"Es war einmal …" für Erwachsene

Trier · Frau Holle, das Eselein und die blaue Rose. Beim Märchenabend des TV beweist Erzählerin Gitta Pelzer, dass alte Erzählungen auch Erwachsene faszinieren können und entführt die Zuhörer in ihr eigenes Phantasiereich.

 Mit Klangschale und Beleuchtung: Märchenerzählerin Gitta Pelzer fesselt die Besucher einer „TV - Wissen wie“-Veranstaltung. TV-Foto: Christian Kremer

Mit Klangschale und Beleuchtung: Märchenerzählerin Gitta Pelzer fesselt die Besucher einer „TV - Wissen wie“-Veranstaltung. TV-Foto: Christian Kremer

Foto: (h_st )

Trier. "Abendstille überall, nur am Bach die Nachtigall" singen die Besucher des Märchenabends zur Einstimmung. Der Raum ist mit verschiedenfarbigen Tüchern in warmen Farben dekoriert. Der Blick wird auf die Klangschalen und Flöten in der Mitte gelenkt. Mit weihnachtlichem Duft, Kerzenschein und Musik zaubert Märchenerzählerin Gitta Pelzer eine festliche Atmosphäre. Sie nimmt ihre Zuhörer mit auf eine Reise in die eigene Phantasie. Die 23 Besucher der Veranstaltungsreihe "TV - Wissen wie" warten gespannt auf die erste Erzählung.
"Was ist das Glück und wann kommt es?", fragt Pelzer in den Raum. Dort, wo Menschen zusammensitzen, einander zuhören und sich austauschen, dort sei das Glück.
An diesem Abend lädt vor allem die Erzählsituation die Besucher ein, zur Ruhe zu kommen, zu entspannen und sich Zeit für sich selbst zu nehmen.
Mit ruhiger Stimme erzählt Pelzer das Märchen vom Teufel mit den drei goldenen Haaren. Glück hat in dieser Erzählung sprichwörtlich das Glückskind, dem trotz aller bösen Absichten des Königs schließlich Liebe und Erfolg zuteil werden. Pelzer fordert ihre Zuhörer auf, sich auf die Geschichte einzulassen und die eigene Vorstellungskraft schweifen zu lassen. Es wird ganz still im Raum. Die Zuhörer lauschen der Erzählerin mit geschlossenen Augen und lassen Erzählung, Musik und Gerüche auf sich wirken. Worum geht es beim Märchenerzählen? Sind diese alten Erzählungen wirklich auch etwas für Erwachsene? Selbstverständlich sind sie das, das zeigt der Abend beispielhaft. "Die alten Geschichten können innere Wahrheiten spiegeln und bergen einen vielfältigen Schatz an Lebensweisheiten", sagt Pelzer. Natürlich geht es bei den Märchen mit Hexen, Fabelwesen und sprechenden Tieren nicht um die Wirklichkeit. Trotzdem enthalten sie oft Wahrheiten in komprimierter Form und thematisieren allgemeine Inhalte wie Glück, Erfolg, Armut, Herrschaft, einen Lebensweg oder schwierige Entscheidungen. "Beim Zuhören geht es um das Erleben der inneren Bilder", sagt Pelzer, "diese Bilder sagen viel über uns aus und können ein Schlüssel für die eigene Biographie sein." Aber auch ihr selbst tue das Erzählen gut, sagt sie. Sie beobachte oft, dass ihre Zuhörer, egal ob Kinder oder Erwachsene, mit Ruhe und Entspannung auf die Erzählungen reagierten. "Gerade in einer hektischen Phase ist es gut, so Zeit für sich selbst zu gewinnen", sagt sie.
Mit der "Blauen Rose", einem Märchen aus China, und der Grimmschen Erzählung "Das Eselein" hören die - Besucher an diesem Abend sehr unterschiedliche Geschichten. Zwischendurch werden Lieder gesungen und Musik gehört. Hinzu kommt ein Märchenrätselraten. Alle Zuhörer raten um die Wette, welche traditionellen Märchen sich hinter Titeln wie "Entlohnung nach Leistungsprinzip" (Frau Holle) oder "Grüner Herrscher bittet um Asyl" (Froschkönig) verbergen.
Zum Abschluss entführt Pelzer die Zuhörer mit dem Klassiker "Frau Holle" in eine bekannte Phantasiewelt. Das Märchen beschreibt eine Bewährungsprobe für zwei ungleiche Schwestern und regt zum Nachdenken über Gerechtigkeit oder das Erwachsenwerden an.
"Ich habe selbst erlebt, dass Märchen eine Hilfe in schwierigen Lebenssituationen sein können", berichtet eine Besucherin. Insgesamt kommt der Abend bei den Zuhörern sehr gut an. "Märchen haben mich schon immer fasziniert. Ich habe mich direkt in meine Kindheit zurückversetzt gefühlt", erzählt eine begeisterte Besucherin im Anschluss.

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