Bärendienste und Verweigerer

TRIER. Von wegen Heimvorteil: Selbst im Heimatstadtteil Irsch sah Ulrich Holkenbrink (CDU) kein Land gegen seinen Kontrahenten Klaus Jensen. Der als unabhängiger Kandidat angetretene SPD-Mann gewann in allen Stadtteilen überdeutlich. Offenbar spielte die Unabhängige Bürgervertretung Maximini (UBM) dem künftigen OB unfreiwillig in die Hände.

Für die UBM ging der Schuss nach hinten los. Erst das Foto von Ehepaar Maximini in Holkenbrinks-Wahlkampfbroschüre, dann die Anzeigenkampagne von Mitinhabern eines Modehauses und wiederum Marianne Maximini unter dem UBM-Logo und -Slogan ("Aus Liebe zu Trier"), und schließlich wünschte ein UBM-Mitglied in einer Dezernatsausschuss-Sitzung dem Vorsitzenden Holkenbrink "viel Erfolg bei der OB-Wahl". Das war einem Teil der Gefolgschaft dann doch allzu viel "CDUBM". Ausgerechnet in Kürenz, dem Heimatstadtteil von Manfred Maximini, holte Jensen mit 76 Prozent der gültigen Stimmen eines seiner besten Ergebnisse. Selbst sein 67,1-Prozent-Resultat in Euren, ebenfalls eine UBM-Hochburg, lag noch über dem Gesamtergebnis (66,9). Seinen allerbesten Stadtbezirks-Wert (83,3 Prozent) erreichte der künftige OB im Nells Ländchen, dort, wo die Wahlbeteiligung mit 19,1 Prozent am niedrigsten war. Holkenbrinks Debakel hielt sich da in erträglichem Rahmen, wo er vor der Wahl als Favorit galt. Im Wohnort Irsch, im früheren Heimatstadtteil Zewen und in Kernscheid knackte er die 40-Prozent-Marke. Ein bescheidenes und rares Erfolgserlebnis, das dem CDU-Bewerber ansonsten nur noch bei den Briefwahl-Resultaten vergönnt (41,5) war. Selbst in Tarforst, wo er sich im Wahlkampf als Retter des Grundschul-Neubaus präsentiert hatte, kam Holkenbrink nicht über magere 33 Prozent hinaus."Nur" 264 ungültige Stimmen

Das triumphale Abschneiden Jensens wird durch die erschreckend niedrige Wahlbeteiligung (43,2 Prozent) getrübt, die noch hinter dem Zuspruch zur 2004er-Kommunalwahl zurück blieb (44 Prozent). Nie war die Fraktion der Verweigerer oder Desinteressierten in Trier so groß. Bei der ersten OB-Urwahl am 27. September 1998, die allerdings mit einer Bundestagswahl zusammenfiel, hatten 76,8 Prozent vom Stimmrecht Gebrauch gemacht. Resultat damals: Helmut Schröer (CDU) 57, Barbara Amelung (SPD) 31,1, Reiner Marz (Grüne) 11,9 Prozent. Kleiner Lichtblick: 1998 waren 944 Stimmen ungültig, vorgestern "nur" 264.

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