Die Qual mit der freien Schulwahl

TRIER-HEILIGKREUZ. Das Aufnahmeverfahren für die zukünftigen Fünftklässler an den Trierer Gymnasien wird in diesen Tagen abgeschlossen. Alle Grundschüler, die ein Gymnasium besuchen möchten, können aufgenommen werden – doch nicht immer an der gewünschten Schule. Aus Heiligkreuz bekamen zehn Grundschulkinder vom Auguste-Viktoria-Gymnasium (AVG) eine Absage aufgrund der "Zumutbarkeit".

Die Eltern verstehen die Welt nicht mehr. "Im Schulgesetz steht eindeutig, dass die Einteilung nach Bezirken nicht rechtmäßig ist", sagt Imke Goos aus Heiligkreuz. Genau dieses Gefühl beschleicht sie aber. Ihr Sohn Philipp hat wie neun weitere Klassenkameraden aus Gründen der Zumutbarkeit eine Absage auf einen Aufnahmeantrag am Trierer AVG bekommen. "Wir sind nach Strich und Faden belogen worden." "So, wie sich das jetzt darstellt, war von vornherein klar, wer genommen wird und wer nicht. Die ganzen Vorstellungsgespräche hätten wir uns sparen können", beschwert sich Arnim Schmidt-Dominé. Seine Frau Beate Kathöfer ergänzt: "Es ist ein absolutes Missverhältnis zwischen dem Aufwand, der um das Halbjahreszeugnis der vierten Klasse gemacht wird, auf das sich der ganze Fokus samt Empfehlung richtet, und dem Entscheidungsprozess. Das passt nicht zusammen." Ihre gemeinsame Tochter ist auch auf der zweiten favorisierten Schule nicht aufgenommen worden. Stattdessen werden die meisten der abgewiesenen Kinder jetzt auf das Friedrich-Spee-Gymnasium (FWG) gehen, wo es noch freie Plätze gibt. 22 Schülern musste der Direktor des AVG, Bernhard Hügle, absagen. 114 Kinder werden in vier Klassen untergebracht werden: drei mit dreißig Kindern und die Hochbegabtenklasse mit 24 Kindern. "Wir entscheiden nach den Kriterien der Zumutbarkeit, der Fremdsprachenwahl und der Geschwisterkinder, aber am Ende sind die zumutbaren Bedingungen, also die Erreichbarkeit der Schulen, ausschlaggebend." Er könne den Unmut der Eltern schon verstehen, doch aus seiner Schule sei niemand mit einer mündlichen Zusage nach Hause gegangen, so Hügle. Auch der Direktor des Max-Planck-Gymnasiums (MPG), Ludwig Weyand, musste zwölf Grundschüler abweisen. Auch dort wird es vier Fünfte Klassen geben, insgesamt 117 Kinder. "Die Eltern waren bei uns nicht überrascht. Wir haben in den Gesprächen die Probleme durchdiskutiert und die gute Nachricht ist doch, dass alle Grundschüler auf einem Trierer Gymnasium Platz finden, eben nur nicht auf der Wunsch-Schule." Am Hindenburg-Gymnasium (HGT) war die Erreichbarkeit der Schule ebenfalls der ausschlaggebende Grund bei der Verteilung der 120 Plätze. Mit Noten habe das nichts zu tun, gibt Direktor Bernhard Bremm Auskunft. Neun Schülern kann dort aus "Kapazitätsgründen" dem Antrag auf Aufnahme nicht stattgegeben werden. Für die Lehrerin der abgelehnten Heiligkreuzer Grundschüler, Andrea Holzem, sind "diese Rahmenbedingungen indiskutabel". Einerseits stellten sich die Gymnasien mit individuellen Profilen und Schwerpunkten vor, mit denen den Neigungen der Schüler vordergründig Rechnung getragen werde, und "am Ende geht es eigentlich nur darum, aus welchem Wohnort man kommt". Die aufgebrachte Elternschaft aus Heiligkreuz will für sich und vor allem "den nächsten Jahrgang" jetzt kämpfen und fordert "mehr Transparenz": "Wir würden uns gerne mit der Aufsichts- und Dienstleistungsbehörde an einen Tisch setzen und dieses undurchsichtige Verfahren diskutieren. Es geht um die Zukunft."

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