Nordlicht zeigt sich beeindruckt von der Römerstadt

Großer Andrang beim SPD-Neujahrsempfang: Viele Kommunalpolitiker, auch von anderen Parteien, Vertreter der regionalen Wirtschaft und von Behörden waren bei dem Stehempfang in den Viehmarktthermen zugegen.

Trier. (slg) "Wir sind ja in der fünften Jahreszeit", stellte Malu Dreyer gleich zu Anfang ihrer Rede fest. Darum wurden das frisch inthronisierte Prinzenpaar, der Präsident der Arbeitsgemeinschaft Trierer Karneval und die anderen Narren beim Neujahrsempfang der Trierer SPD als allererstes begrüßt. Erst danach wandte die Landesministerin sich den vielen Vertretern der Kommunalpolitik, der Wirtschaft und der Behörden zu. Schließlich stellte sie Manuela Schwesig vor, die stellvertretende SPD-Bundesvorsitzende und Sozial- und Gesundheitsministerin von Mecklenburg-Vorpommern, die tags zuvor aus Berlin angereist war.

Dort sind die Verhandlungen zur Hartz-IV-Reform, an denen Schwesig als Chefunterhändlerin der SPD teilnimmt, auf den 19. Januar vertagt worden. "Manuela und ich müssen uns beide wohl noch an das Schneckentempo in der Berliner Politik gewöhnen", sagte Dreyer, die Schwesig bei den Verhandlungen unterstützt.

Im Hinblick auf die Landtagswahl in Rheinland-Pfalz ließ Dreyer keinen Zweifel an ihren politischen Zielen: "Ich will weiterhin als Arbeits- und Sozialministerin arbeiten", sagte sie. Als Argument für ihre Wiederwahl führte sie unter anderem mit einem Augenzwinkern an, dass durch ihre Ehe mit dem Trierer Oberbürgermeister Klaus Jensen Stadt und Land besten Kontakt miteinander pflegten.

Schwesig bedankte sich für die Einladung nach Trier und zeigte sich beeindruckt von der alten Römerstadt -"Das ist schon etwas Besonderes für ein Nordlicht wie mich" - und zog kurzum einen Vergleich zwischen den Trier er Viehmarktthermen und ihrer Partei, der SPD: "Wir sind beide topmodern, haben aber tiefe Wurzeln."

Anschließend sprach Schwesig über die Chancengleichheit für Kinder in Sachen Bildung, ein Thema, das ihrer Meinung nach kein ideologisches, sondern ein ganz praxisbezogenes sei. Anstatt junge, schlecht ausgebildete Arbeitslose zu vermitteln, müsse es das Ziel sein, es gar nicht erst soweit kommen zu lassen. "Wir müssen weg von der Reparaturpolitik und viel mehr in Richtung Prävention gehen." Darum will sich Schwesig für den verstärkten Ausbau von Kindertagesstätten einsetzen. Rheinland-Pfalz mit seiner Beitragsfreiheit für Kindergartenplätze sieht sie in diesem Zusammenhang in einer Vorreiterrolle. In guten Kitas brauche man auch gut ausgebildetes Kita-Personal, das entsprechend bezahlt werde. "Wenn derjenige, der morgens meine Mülltonne abholt, mehr verdient als eine Erzieherin, dann stimmt was nicht." Wichtig sei auch der Abbau von Hürden für die Kinder, die aus Hartz-IV-Familien stammen. Die Bildungschipkarte nach der Idee von Bundesministerin Ursula von der Leyen sei dafür kein adäquates Mittel. "Diese Kinder, die nicht genügend von zu Hause aus gefördert werden, können wir nur durch Ganztags-Kitas und Ganztagsschulen fördern." Finanziert werden soll der Ausbau von Kitas und Ganztagsschulen nach Schwesigs Vorstellung vom Bund - dessen Steuerpolitik sie in einem Nebensatz als "schwachsinning" abtat. Das Geld solle nicht "an Hoteliers und reiche Erben" gehen, sondern in Bildung investiert werden.

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