen vor und während des Novemberpogroms. Triers Oberbürgermeister Klaus Jensen lobte während der Ausstellungseröffnung das Engagement der Veranstalter und zeigte sich erfreut über eine "sehr lebendige Erinnerungskultur in Trier".

Lehrstück über die Entrechtung von Menschen



"Aus Erinnerung erwächst auch die Kraft, die Zukunft zu gestalten", sagte Jensen. Darin sieht auch Ralph Hildesheim, katholischer Hochschulpfarrer an der Uni Trier, die besondere Bedeutung für die Ausstellung. Genauso wie die Studenten der evangelischen Studierendengemeinde waren auch die Mitarbeiter der katholischen Hochschulgemeinde mit der Recherche und der Konzeptionalisierung der Ausstellung befasst. Von Trier über Birkenfeld bis nach Saarbrücken reicht das Spektrum der untersuchten Übergriffe auf jüdische Gemeinden.

"Dabei gibt es aber auch zahlreiche Lücken in den Archiven", sagt der Historiker Andreas Mühling, "und genau daraus entsteht dann die Gefahr, dass eine Geschichtsklitterung stattfindet, die der tatsächlichen Realität kaum entspricht." Gar von einer "Bagatellisierung" der Ereignisse berichtet der Historiker mit Blick auf die aktuelle Wahrnehmung. Für ihn soll die Ausstellung deshalb den Zweck erfüllen, "die Pogromnacht als Lehrstück über die Entrechtung von Menschen" zu begreifen. "Wenn eine eingeschüchterte Gesellschaft das duldet, sind Sicherheit und Terror Tür und Tor geöffnet."

Die Ausstellung ist bis Freitag, 13. Februar, in der Dominformation Trier, Liebfrauenstraße Ecke Domfreihof, montags bis freitags von 9.30 bis 17.30 Uhr und samstags von 9.30 bis 14 Uhr zu sehen.

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