Interkontinentale Partnerschaft besiegelt
Die Mittelmoselgemeinde Klüsserath freut sich über eine ungewöhnliche Gemeindepartnerschaft mit der brasilianischen Kleinstadt Bom Principio. Die Bewohner dieser Partnergemeinde nennen ihren Ort selbst "Winterschneiss". Ihre Vorfahren stammen größtenteils von Mosel und Hunsrück (TV vom 13. Februar).
Die Gäste aus Brasilien überreichen den Klüsserathern eine Skulptur der Mutter Gottes. Von links: Brigitta Friedrich, Adriana Schwacke-Seibel aus Winterschneiss mit Tochter, Cornelia Willwert, Horst Willwert, Norbert Friedrich, Jacob Nestor Seibel, Bürgermeister in Winterschneiss, Joao Weschenfelder, Vorsitzender des Winterschneisser Gemeinderats. TV-Foto: Christoph Strouvelle
Klüsserath. (cst) Nicht gerade alltäglich ist die Partnerschaft zwischen der Moselgemeinde Klüsserath und der Kleinstadt Winterschneiss - denn diese Partnergemeinde liegt in Brasilien. Verantwortlich für die Partnerschaft ist Wilhelm Winter. Der 1808 in Klüsserath geborene Auswanderer hatte den brasilianischen Ort im Jahr 1852 gegründet.
Der gemeinsame Dialekt als starkes Bindeglied
Über Pfingsten weilte eine Delegation aus Winterschneiss in Klüsserath, um die neue Partnerschaft zu besiegeln. In einer Feierstunde hieß der Klüsserather Bürgermeister Nobert Friedrich die Gäste aus Brasilien willkommen.
Sein brasilianischer Amtskollege, Jacob Nestor Seibel, dessen Vorfahren aus Trier stammen, war sichtlich bewegt. Seibel: "Wir fühlen uns wie zu Hause." In seiner Ansprache in moselfränkischem Dialekt ging er auf die Geschichte der deutschen Auswanderer in Brasilien sowie auf Gemeinsamkeiten der beiden neuen Partnerstädte ein.
Alle Festredner betonten das Besondere der Partnerschaft, die, wie es der Landtagsabgeordnete Arnold Schmitt formulierte, aus Gründen der Identitätssuche entstanden ist. "Sie haben Ihre Wurzeln gesucht und gefunden", sagte er.
Der Vorsitzende des Winterschneisser Gemeinderates, Joao Weschenfelder, erreichte mit wenigen Sätzen die Herzen der moselanischen Zuhörer: "Mir hon vor en paar Joor noch gor net gedacht, datt ma haut hei zusamme kumme. Aber ich tu mich net verlängere, die Leit sein hei, um Wein zu trinke."
Der Klüsserather Bürgermeister Friedrich ging ebenfalls auf die gemeinsame Sprache ein. Die Gäste aus Übersee benutzen Wörter, die er seit seiner Kindheit nicht mehr gehört habe. "Ihr erhaltet unsere alte Sprache", sagte er.
Ein Gedenkstein aus Schiefer wird künftig am alten Ökonomiegebäude auf die neue Partnerschaft hinweisen.
Der Grundstein für die Partnerschaft wurde im Süden Brasiliens in Com Principio, wie der offizielle Name von Winterschneiss lautet, gelegt. Dort begann man vor einigen Jahren nach der Herkunft des Stadtgründers Wilhelm Winter zu forschen, der 1829 mit seinen Eltern und Geschwistern aus Klüsserath nach Brasilien auswandert war und 1852 den Ort Winterschneiss gegründet hatte (der TV berichtete).
2005 stellten die Winterschneisser eine erste Anfrage an Klüsserath, im Januar 2009 beschlossen die Brasilianer, mit Klüsserath eine Partnerschaft einzugehen. Bereits 2009 besuchten der Klüsserather Bürgermeister Norbert Friedrich sowie der erste Beigeordnete Horst Willwert mit ihren Ehefrauen die neue Partnerstadt in Brasilien. Extra Winterschneiss liegt im Süden Brasiliens im Bundesstaat Rio Grande do Sul. Der Ort hat 12 000 Einwohner, die zu 90 Prozent deutschstämmig sind und fast alle deutsche Familiennamen tragen. 11 000 Menschen in Winterschneiss sprechen "deitsch", eine Sprache, die aus Hunsrücker, saarländischen sowie moselländischen Elementen besteht. Hauptwirtschaftszweige sind die Möbel- und die Ziegelherstellung sowie der Anbau von Erdbeeren. In der Amtssprache heißt der Ort Bom Principio (Guter Anfang). (cst)
