IHRE MEINUNG

Zu "Gregor Gysi eröffnet die Trierer Karl-Marx-Ausstellung" und "CDU-Vorsitzender empört über Gysi-Auftritt" (TV vom 18. und 19. April):

Gysi spricht. Über Karl Marx. Aufregung. Öffentlich. Dazu einige Anmerkungen eines parteipolitisch Unabhängigen. Mit einigen Aussagen hat das christdemokratische Mitglied des Bundestags Bernhard Kaster recht. Dennoch. Wenn Gysi spricht, vor oder zu 500 Karl-Marx-Figuren in eleganter Farbgebung, ist dies verschmerzbar. Bei dem Bezug Gysis zu Marx erinnere ich mich an meine Schulzeit. In vergleichbarem - jedoch sprachbezogenen - Zusammenhang nannten wir seinerzeit so etwas "native speaker" (geborener Sprecher). Er weiß, wovon und worüber er spricht. Und zwar in allen Facetten. Ihn sprechen zu lassen, zeugt - mein Kompliment - sogar von feiner Ironie, dem Kunstgedanken gewollt oder ungewollt Rechnung tragend. Ironie, die allerdings sicher nicht jeder versteht. Der Künstler Hörl hat auch schon Hitlergruß zeigende Gartenzwerge installiert. Da ist mir persönlich Karl Marx lieber. Vor allem im schönen Trier. Und Gysi spricht - zu einer Installation. Letztlich zu und über 500 Kunststofffiguren als kulturellem Projekt. Und es sind Karl-Marx-Figuren, nicht Bundesadler. Dass auch noch Besucher dabei sind, ist sicher verschmerzbar. Und man darf beobachten und hören, wie er spricht. Denn unser aller Karl Marx bietet deutlich mehr als eine Facette. Und 15 Minuten marxistische Gysithorik sind hinnehmbar. Man stelle sich vor, er hätte seine Option "bis zu fünf Stunden" ausgeübt. Zu Herrn Kasters Beruhigung: Die rottönige 500-fache Installation steht unmittelbar vor einem viel größeren schwarzen Tor. Eine Anregung: Ich sähe Herrn Gysi gerne bei der Eröffnung einer Napoleon-Ausstellung, passend gekleidet. Mit der Armhaltung der Karl-Marx-Figuren, die selbst dem großen Kaiser gerecht würde. Auch das könnte mit Fug und Recht als Ironie verstanden werden. Wolfgang Ziewers, Trier

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