Die großen Sieben wollen mehr Einfluss

Die beiden Kaufhof-Häuser, Karstadt, Sinn Leffers, Saturn und Media Markt bilden eine neue und mächtige Händlergemeinschaft in Trier. Im Gespräch mit dem TV schildern die Geschäftsführer ihre Ziele und gehen dabei sowohl mit der City-Initiative als auch mit der Stadtverwaltung Trier hart ins Gericht.

Trier. Sie führen die größten Handelshäuser in Trier, beschäftigen die meisten Mitarbeiter und haben ein klares gemeinsames Ziel: Sieben Chefs haben sich zusammengetan, um Dinge zu bewegen, Impulse zu liefern, die Interessen des Handels zu vertreten und Gehör zu finden - wesentlich mehr als bisher.

Die Gründer:

Die Interessengemeinschaft für den Einzelhandel der Stadt Trier besteht aus Ralf Reichert (Media Markt, in Trier seit 2001), Dieter Strobel (Saturn, 1994), Heinz-Josef Löbbert (Karstadt, April 2010), Jürgen Jacobs (Galeria Kaufhof Fleischstraße, 2005), Hans-Peter Schlechtriemen (Galeria Kaufhof Simeonstraße, Oktober 2001), Peter Karl (Galeria Kaufhof Personal und Organisation, Juni 2010) und Michael Cornelius (Sinn Leffers).

Eine offizielle oder rechtlich verbindliche Form hat die Gemeinschaft nicht. "Die werden wir auch nicht brauchen", sagt Hans-Peter Schlechtriemen. "Wir werden keinen Verein gründen und auch keinen Vorsitzenden wählen." De facto bestehe die Gemeinschaft der großen Sieben schon seit einiger Zeit. Schlechtriemen: "Wir gehen jetzt nicht auf Mitgliedersuche. Erste Anfragen gab es bereits. Aber wir bleiben geschlossen."

Der Anlass:

In der Diskussion mit sechs der sieben Geschäftsführer, Michael Cornelius fehlte wegen eines wichtigen Termins, kommt der Anlass der Gründung sehr schnell auf den Tisch. "Es war die Diskussion um den ersten Advent als offener Sonntag", sagt Karstadt-Chef Heinz-Josef Löbbert. Im August 2010 hatten die Mitgliedsbetriebe der City-Initiative mit einem Vorsprung von zwei Stimmen dafür votiert, aus dem 13. März - dem Sonntag nach Aschermittwoch - einen offenen Sonntag zu machen, am ersten Advent aber geschlossen zu bleiben.

Erst in einer zweiten Abstimmung im Januar fand sich eine Mehrheit für den offenen ersten Advent. "Das erste Abstimmungsergebnis ist doch ungeheuerlich", sagt Strobel. "Um uns herum hat alles auf, aber das Oberzentrum macht am ersten Advent zu. Der Vorstand der City-Initiative hätte das ganz anders steuern müssen."

Die City-Initiative:

Obwohl schon die Gründung der Interessengemeinschaft eine klare Kritik an den Vorgängen innerhalb der City-Initiative ist, bemühen sich die sieben Geschäftsführer, keine Fronten aufzubauen. "Wir wollen die City-Initiative mit Sicherheit nicht bekämpfen oder gar zerschlagen", sagt Hans-Peter Schlechtriemen. "Das wäre doch auch totaler Unsinn. Wir wollen auch keine Konkurrenz sein. Im Gegenteil: Wir werden gerne mit ihr zusammenarbeiten und jeden Impuls unterstützen, den Handel in Trier voranzubringen."

Kritik gibt es natürlich doch. "Die City-Initiative ist zu schwach", sagt Dieter Strobel. "Die hätten den offenen Sonntag am 13. März wie eine Schafherde über sich ergehen lassen", sagt Heinz-Josef Löbbert. "Eine derartige Fehlentscheidung hätte uns Umsätze und wohl auch Arbeitsplätze gekostet."

Ralf Reichert ergänzt: "Es ist ganz einfach ein Problem, wenn in einer derart wichtigen Vereinigung wie der City-Initiative Unternehmer, die gar keine Händler sind, über elementar wichtige Handelsfragen wie den offenen Sonntag entscheiden."

Die Stadtverwaltung:

Es stimmt einiges nicht in der Stadt Trier, darin sind sich die Chefs der großen Häuser einig. Ihre Kritik an der Stadtverwaltung ist ebenso deutlich wie im Fall der City-Initiative. "Der vergangene Winter war so schlimm wie noch nie", sagt Ralf Reichert. "Wege und Straßen waren zugeschneit und vereist. Die Unzufriedenheit der Kunden mit dieser Situation hat sich gravierend auf unser Weihnachtsgeschäft ausgewirkt, mit dem wir nicht zufrieden sein konnten." Peter Karl (Kaufhof) betont: "Es kann doch wirklich nicht sein, dass das Oberzentrum am schlechtesten geräumt ist. Katastrophale Verhältnisse wie diese treffen den Handel am härtesten."

Schlechtriemen bringt die Forderung der Interessengemeinschaft auf den Punkt: "Wir wollen ein stabiles Winterkonzept, in dem solche Fragen geregelt sind."

Der Verkehr:

Wer in Trier einkaufen soll, muss auch bequem anreisen können - so sehen es die großen Häuser. "Was hier verkehrstechnisch abläuft, ist nicht mehr nachzuvollziehen", sagt Dieter Strobel. Jürgen Jacobs präzisiert: "Wie oft haben Stadt, Land und Bund parallel und völlig unkoordiniert an Straßen gearbeitet und den Verkehr zum Erliegen gebracht?" Die nächste Katastrophe stehe mit der mehrwöchigen Sperrung der Bitburger Straße im vierten Quartal (der TV berichtete mehrmals) bereits vor der Tür. Schlechtriemen: "Wie kann man denn die Stadt im gesamten Weihnachtsgeschäft derart lahmlegen? Das darf nicht geschehen."

Luxemburg:

Die drohende Konkurrenz durch vier geplante große Einkaufzentren im Großherzogtum beschäftigt die Interessengemeinschaft ebenfalls sehr. "Ich höre von der Rathausspitze immer, wir müssten uns keine Sorgen machen und seien gut aufgestellt. Das reicht uns aber nicht", sagt Dieter Strobel. Schlechtriemen spricht die Forderung der sieben Chefs aus: "Wir brauchen einen City-Manager oder Geschäftsführer für City-Marketing mit einem festen Budget."

Die Jahreshauptversammlung

der City-Initiative beginnt heute Abend um 19.30 Uhr im Tagungszentrum der IHK.

EXTRA

DIE INTERESSENGEMEINSCHAFT FüR DEN EINZELHANDEL DER STADT TRIER



"Ich glaube, dass unsere Interessengemeinschaft ein gutes Budget für City-Marketing auf die Beine stellen könnte. Außerdem brauchen wir schlagkräftige Sonderöffnungszeiten und mehr Sicherheit in der City." "Trier darf sich auf seinen hohen Umsätzen nicht ausruhen. Wir müssen als Oberzentrum klar besser werden. Es wäre schon klasse, wenn wir es hinbekommen würden, in der City alle gleichzeitig auf- und zuzumachen." "Alle tun hier so, als ob alles in bester Ordnung wäre. Niemand ist wirklich zufrieden, aber niemand will es offen zugeben. Unsere Gemeinschaft soll Impulsgeber und Treiber für den Trierer Handel sein." "Es geht uns darum, Einfluss zu nehmen und gehört zu werden. Es ist inakzeptabel, dass elementar wichtige Fragen des Innenstadthandels ohne dessen größte Repräsentanten ablaufen. Wir können Dinge bewegen." "Wir haben schon vorher zusammengearbeitet und tun dies ab sofort in einer auch offiziell wahrnehmbaren Form unverändert weiter. Wir agieren nicht gegen andere Vereinigungen, sondern für den Handel in Trier." "Wir müssen eine Service-Initiative starten, um der drohenden Konkurrenz aus Luxemburg zu begegnen. Selbstverständlich arbeiten wir dabei sehr gerne mit der City-Initiative und der Stadt zusammen."

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