Eine gefährdete Art

Trier-Irsch · Zum Feierabend tauscht Frank Scheurer das Feuerwehrauto gegen den Traktor: Seit rund zehn Jahren züchtet er im Nebenerwerb auf seinem Hof außerhalb des Dorfs Limousin-Ri nder - und stemmt sich damit gegen den Trend.


Trier-Irsch. "Ich glaube, anfangs wurde das doch ein bisschen belächelt", sagt der Irscher Frank Scheurer, der seit gut zehn Jahren auf seinem Rosenhof Rinder züchtet - gegen den Zeitgeist: Denn dass Irsch kein Dorf mehr ist, hat unsere Serie ja schon mehrfach gezeigt. Nicht nur beispielsweise die Gaststätte als Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens ist verschwunden: Auch Traktoren und Misthaufen, Kühe und Schweine sind fast nicht mehr im Landschaftsbild vorhanden.
Doch mittlerweile dürfte Scheurer auch die Skeptiker überzeugt haben: Aus seinen ursprünglich zwei Kühen sind mittlerweile rund 30 Tiere geworden: Etwa zwölf Kühe mit Nachzucht und ein Deckbulle.
Hauptberuflich ist Scheurer Feuerwehrmann, hatte aber schon immer ein Herz für die Landwirtschaft: "Als Kind war ich oft auf dem Hof meines Großvaters in der Eifel."
Seinen eigenen Betrieb hat er so optimiert, dass er ihn nebenberuflich größtenteils allein stemmen kann. Wenn es der Schichtdienst als Retter erfordert, packen aber auch seine Frau, die zwölfjährige Tochter und der zehnjährige Sohn mit an.
Von Anfang an hat er auf Limousin-Rinder gesetzt. "Das sind sehr ruhige Tiere, die ein sehr feinmaseriges Fleisch haben - und eine gute Schlachtausbeute", erklärt Scheurer, der Anfang des Jahres komplett auf ökologische Haltung umgestellt hat.
Hoch oben auf der Weide


Sommer und Herbst verbringen die Rinder auf Weiden rund um Irsch - die Zuchttiere stehen derzeit etwa auf der Korlinger Höhe. Von November bis Mai bleiben die Tiere dann im Stall auf dem Hof, der sich zwischen Irsch und Kernscheid in die grüne Landschaft fügt, und kalben auch dort. Innerhalb ihrer Stallungen können sie sich frei im Stroh bewegen und nach Belieben fressen und trinken. Scheurer macht keinen Hehl daraus, dass er aber nicht nur aus Tierliebe heraus "Bio" erzeugt - sondern auch wegen der damit verbundenen Förderungen und weil es allgemein im Trend liegt. "Aber obwohl ich erst seit Anfang des Jahres offiziell zertifiziert bin, halte ich die Tiere im Großen und Ganzen von Anfang an so." Weil die Berufsgenossenschaft in großen Laufställen ungern Hörner sieht, bei ökologischer Haltung die Entfernung der gefährlichen Spitzen aber größtenteils untersagt ist, hat sich Scheurer einen "genetisch hornlosen" Bullen zugelegt, der entsprechende Nachkommen erzeugt.
Das notwendige Futter für seine Tiere, Silage und Heu, erzeugt er selbst - auf den Flächen rund um Irsch. "Da habe ich auch schon Lob bekommen, dass die Flächen gut gepflegt aussehen", sagt Scheurer. Für die Stadt hält er außerdem Brach- und Ausgleichsflächen in Schuss.
Weil er als Landwirt das Fleisch nicht weiterverarbeiten darf, verkauft Scheurer nach der Schlachtung als kleinste Einheit ein Viertel eines Rinds. Die Nachfrage ist da - gerade nach Lebensmittelskandalen gebe es vermehrt Anfragen, auch von Gaststätten. "Aber die paar Stück, die ich so vermarkte, sind meist schon für Stammkunden reserviert."
Gerne würde er darum mit seiner Zucht weiter expandieren - doch das ist nicht ganz so einfach: "Auch hier fallen ja immer mehr grüne Flächen durch neue Baugebiete weg", sagt Scheurer. Irsch ist eben kein Dorf mehr.

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