Hürdenlauf zur Gleichberechtigung

Der Internationale Frauentag, ins Leben gerufen für den Kampf um das Frauenwahlrecht und die Gleichberechtigung, ist 100 Jahre alt. Heute kämpfen Frauen etwa um gleiche Aufstiegschancen und gleiche Entlohnung. Von der Stadt Trier und dem Kreis Trier-Saarburg wurde der Tag mit zwei zentralen Veranstaltungen gewürdigt.

 Clara Zetkin (Hiltrud Synwoldt, links) und Rosa Luxemburg (Swetlana Rafalkes) unterhalten sich über die Gleichberechtigung von Frauen und Männern. TV-Foto: Dorothee Quaré

Clara Zetkin (Hiltrud Synwoldt, links) und Rosa Luxemburg (Swetlana Rafalkes) unterhalten sich über die Gleichberechtigung von Frauen und Männern. TV-Foto: Dorothee Quaré

Trier. Sophie Scholl unterhält sich mit Alice Salomon über den Glauben, Fabrikantin Gertrud Gerhards tauscht sich mit Sozialpolitikerin Regine Hildebrandt aus. "Schritt für Schritt zur Gleichberechtigung" ist der Titel der Veranstaltung des Landkreises Trier-Saarburg in Kooperation mit zahlreichen Einrichtungen zum Internationalen Frauentag, der sich nun zum 100. Mal jährt.

Im Tagungszentrum der Handwerkskammer schlüpfen Laiendarstellerinnen, darunter die Gleichstellungsbeauftragte des Kreises, Anne Hennen, in die Rollen von zehn mutigen und erfolgreichen Frauen der letzten 100 Jahre. Vor rund 200 Zuschauern präsentieren sie "Lebendige Frauengeschichte(n) gestern - heute - morgen". Im Café von Anneliese Koenig, im Jahr 1956 die erste Konditormeisterin in Rheinland-Pfalz, treffen sie sich: Bekannte Persönlichkeiten wie Rosa Luxemburg und Clara Zetkin, aber auch Frauen aus der Region, etwa die Zöllnerin Gertrud aus Greimerath. "Die Idee haben wir gemeinsam entwickelt", sagt Anne Hennen. Die Darstellerinnen hätten sich eine Figur herausgesucht und sich intensiv mit deren Leben beschäftigt. Das Ergebnis wird von den Zuschauern begeistert mit Beifall belohnt, ebenso wie die Darbietung des Frauenchors Polyhymnia, der Lieder aus aller Welt präsentiert.

"Frauen im Hürdenlauf der Zeit" heißt die Trierer Veranstaltung zum Frauentag in der Volkshochschule. Oberbürgermeister Klaus Jensen nennt in seiner Begrüßung Hürden, die Frauen im letzten Jahrhundert genommen haben: vom Frauenwahlrecht im Jahr 1919 bis zum Gewaltschutzgesetz aus dem Jahr 2002. "Es gibt immer noch riesige Unterschiede in unserem Land, was die Bezahlung der Arbeit von Männern und Frauen betrifft", sagt der OB. "Frauen müssen bei der Kinderbetreuung und Pflege von Angehörigen entlastet werden", erklärt die Trierer Frauenbeauftragte Angelika Winter im Gespräch mit dem TV. "Sie müssen genug Geld verdienen, um nicht von einem Partner abhängig zu sein."

Winter setzt sich für eine gerechtere Verteilung der Ressourcen, "Gender Budgeting", ein und hat dazu ein Bündnis initiiert, an dem über 40 Einrichtungen von Jobcenter bis Uni beteiligt sind.

"Das Ende der Sprachlosigkeit" heißt die Performance von Christine Radünzel, Gudrun Paulsen und Martina Rothkamm: Lautmalerischer Gesang, Ausdruckstanz und traditionelle Musikinstrumente zaubern eine besondere Stimmung. Die neu eröffnete Plakatausstellung der Friedrich-Ebert-Stiftung, "Frauen im Umbruch", befasst sich mit den Zeiten nach den Weltkriegen und der Wiedervereinigung. Der Tag endet mit vielfältigen Angeboten der Kooperationspartner, einer Impulsrede von Frauenministerin Malu Dreyer und der Podiumsdiskussion "Frauenleben fair gestalten!"EXTRA

Der "Tag der Vereinten Nationen für die Rechte der Frau und den Weltfrieden", kurz als Internationaler Frauentag oder Weltfrauentag bezeichnet, wird von Frauenorganisationen am 8. März begangen. Er entstand in der Zeit um den Ersten Weltkrieg im Kampf um die Gleichberechtigung und das Wahlrecht für Frauen. Vorgeschlagen wurde er von der deutschen Sozialistin Clara Zetkin bei der 2. Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz am 27. August 1910 in Kopenhagen. Der erste Frauentag wurde am 19. März 1911 in Dänemark, Deutschland, Österreich-Ungarn und der Schweiz begangen Im Jahr 1921 wurde der 8. März als internationaler Gedenktag eingeführt: zu Ehren der Frauen, die am 8.3.1917 in St. Petersburg gestreikt und eine Revolution ausgelöst hatten. (DQ)

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