Ein Restrisiko am Fuße der roten Felsen bleibt

TRIER-WEST/PALLIEN. Der Schock sitzt den Anwohnern der Bonner Straße noch in den Knochen, auch wenn der Felsabsturz in Pallien schon fast einen Monat zurückliegt. Nun konnten die Betroffenen in einer Bürgerinformation Antworten auf ihre Fragen bekommen, die sich nach dem Vorfall ergaben.

Vor allem die Gefahren, die in Zukunft von den roten Felswänden in Triers Westen ausgehen, und die haftungsrechtliche Situation standen im Mittelpunkt des Interesses bei der Informationsveranstaltung in Pallien. Baudezernent Peter Dietze, Wolfgang van Bellen vom Tiefbauamt, das auch für Felssicherungen zuständig ist, und Uwe Schroeder, Obergeologierat beim Mainzer Landesamt für Geologie und Bergbau, stellten sich den Fragen der Bürger.

„Wo es sich um städtischen Felsen handelt, liegt die Haftung bei der Stadt und die Verantwortung in vollem Umfang bei uns, wenn es darum geht, Gefahren abzuwenden“, konnte Baudezernent Peter Dietze die Betroffenen beruhigen. Denn prinzipiell hafte der Eigentümer, und in den meisten Fällen lägen die Grenzen der privaten Grundstücke dort, wo der Fels beginnt. Einfach ist es nicht, diese Eigentumsverhältnisse festzulegen. Das letzte offizielle Dokument, in dem dies festgehalten wurde, ist das Kataster von 1857. 1902 gab es noch einmal Vermessungen. Damals seien die Messverfahren zwar andere gewesen, aber es wurde festgelegt, dass der Fuß des Felsens die Grenze sein sollte. „Es ist schlimm, dass wir vorher nicht gehört haben, wie gefährlich es ist, dort zu wohnen. Im Gegenteil, für uns war es ein Sicherheitsgefühl, im Schutz des Felsens zu wohnen“, sagt Renate Schmidt-Meineke, die bislang ahnungslos unterhalb des Trierer Wahrzeichens lebte. „Wir haben früher als Kinder schon gelernt, den Felsen zu beobachten und dass die Nähe der Felswand für uns Tabu ist. Das war ein ungeschriebenes Gesetz. Der hintere Bereich unserer Grundstücke war immer Brachland. Wir haben nicht verstanden, dass dann doch dort gebaut wurde. Menschen, die neu in dieses Gebiet ziehen, müssten über die Gefahren informiert werden“, sagt Christine Reiter-Ehrmann, Nachbarin des Ehepaars Becker, dessen Werkstätten und Garagen unter den Felsblöcken begraben wurden.

Gerade auf die Buntsandsteinwand in Pallien, die über Jahrhunderte hinweg als Steinbruch genutzt wurde und deren Standfestigkeit durch Menschenhand schon geschwächt ist, wirken verschiedene Faktoren ein. Das sind „die eigene Schwere, Klüfte und Spalten und die Witterung, die den Felsverband schwächen“, erklärte Geologe Schroeder. Ein Restrisiko bleibe so immer bestehen. „Das Schadensereignis hat auch uns überrascht“, erklärte Uwe Schroeder. Allerdings könnten derartige Felsstürze nicht langfristig vorhergesagt werden und sich innerhalb weniger Stunden entwickeln. In akuten Sofortmaßnahmen würden nun die jetzt noch an der Wand verbliebenen Felstürme, -nasen und Überhänge zunächst mit Felsnägeln und Drahtseilen gesichert. Danach könnten dann die Räumungsmaßnahmen am Boden beginnen. Wolfgang van Bellen informierte darüber, dass seit April vergangenen Jahres Vorarbeiten liefen, um nach einhundert Jahren ein neues Felskataster zu erstellen.

Drei Tage vor dem Hangrutsch wurde der Zeitplan aktualisiert, die Erfassung der Grundlagen soll im April beendet sein. Zum Prozedere gehört eine Anwohnerbefragung, und danach kann mit der Auswertung der Informationen begonnen werden. Die Fertigstellung des neuen Dokumentes wird für die zweite Jahreshälfte erwartet. Doch auch danach wird es Begehungen geben, kleinere Felspartien können abgetragen, größere durch gängige Maßnahmen gesichert und eine Sicherheitszone am Fuße des Felsens eingerichtet werden. Gründung einer Initiative vorgeschlagen Die Anwohner sind aufgefordert, den Fels zu beobachten und Veränderungen sofort ans Tiefbauamt zu melden. Vorzeichen für das Versagen des Gesteins seien die Zunahme der Steinschlaghäufigkeit, charakteristische Geräusche und Haarrisse, die in verschiedenen Richtungen durch das Material verlaufen. „Es ist beruhigend, dass die Haftungsfrage geklärt ist. Das war vorher nicht so klar“, findet Corinna Fries. „Nun wäre es schön, wenn sich eine Art Bürgerinitiative entwickeln würde. Denn die Felswand ist ein Wahrzeichen, das man erhalten, aber sichern muss.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort