Kita-Plätze: Der Überblick fehlt

Trier · Die Einrichtung einer Internetseite, über die Eltern ihre Sprösslinge für einen Platz in einer der 60 Trie-rer Kindertagesstätten (Kitas) anmelden können: Damit hatte der Trierer Jugendhilfeausschuss die Stadtverwaltung bereits Anfang 2011 beauftragt. Nun will die SPD wissen, warum es die Online-Plattform noch nicht gibt.

Trier. Wer bei der Stadtverwaltung nachfragt, wie lang die Wartelisten bei den 60 Kindertagesstätten in Trier sind, oder bei welcher man am ehesten eine Chance hat, für Sohn oder Tochter zumindest mittelfristig einen Platz zu bekommen, erhält keine befriedigende Antwort: "Für die Belegung der Betreuungsangebote sind die Träger der Einrichtungen verantwortlich. Eine zusammengefasste Auswertung der Wartelisten liegt der Stadtverwaltung nicht vor", hatte Rathaus-Pressesprecher Ralf Frühauf im März auf TV-Anfrage erklärt. Nur bei vier der 60 Kitas in Trier ist die Stadt selbst Träger. Die 56 übrigen sind in freier Trägerschaft, etwa bei der Kirche oder Elternvereinen.
Doppelt- und Dreifachmeldungen


Da diese die Stadtverwaltung nicht über ihre Wartezeiten informieren, fehlt jeglicher Überblick. Eltern, die einen Betreuungsplatz suchen, melden ihre Sprösslinge daher häufig gleich bei mehreren Kitas an. Das wiederum führt dazu, dass die Stadt den Bedarf, wie viele Kita-Plätze tatsächlich noch fehlen und wie viele Doppel- oder Dreifachmeldungen es gibt, nicht korrekt einschätzen kann. Dazu kommen Elternbeschwerden, dass die Vergabepraxis mancher Kitas nicht transparent und nachvollziehbar sei (der TV berichtete).
Dabei sollte es schon längst eine für alle zugängliche Anmeldeseite im Internet geben, die die Suche nach Kitaplätzen für alle Beteiligten erleichtern sollte. Die SPD-Fraktion im Stadtrat hatte im Jugendhilfeausschuss einen entsprechenden Antrag bereits im Mai 2011 gestellt.
Die Online-Plattform sollte "Transparenz für alle" schaffen, forderte SPD-Sprecher Hans-Willi Triesch damals. Der Ausschuss beauftragte Sozialdezernentin Angelika Birk einstimmig, eine solche Plattform einzurichten.
Birk sagte zu, bis Ende September 2011 Vorschläge zu machen, wie Elternwünsche, der persönliche Kontakt zwischen Familien und Kitas sowie die Eigenheiten und pädagogischen Profile der Einrichtungen bei einer solchen Anmelde-Plattform berücksichtigt werden könnten. Darauf aufbauend hätte die Internetseite dann entstehen können. Bislang gibt es allerdings aus dem Dezernat Birk noch nicht mal einen Vorschlag, wie eine solche Anmeldeseite gestaltet werden könnte.
In der Stadtratssitzung am 30. April will die SPD nun von Oberbürgermeister Klaus Jensen wissen, warum das so lange dauert und wann die Onlineplattform im Netz verfügbar sein wird.
"Immer noch muss man in den Medien von den schwierigen Bedingungen bei der Kitaplatzsuche lesen, weil die Eltern und Kitas nicht die mögliche Unterstützung bekommen, die ein einstimmig verabschiedeter SPD-Antrag ihnen bereits seit zwei Jahren ermöglicht hätte", schimpft SPD-Fraktionschef Sven Teuber.Extra

Viele Eltern melden ihre Kinder schon vor der Geburt in einer oder mehreren Trierer Kindertagesstätten an - und hoffen, möglichst schnell einen Betreuungsplatz zu ergattern. Die Wartezeiten betragen teilweise allerdings trotzdem etliche Monate. Die folgenden Zahlen zeigen, wie weit die Lücke zwischen Kinderzahl und Betreuungsplätzen auseinanderklafft: In Trier gab es am Stichtag 31. Dezember 2603 Kinder unter drei Jahren, davon 886 Zweijährige, 844 Einjährige und 873 Kinder, die noch kein Jahr alt waren. Betreuungsplätze für unter Dreijährige gibt es in Trier zurzeit 640 in Kitas und 190 bei Tagesmüttern. Bis Ende 2013 sollen 99 weitere Betreuungsplätze dazukommen. Von den aktuell 640 U-3-Plätzen stehen zurzeit rund 218 Plätze für Einjährige zur Verfügung, 26 Plätze für Einjährige gibt es zusätzlich bei Tagesmüttern. woc

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