Keine Bienen, keine Imker, kein Honig

Sie sind fleißig, bringen volkswirtschaftlich berechnet in Rheinland-Pfalz einen zweistelligen Millionenbetrag ein und sind unentbehrlich: die Bienen. Obstbauern und Gartenbesitzer beobachten derzeit einen Bienenmangel. Die Ursachen sind vielschichtig.

 Immer weniger Bienen sammeln Nektar auf Apfelbäumen. TV-Foto:Katja Bernardy

Immer weniger Bienen sammeln Nektar auf Apfelbäumen. TV-Foto:Katja Bernardy

Trier. (kat) Alarmierende Meldungen über Bienensterben häufen sich in den vergangenen Jahren. Auch im Frühjahr 2009 ist das Fehlen der Bienen als Bestäuberinnen in Gärten und Plantagen Thema (der TV berichtete). Norbert Schmitt, Pflanzenbeobachter des Deutschen Wetterdienstes aus Longuich, bestätigt: "Die Bienen fehlen."

Dabei sind die fleißigen Insekten für den Ertrag zahlreicher Obst- und Gemüsesorten sowie Futterpflanzen unentbehrlich. In Zahlen: "Die Bestäubungsleistung liegt volkswirtschaftlich berechnet bei 60 Millionen Euro in Rheinland-Pfalz", sagt Christoph Otten vom rheinland-pfälzischen Fachzentrum Bienen & Imker in Mayen.

Der derzeitige Bienen-Mangel in den Gärten hänge mit dem außergewöhnlich üppigen Angebot an Blüten zusammen, vermutet Otten. Das bedeutet: Die Biene verschmäht etwa die Obstbäume, weil auch der Löwenzahn blüht. Zudem kämpfen die Bienen gegen Feinde an: "Ein großes Problem ist immer noch die Varroose", sagt Otten. Diese Krankheit wird durch den Parasiten Varroa-Milbe verursacht. Ein weiteres Dilemma sei die Verarmung der Landwirtschaft, erklärt Thomas Radetzki, Imkermeister und Vorstandsmitglied des Vereins Mellifera, der sich bundesweit für eine "wesensgemäße Bienenhaltung" einsetzt. Eine Fülle belastender Faktoren wirke zusammen und schwäche die Widerstandskraft der Bienen erheblich. Dazu zählt Radetzki unter anderem Insektizide und Pestizide, Arzneimittel, Gentechnik, globale Bienentransporte und Verschleppung von Krankheiten. Der Schweicher Imker Otto Necke, der zu den 550 Imkern in der Region Trier gehört und seit 60 Jahren Bienenvölker hat, weist auf ein weiteres Problem hin: "Das Durchschnittsalter der Imker liegt bei 63 Jahren. Der Nachwuchs fehlt. "Zudem beklagt er, dass die Politik Imkern Steine in den Weg lege - etwa, dass das Geschirr aus teurem Edelstahl sein müsse."

Christoph Otten appelliert: "Jeder einzelne Bürger kann einen Beitrag zur Unterstützung der Bienen leisten, indem er ein breit gefächertes Blütenangebot bietet. " Damit wäre allen geholfen." Denn schon Albert Einstein soll gewarnt haben: "Wenn die Bienen verschwinden, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben; keine Bienen mehr, keine Pflanzen, keine Mensch mehr."

Weitere Infos: www. bienenkunde.rlp.de und www.mellifera.de

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