Zeitgeschehen Mini-Marx und Jack, der Glücksbringer - die satirische Trierer Vorschau auf das neue Jahr

Trier · Obacht, Satire: Das kommt 2019 (garantiert nicht). Ein ziemlich unernster Ausblick auf das neue Jahr in Trier.

 Hochrangige chinesische Volksvertreter sind sichtlich beglückt: Trier schenkt der Volksrepublik zum 201. Geburtstag des großen Philosophen eine Karl-Marx-Ministatue.

Hochrangige chinesische Volksvertreter sind sichtlich beglückt: Trier schenkt der Volksrepublik zum 201. Geburtstag des großen Philosophen eine Karl-Marx-Ministatue.

Foto: Roland Morgen

2019: 365 Tage voller Ungewissheit und potenzieller Überraschungen liegen vor den Triererinnen und Trierern. Aber keine Bange: Der TV verrät schon einmal vorab, was im neuen Jahr garantiert nicht passieren wird.

Januar: Lange vorbereitet, jetzt wird’s wahr. Die Volkshochschule nimmt „Deutsch für Inländer“ ins Programm. Die Sprach-, Grammatik- und Orthografiekurse richten sich in erster Linie an einheimische Internet-Hetzer. Auch diese hätten das Recht, die Landessprache so gut zu beherrschen wie die meisten Migranten.

Februar: Der Trierer Unternehmer Peter Brommenschenkel nimmt die bevorstehende Eröffnung seines vegan-vegetarischen Restaurants in der Grabenstraße zum Anlass,  der City-Initiative Trier (CIT) beizutreten. Deren Vorsitzender Benno Skubsch mag es kaum glauben und wähnt sich zunächst als Opfer einer „Verstehen Sie Spaß?“-Sendung.

März: Das Kleine Volkstheater kündigt endlich wieder ein neues Stück an. Titel: „Stress in der ISS“. Zum Inhalt: Astro-Bäbb, Kommandantin einer multiregionalen Raumstation, und ihr Universums-Universalknecht Kosmos-Jupp bekommen es mit einer Horde saarländisch und luxemburgisch sprechender Aliens zu tun.

April: Der beste Aprilscherz kommt diesmal von der SPD Trier. Sie erklärt den Sonnenuhr-Brunnen auf dem Willy-Brandt-Platz zum Helmut-Schmidt-Denkmal. Eine charakteristische  Würdigung des Altkanzlers (1918-2015) sei mit relativ geringem Aufwand möglich: Die Brunnensäule sehe schon aus wie eine Zigarette und bedürfe lediglich kleiner farblicher Auffrischungen. Tabakkonzern JTI stehe als Sponsor bereit.

Mai: Trier revanchiert sich und schenkt der Volksrepublik China eine Miniatur der Statue, die Peking zum 200. Geburtstag am 5. Mai 2018 von Karl Marx gestiftet hat. Der Größenunterschied soll unter anderem die Bevölkerungszahlen-Relation symbolisieren: Bundesrepublik 83 Millionen Einwohner, Volksrepublik 1,4 Milliarden.

Juni: Getreu dem Motto „Scherben bringen Glück“ engagiert die Trier Tourismus und Marketing GmbH (TTM) den Bürgermeister der niederländischen Partnerstadt Herzogenbusch, Jack Mikkers, als Stargast der Altstadtfest-Eröffnung: Mikkers soll sein 2018er Husarenstück wiederholen und beim obligatorischen Fassanstich auf der Hauptmarkt-Bühne mehrere Biergläser zertrümmern und damit erneut einen erfolgreichen Festverlauf garantieren.

Juli: Die Stadtteile Pfalzel und Ehrang drohen zum 50. Jahrestag ihrer (Zwangs-) Eingemeindung damit, ihre Bürger über einen Austritt aus Trier abstimmen zu lassen. Um ein Referendum und den drohenden PFExit zu verhindern, versprechen die Stadtväter vom Augustinerhof das Blaue vom Himmel. So soll Ehrang (wie schon 1969 angekündigt) ein Freibad erhalten. Listigerweise wird offengelassen, bis zu welchem Jahr das geschehen soll.

August: Weil er trotz intensiver Suche keine neue Weinkönigin findet, die seinen Vorstellungen entspricht, springt der Olewiger Oberwinzer Peter Terges selbst in die Bresche und lässt sich am 31. Juli zu Weinkaiser Peter I. von Trier krönen. Das Volk ist derart begeistert, dass Forderungen laut werden, seine Majestät möge doch bitte auch deutscher Glühweinkönig werden.

September: Der anno 1897 gegründete Verein Trierisch geht bei seinen Bemühungen, die heimatliche Mundart zeitgemäß aufzupeppen und seinem Stammtisch frische Impulse zu geben, neue Wege. Er bietet Sprachkurse in „Tringlisch“ an, also einem bereits vielfach angewandten Mix aus Trierisch und Englisch. Das Unterrichtsbuch „Fack ju, dau Hejel“ avanciert zum lokalen Bestseller.

Oktober: In der Stadtratssitzung erscheint der Geist von Franz Weißebach (1860-1925), um den Grünen ins Gewissen zu reden. Deren  jährlich immer wieder aufs Neue gestellten Anträge auf ein Wildtierverbot seien „Zirkus“ und bei ihm abgekupfert. Der schalkhafte Weißebach hatte seinerzeit testamentarisch verfügt, dass der Stadtrat in fünf aufeinander folgenden Jahren über den (in Trier undenkbaren) Bau eines Krematoriums abstimmen müsse, ehe das vererbte Geld dafür verwendet werden konnte, den Palastgarten anzulegen.

November: Bei archäologischen Grabungen des Rheinischen Landesmuseums auf dem Gelände des Martinsklosters, wo ein Studi-Wohnheim-Neubau entstehen soll, wird eine ominöse antike Kiste gefunden. Inhalt: Ein Schwert und ein halber Mantel ...

Dezember: Schöne Geste an die Einheimischen: Weil an den Adventssamstagen auswärtige Besucher Triers vom Park-and-Ride-Angebot profitieren, dürfen an diesen Tagen nun auch Stadtbewohner kostenlos Bus fahren. Der Verlust an Einnahmen ist zu verschmerzen, weil zum 1. Januar 2020 der Verkehrsverbund Region Trier (VRT) wieder die obligatorische  Ticketpreis-Erhöhung verordnet.

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