"Brot und Spiele": Die Römer haben Pause

Trier · Trotz ausgeweiteten Programms hat Brot und Spiele auch in diesem Jahr wieder ein Defizit erwirtschaftet. Für 2013 haben Kulturdezernent Thomas Egger und die Agentur Medienfabrik das Römerfestival abgesagt.

Trier. So sicher wie das Ave in der Arena folgte auf Brot und Spiele Jahr für Jahr die gleiche Diskussion: Welchen Wert hat das Römerspektakel aus kultureller und touristischer Sicht für Trier und wie hoch darf deshalb der Zuschuss aus der Stadtkasse sein?
Denn auch diesmal hat Brot und Spiele ein Defizit erwirtschaftet. 51 000 Euro muss die Stadt nachträglich übernehmen - zusätzlich zu ihrem fixen Zuschuss von 50 000 Euro (siehe Extra).
"Abspecken und verändern"


Dass ein neues Konzept hermuss - inhaltlich und finanziell - hatte der Stadtrat bereits voriges Jahr gefordert. Und dabei eine Senkung des städtischen Zuschusses im Blick gehabt.
Wenige Wochen vor Brot und Spiele 2012 legte Ronald Frank - Chef der Medienfabrik, die das Römerspektakel im Auftrag der Stadt durchführt - der Stadtverwaltung seinen Vorschlag vor: Bei gleichem Inhalt und Umfang sollte der städtische Zuschuss auf 150 000 Euro verdreifacht werden, plus der Zusage, dass ein mögliches Defizit bis 30 000 Euro zusätzlich aus der Stadtkasse zu decken ist. Nach TV-Informationen hatte Frank der Stadtverwaltung signalisiert, dass er ansonsten Brot und Spiele mit den bisherigen Inhalten nicht mehr durchführen würde.
Doch die Stadtratsfraktionen kündigten Widerstand gegen die Zuschusserhöhung an (der TV berichtete). Und auch Triers Kultur- und Wirtschaftsdezernent lehnt ab: "Wir haben beim besten Willen keine Chance, diese Summe im Haushalt abzubilden", sagte Thomas Egger beim Pressegespräch am Montag. Und Brot und Spiele inhaltlich "so zu kastrieren, dass von der Gesamtstruktur nichts mehr übrig bleibt, hätte auch keinen Wert".
Um rechtzeitig ein Konzept für 2013 aufzustellen, das inhaltlich und finanziell sowohl für die Medienfabrik als auch für die Stadt tragbar ist, fehle allerdings die Zeit. "Um zum Beispiel bei den Reiseveranstaltern in die Kataloge zu kommen, hätten wir bis zum 30. August Planungssicherheit benötigt", erklärte Frank. Schon im vorigen Jahr konnte der Ticketverkauf wegen der öffentlichen Diskussionen über die Veranstaltung nicht wie geplant in der Vorweihnachtszeit, sondern erst im Frühjahr beginnen.
"Wir nutzen daher 2013 als künstlerische Pause, um 2014 mit einem abgespeckten, veränderten Konzept für Brot und Spiele neu zu starten", sagte Egger. Wie viel Geld in den Doppelhaushalt 2013/14, der im Herbst aufgestellt wird, für Brot und Spiele 2014 reserviert wird, stehe allerdings noch nicht fest.
Auch wie das neue Konzept aussehen soll - ob das Römerfest etwa nur noch jedes zweite Jahr stattfindet oder die beiden Spielstätten Amphitheater und Kaiserthermen beibehalten werden - sei völlig offen.
Ob und in welcher Form die Medienfabrik weiter an Brot und Spiele beteiligt bleibt, müsse ebenfalls noch geklärt werden. "Wir sind im Gespräch", sagte Egger. "Ich wäre schließlich mit dem Klammerbeutel gepudert, wenn ich auf die Erfahrung, die die Medienfabrik in den letzten zehn Jahren mit Brot und Spiele gesammelt hat, verzichten würde." Zudem hält die Medienfabrik Urheberrechte am bisherigen Konzept.Meinung

Richtige Entscheidung
Statt dem jahrlangen "Augen zu und weiter so" gilt nun endlich ein "Stopp!" für Brot und Spiele. Die Situation war allerdings auch zu absurd: Während Politik und Medienfabrik anfangs von einer bloßen öffentlichen "Anschubfinanzierung" redeten, die nötig sei, um das Römerspektakel so erfolgreich zu machen, dass es sich selbst trägt, stiegen in den vergangenen Jahren die öffentlichen Zuschüsse kontinuierlich an. Jahr für Jahr wurden im Vorfeld die Zahlen schöngerechnet und hinterher - Huch! - stand dann doch wieder ein dickes Minus unterm Strich. Jetzt muss ein neues, reelles Konzept für 2014 her. Und da sollte Kulturdezernent Egger sich etwas einfallen lassen. Gelingt ihm das nicht, wäre Brot und Spiele nach den Antikenfestspielen die zweite wichtige Sache, die in seiner Ägide stirbt. Und dann bleibt wirklich nur zu hoffen, dass es bei der konzeptionellen Neuaufstellung und baulichen Sanierung des Theaters anders läuft. c.wolff@volksfreund.deExtra

19 500 Besucher kamen dieses Jahr zu Brot und Spiele - und damit viel zu wenige. Denn bei den Ticketverkäufen hatten Medienfabrik und Stadtverwaltung mit Einnahmen von 275 000 Euro gerechnet, tatsächlich wurden nur 220 000 Euro erzielt. Dazu kam, dass das Land rund 18 000 Euro weniger Zuschuss gewährt hat als eingeplant (rund 70 000 Euro). Weil das Ausgabenbudget auf die geschätzten Einnahmen ausgerichtet war, hat sich insgesamt ein Defizit von 51 000 Euro ergeben, das die Stadt laut Vertrag mit der Medienfabrik zusätzlich zu ihrem Fix-Zuschuss von 50 000 Euro übernehmen muss. Warum die Vorstellungen im Amphitheater nicht ausverkauft waren, dafür hat Medienfabrik-Chef Ronald Frank keine Erklärung: "Das Wetter hat gestimmt, und wir haben alles unternommen, was möglich war, um Besucher anzuziehen. Von außerhalb der Region haben wir das auch geschafft, aber die Trierer selbst lieben die Marke Brot und Spiele offenbar nicht - nicht die Qualität der Veranstaltung hat für die Leute im Vordergrund gestanden, sondern es ging immer nur um die Zahlen. Wäre Brot und Spiele ausreichend finanziell ausgestattet, wären wir ein Erfolgsmodell und keine Defizitveranstaltung." woc

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