Manchmal auch die Frage, was aus unserem Land und unseren Kommunen werden soll. Angst ist zwar kein guter Ratgeber, aber sie sollte wahr- und ernst genommen werden. Angst signalisiert mir, dass ich wachsam sein muss. Der heutige 31. Oktober erinnert an die Reformation vor fast 500 Jahren. Sie ist eng mit dem Namen Martin Luther verknüpft. Luther war ein Mensch, dessen Leben in bestimmten Phasen von existenzieller Angst geprägt war. Ein Sommergewitter hat ihn in große Todesangst gestürzt. Heil davon gekommen schwor er, sein Leben im Kloster zu verbringen. Aber auch dort wurde er die Angst nicht los. Die Sorge, etwas falsch zu machen, drängte ihn in einen Leistungsdruck, der wiederum in einem Teufelskreis aus Angst vor dem Scheitern mündete. In einem langen Prozess des Bibelstudiums wurde Luther klar, dass Gott ein guter Gott ist, der den Menschen vergibt. Und nicht einer, der sie in die Angst des Leistungszwangs treibt. Die Bibel berichtet natürlich auch von Angsterfahrungen. Sie nimmt Angst ernst. Luthers Beispiel und die Beschäftigung mit der Bibel helfen mir aber in Situationen, in denen ich Angst habe. Dann versuche ich mir deutlich zu machen, dass Gott bei mir ist, ganz egal, was auch geschieht. Die Bibel sagt mir, dass mich auch die Angst nicht von Gott trennen kann. Dass ich auch dann nicht alleine bin. Und was heißt das für die Flüchtlingskrise? Ich versuche, mit einer gehörigen Portion Gottvertrauen und nicht mit Angst in die Zukunft zu blicken. Und das zu tun, was möglich ist: mich in der Kirche dafür einzusetzen, da zu helfen, wo wir es können. Mit finanziellen Mitteln, aber zum Beispiel auch in der Begleitung von Ehrenamtlichen. Und privat von dem abzugeben, was ich zu viel habe. Ich vertraue darauf: wenn sich weiter so viele Menschen wie bisher engagieren, werden sich Lösungen finden. Jörg Weber, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Trier