"Es geht uns nicht nur um volle Honigtöpfe"

Trier · Sie ist das kleinste und, nach Rindern und Schweinen, das drittwichtigste Nutztier in Deutschland: die Honigbiene. Um sie dreht sich alles beim Deutschen Imkertag am Samstag und Sonntag, 12. und 13. Oktober, in Trier.

Trier. Sie sind Ingenieure, Architekten, Meister der Vorratswirtschaft und der Navigation und leben in einem komplexen Sozialgefüge. Und doch leben Honigbienen gefährlich. Äußere Faktoren wie der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und die Verringerung der Artenvielfalt stellen sie und ihre Imker vor Probleme. "Die Naturlandschaften sind auf dem Rückzug", sagt Peter Maske, seit 2008 Präsident des Deutschen Imkerbunds (DIB). Deshalb steht beim Deutschen Imkertag am Samstag und Sonntag, 12. und 13. Oktober, in der Europahalle in Trier die Agrarpolitik im Vordergrund.
"Aktuell ist bei uns die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP)", sagt Maske. Wichtig sei etwa, Alternativen zum Maisanbau zu finden (siehe Interview). So sollten Landwirte Blüh- und Eiweißpflanzen, die Bienen Nahrung böten, anbauen. Um das ökologische Gleichgewicht und die Artenvielfalt zu erhalten, lädt der DIB in Trier zum zweiten bundesweiten Imker-Verbändetreffen. "Wir wollen uns beraten und nach außen mit einer Stimme auftreten", sagt der 63-Jährige. "Uns geht es nicht nur um volle Honigtöpfe, die Biene ist Anwalt für viele blütenbesuchende Insekten."
Ein weiteres Problem: Die Zahl der Bienenvölker stagniert bei rund 750 000. Hatte 1951 jeder der 210 000 Imker durchschnittlich 11,2 Völker (insgesamt 2,35 Millionen), sind es heute wenig mehr als sieben. Im gleichen Zeitraum hat sich im DIB die Zahl der Imker von 182 000 um mehr als die Hälfte auf 88 500 verringert. Doch um den Nachwuchs muss sich der DIB, so Pressesprecherin Petra Friedrich, dennoch keine Sorgen machen. "Das sieht sehr gut aus!" Seit Anfang der 1990er Jahre waren die Mitgliederzahlen auf 80 140 (2007) zurückgegangen. "2008 war der Wendepunkt", sagt Friedrich, "seitdem gehen sie deutlich nach oben." Dazu habe auch die Marketingpräsenz des Verbands beigetragen. Erfreulich sei auch die steigende Zahl von Imkerinnen. Inzwischen stellen Frauen ein Zehntel der Mitglieder. Auch der Altersdurchschnitt ist seit 2007 von 63 auf 57 Jahre gesunken. Zwei Prozent der Imker sind unter 18 Jahre alt. Viele Vereine begleiten auch Schulklassen und Kindergärten. Infomaterial liefert der Verband.
Probleme macht die Verteilung der Völker. Der Trend geht zum Imker aus den städtischen Gebieten. "Die Nahrungsbedingungen dort sind super", sagt Friedrich. Das Angebot sei vielfältig, und es gebe keine Insektizid-Probleme. Schlechter hingegen würden die Lebensbedingungen für Bienen in ländlichen Gebieten etwa aufgrund von Monokulturen. Deshalb sei es gut, dass es in Deutschland viele kleine Nebenerwerbs- und Hobby-Imker gebe, sagt Friedrich. So seien die Völker breit verteilt, was wichtig sei, um die Bestäubung zu sichern. "Honig ist eigentlich nur ein Abfallprodukt", sagt Friedrich. "Der größte Wert der Bienen liegt in der Bestäubungsleistung." Dieser liegt etwa zehn bis 15-mal so hoch - laut DIB rund zwei Milliarden Euro jährlich in Deutschland und 70 Milliarden US-Dollar weltweit. Damit nimmt die Honigbiene den dritten Platz der wichtigsten Nutztiere hinter Rind und Schwein ein.
Extra

Deutscher Imkertag am Sonntag, 13. Oktober, in der Europahalle Trier. 9 Uhr Ökumenisches Morgengebet. 9.45 Uhr Eröffnung Imkerei-Fachausstellung im Foyer. 11 Uhr "Wellness mit Bienenprodukten", Dr. Annette Schröder, Uni Hohenheim. 13.15 Uhr "Gesund, schlank und fit", Dipl.-Oecotrophologin Renate Frank, Roseburg. 14.30 Uhr "Einsatzmöglichkeiten der Apitherapie", Dr. Winfried Winter, Seligenstadt. mehi

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