Geld wie Heu

Krösus und Lazarus: In mancher Verbandsgemeinde wohnen sie direkt nebeneinander. Während die eine Ortsgemeinde in Rücklagen schwimmt, krankt die andere an Auszehrung. Aber die Rezepte der Erfolgreichen lassen sich nicht einfach kopieren.

Trier-Saarburg. Manfred Rommelfanger geht es gut. Seit 18 Jahren ist er Ortsbürgermeister in Zerf (VG Kell), und wo seine Kollegen über mangelnden Spielraum stöhnen, schwärmt er, in seiner Gemeinde mache "Kommunalpolitik noch richtig Spaß". Kein Wunder, wenn man in Rommelfangers Bücher blickt. Zerf ist nicht nur schuldenfrei, der 1600-Einwohner-Ort verfügte zu Jahresbeginn auch noch über eine freie Rücklage von mehr als 1,3 Millionen Euro. Und eine separate "Forst-Rücklage" gibt es noch extra. Im Wald liegt auch eine Ursache für die solide Finanzsituation der Hochwälder. Beim großen Windwurf 1990 agierte man weitsichtig, erzielte später beim Holzverkauf gute Preise und konnte so eine optimale Basis für den Haushalt schaffen. Zudem leistete man sich nur wenige große Vorhaben und sparte Kosten durch ehrenamtliches Engagement. Die Mischung aus gutem Händchen, Augenmaß und Glück versetzt die Zerfer nun in die Lage, aus eigener Kraft Projekte wie einen Kunstrasenplatz und die Sanierung ihrer Bahnhofstraße anzugehen - davon können andere in Zeiten wie diesen nur träumen. "Aber es bleibt dabei", sagt Rommelfanger, "dass wir nicht mehr ausgeben als wir haben".Erfolgsrezept: Keine Schulden

Würden andere das genau so sehen, dann dürften sie gar nichts mehr ausgeben. Viele Kommunen sitzen in der Schuldenfalle. Sie müssen Zinsen zahlen, Kredite abtragen, und das bei weiterlaufenden Kosten. Noch mehr Schulden, noch mehr Zinsen: eine fatale Abwärts-Spirale, die Gemeinden wie Bescheid erspart bleibt. Der 400-Seelen-Ort ist seit dem 31. März als einziger in der VG Hermeskeil schuldenfrei. Fast zwei Jahrzehnte hat man zäh daran gearbeitet, die Altlasten der umfassenden Dorfsanierung abzubauen. Man habe "eisern gespart", sagt Ortsbürgermeister Rainer Olinger. Aber ohne die Pachteinnahmen aus drei Windkraft-Anlagen, das räumt er ein, wäre man die Schulden kaum losgeworden. Nun hat man sogar Spielraum, eine Förderung für private Haus-Sanierungen aufzulegen. Dass die einen große Sprünge machen können, während die anderen am Boden liegen, sieht Winfried Manns, Vorsitzender des Gemeinde- und Städtebundes Rheinland-Pfalz, mit gemischten Gefühlen. Der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Konz fürchtet um die kommunalpolitische Motivation in Orten, die sich wegen Geldmangels nicht mehr bewegen können. Auch die statistisch wachsenden Gewerbesteuer-Einnahmen verteilten sich nicht gleichmäßig: "Die finanzschwachen Gemeinden profitieren kaum, und die starken werden noch stärker." Ein Beispiel dafür ist Mandern, der absolute Krösus im Landkreis. Dank der Gewerbesteuer-Zahlungen des Großunternehmens Bilstein verfügt der Ort über eine Rücklage von 1867 Euro pro Bürger (!), nebst freier Finanzspitze im aktuellen Haushalt. Aber Mandern zeigt auch, wie zwiespältig die Abhängigkeit von einem Steuer-Riesen ist: Noch vor drei Jahren musste die Kommune aufgrund des Steuerrechts Gewerbesteuer an Bilstein zurückzahlen - und war finanziell völlig am Ende. Nach diesem einschneidenden Erlebnis will man vom derzeitigen Überschuss ordentlich was auf die hohe Kante legen.

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