Ein grenzenloser Kampf gegen das Komasaufen

Trier · Spätestens die Situation an Weiberfastnacht 2012 in Trier ist alarmierend gewesen, als ungewöhnlich viele junge Menschen exzessiv Alkohol getrunken hatten und im Krankenhaus behandelt werden mussten. Derzeit arbeitet die Suchtberatung "Die Tür" in einem grenzüberschreitenden Projekt mit, führt Befragungen durch und organisiert einen Fachtag zum Thema Wandel in der Festkultur und Alkoholkonsum.

Trier. Zu einer ordentlichen Party gehört für viele eine Flasche Bier oder ein Glas Prosecco. Auch für junge Menschen. Wenn daraus aber so viel wird, dass man ärztliche Hilfe benötigt, ist das Maß überschritten. So geschehen an Weiberfastnacht 2012 in Trier, als beim kollektiven Kampftrinken auf offener Straße 60 Menschen ihre Grenzen überschritten.
Ob es mit einem Alkoholverbot beim Straßenkarneval getan ist, ist zweifelhaft. Denn auch für 2011 sprechen die Zahlen - abseits von Karneval und großen Volksfesten - eine deutliche Sprache: 56 Jugendliche seien in der Kinder- und Jugendmedizin des Mutterhauses zur Entgiftung aufgenommen worden. Deswegen hat es sich unter anderem die Suchtberatung "Die Tür" zur Aufgabe gemacht, den Drogen- und Alkoholkonsum bei jungen Menschen, aber auch den Wandel der Festkultur und die Gründe dafür zu hinterfragen. Festzustellen sei, dass zwar weniger Jugendliche Alkohol trinken, aber sich die Exzesse häufen, sagen "Die Tür"-Leiter Andreas Stamm, Mitarbeiter Gerhard Schröder und Exhaus-Mitarbeiter Cornelius Günther (Bereich Streetwork).
Dies ist Antriebsfeder für die Teilnahme am von der EU zu 45 Prozent geförderten Projekt Mag-Net 2 (siehe Extra), in dessen Rahmen "Die Tür" mit dem Exzellenzhaus einen Fachtag organisiert. Teilnehmen werden Vertreter aus Deutschland, Frankreich, Luxemburg und Belgien. Davon erhoffen sich die Trierer Akteure keine "Patentlösungen", aber Antworten, um das veränderte Feierverhalten junger Menschen zu verstehen. Parallel laufen Befragungen von Jugendlichen und jungen Menschen. In sieben bis zehn Minuten machen sie in anonymisierten Fragebogen Angaben zu ihrem Alkohol- oder Drogenkonsum. 500 bis 1000 Bogen sollen entsprechende Daten erbringen. "Wir sehen unseren Auftrag darin, Ideen und Impulse zu geben, die Politik muss überlegen, ob und was sie umsetzen will", sagt Andreas Stamm. Denn Projekte zur Lösung der Problematik gibt es. Zwei davon werden zum Beispiel während des Fachtags vorgestellt: Heidi Kuttler von einem Zentrum für Suchtprävention in Lörrach referiert über das Bundesmodellprojekt "Hart am Limit - Halt". Dabei geht es nicht nur darum, auf Vorfälle zu reagieren, sondern um Wege für neue Strukturen, um den Jugendschutz zu verbessern und verschiedene Akteure an einen Tisch zu bringen. Johannes Fuchs, kommunaler Suchtbeauftragter aus Konstanz, wird anhand des Projekts b.free erläutern, wie Suchtprävention im Landkreis Konstanz seit 2005 organisiert und strukturiert wird. Ziel ist ein selbstverantwortlicher und maßvoller Umgang mit Alkohol unter Beachtung des Jugendschutzes und so die Aufarbeitung eines gesamtgesellschaftlichen Problems, das auch die Trierer angehen wollen.Extra

Das interregionale Projekt zu Drogenprävention Mag-Net 2 läuft über zwei Jahre. Der Fachtag in Trier ist eine von sechs Tagungen zu verschiedenen Themenbereichen in den beteiligten vier Ländern. Die Trierer Suchtberatung "Die Tür" führt außerdem eine Fragebogen-Aktion durch, bei der junge Menschen Auskunft über ihren Alkohol- oder Drogenkonsum geben. Die Ergebnisse sollen im ersten Quartal 2014 vorliegen. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse sollen auch dazu dienen, Infomaterialien, Prospekte und Plakate zu erstellen, mit denen Jugendliche sowie ihre Eltern für das Thema sensibilisiert werden. cofi

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