TV-Serie Heimat-Genuss Von der Ruwer frisch in die Rührschüssel

Sommerau · Die Wagner-Mühle im kleinen Ort Sommerau beliefert zahlreiche Bäckereien im ganzen Land, aber auch andere Kunden mit Salz, Saat, Müsli oder Mehl – aus Linsen, Erbsen, Emmer oder Weizen.

 Mitarbeiter Frank Jung steht zwischen den Maschinen der Wagner-Mühle in Sommerau, einer der wenigen noch aktiven Mühlen in Deutschland.

Mitarbeiter Frank Jung steht zwischen den Maschinen der Wagner-Mühle in Sommerau, einer der wenigen noch aktiven Mühlen in Deutschland.

Foto: TV/Petra Willems

Der kleine Ort Sommerau, idyllisch im Tal der Ruwer gelegen, hat kaum 100 Einwohner, eine malerische Burgruine, einen Wasserfall und eine echte Mühle. Und die ist noch immer in Betrieb, als eine von wenigen in der Region (siehe Extra), was sich auch auf den Kundenstamm auswirkt. „Wir liefern unser Mehl bis nach Münster“, sagt Frank Jung, Mädchen für alles und rechte Hand des Chefs in der Mühle, die es seit 1330 gibt und die mittlerweile in der fünften Generation von Müller Wolfgang Wagner geführt wird.

Nicht nur Großkunden wie Bäckereien werden mit dem Wagner-Mehl beliefert, sondern auch Endverbraucher. Denn: Als immer mehr kleine Bäckereien wegen der Konkurrenz zu den Discountern und Ketten ihre Betriebe schließen mussten, sagt Wolfgang Wagner, „haben immer mehr Menschen angefangen, ihr Brot wieder selbst zu backen“, erzählt der Chef. Und unter anderem für diese Menschen bietet die Mühle ihr Mehl in handelsüblichen Größen an, in einer eigens kreierten, wiederverschließbaren Verpackung mit Mühlen-Logo. „Wir haben uns lange überlegt, wie wir das Mehl verpacken“, erzählt Jung. Nach und nach sei die heutige Verpackung, eine beigefarbene Tüte mit Sichtfenster, Logo und Zip-Verschluss, entwickelt worden.

Zuerst wurden nur Hofläden wie in Reinsfeld bei Hermeskeil oder in Ralingen-Olk beliefert, mittlerweile gibt es die Wagner-Produkte auch in kleinen Supermärkten wie in Farsch­weiler oder direkt in der Mühle in Sommerau, frisch ab Werk quasi. „Teilweise kommen die Leute aus Prüm, um bei uns zu kaufen“, sagt Jung. Und das nächste Projekt steht auch schon in den Startlöchern: ein Online-Shop. „Daran arbeiten wir aber noch“, sagt Jung.

Unter den angebotenen Mehlsorten ist die Auswahl groß, und wer denkt, Mehl habe immer etwas mit Weizen, Roggen oder Dinkel zu tun, der irrt: Neben den herkömmlichen Sorten werden in Sommerau auch so seltene Arten wir Emmervollkornmehl oder Heidekornmehl produziert. Wolfgang Wagner: „Heidekorn gibt es nur bei uns im Drei-Länder-Eck, sonst nirgendwo“, sagt der gelernte Müller, der seit fast 30 Jahren die Mühle führt und das Korn in der Region einkauft, bei Bauern in Mandern oder Morscheid oder in Trier-Filsch zum Beispiel. „Die Leute achten mittlerweile sehr darauf, was sie wo kaufen. Das Regionale vor Ort, das ist das, was zieht.“ Auch mit im Angebot der Mühle: Erbsenmehl, Linsenmehl, Mirabellenmehl oder, fast schon profan, Traubenkernmehl. Der Renner ist derzeit jedoch das sogenannte Römermehl, dass Frank Jung speziell zum Backen von Pizzateig zusammengestellt worden ist. Da sei zum Beispiel auch etwas Knoblauch drin, verrät er, und präsentiert das (selbst zusammengestellte) Rezept für den Pizzateig gleich mit in zwei Varianten. „Einmal für Teig, der einen Tag ruhen kann, und einmal die schnelle Variante“, sagt Jung.

Neben Mehl stellt die Mühle seit kurzem auch ihr eigenes Müsli her, zwei verschiedene Geschmacksrichtungen sind aktuell im Angebot. „Wir wollten mal etwas Spezielles machen, was sonst keiner hat“, erklärt Jung. Die Kunden können wählen zwischen mehreren Geschmacksrichtungen, der Renner sei im Moment, sagt Frank Jung, Schoko-Birne, ein Müsli mit hohem Eiweißgehalt. Da versteht sich der Name Kraftprotz von selbst.

 Die Mehle der Wagner-Mühle in Sommerau sind auch im Direktvertrieb erhältlich.

Die Mehle der Wagner-Mühle in Sommerau sind auch im Direktvertrieb erhältlich.

Foto: TV/Petra Willems
 Heimat Genuss Logo JPG

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Foto: TV/Schramm, Johannes

Außerdem bietet die Mühle selbst gerösteten Knoblauch an, Nüsse, Salz oder Senf, für den die Körner ebenfalls in der Mühle bearbeitet wurden. Und das unter Umständen sogar klimaneutral, wie Wolfgang Wagner sagt. „Wenn die Ruwer genug Wasser führt, produzieren wir unseren Strom für die Mühle komplett selbst“, sagt der Müller. Für Maschinen, die zum Teil zig Jahre mehr auf dem Buckel haben als Mühlen-Mitarbeiter Frank Jung (Jahrgang 1973). „Da ist noch weniger Technik dran, da kann man vieles, wenn es mal kaputtgeht, wieder reparieren“, sagt er.

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