Rauschfrei durchs Leben

Frederik Reinholz wäre ein glaubhafter Werbeträger für die Milchwirtschaft oder vorbildliches Aushängeschild bei Anti-Sucht-Kampagnen: Der Trierer ist weder Moslem noch trockener Alkoholiker und verzichtet dennoch komplett auf Alkohol. Damit unterscheidet er sich maßgeblich vom Durchschnitts-Deutschen.

 Die Milch macht's: Alkohol hat bei Frederik Reinholz keine Chance. Der durchschnittliche Deutsche trinkt dagegen jedes Jahr mehr als zehn Liter reinen Alkohol. TV-Foto: Sybille Schönhofen

Die Milch macht's: Alkohol hat bei Frederik Reinholz keine Chance. Der durchschnittliche Deutsche trinkt dagegen jedes Jahr mehr als zehn Liter reinen Alkohol. TV-Foto: Sybille Schönhofen

Trier. Alkohol gehört für die meisten Deutschen zum Leben. Statistisch gesehen trinkt jeder Einwohner pro Jahr etwas mehr als zehn Liter reinen Alkohol — Neugeborene, Anti-Alkoholiker und Kranke mitgerechnet. Dies entspricht etwa 200 Litern Bier, 90 Litern Wein oder 25 Litern Whisky pro Kopf und Jahr. In Europa trinken nur die Iren, Tschechen, Ungarn und Luxemburger noch mehr Alkohol.

Alkohol-resistent durchs Leben



Es heißt, der Alkohol helfe zu entspannen und Ärger leichter zu bewältigen. Er helfe über Niedergeschlagenheit und Depression hinweg, stärke das Selbstvertrauen und lasse Einsamkeit erträglicher erscheinen. Nicht für Frederik Reinholz. Der 40-jährige Trierer gehört zum kleinen Kreis "Alkohol-resistenter" Deutscher. Er steht auf Kakao, Kirsch-Bananen-Saft, Traubensaft oder Bananen-Schorle. Nichts konnte bislang seinen anti-alkoholischen Lebenslauf durchbrechen. Weder die große Sause zu seinem 40. Geburtstag noch seine Hochzeit oder die Geburt seines ersten Kindes.

Viele haben versucht, ihn vom Anti-Alkoholiker-Thron zu stoßen. Keinem ist es gelungen. Weder der Clique von damals, die mit der Pubertät den Alkohol für sich entdeckt hat, noch einfallsreichen Hochzeitsgästen oder der Ehefrau, die manchmal zum gemütlichen Feierabend gerne mit einem Glas Wein anstoßen würde.

Der bittere Geschmack stoße ihn ab, erklärt Reinholz. Rausch, Filmriss und Kater hat er noch nie erlebt. "Was habe ich davon, zu wissen, wie ein Rausch ist?", fragt er. Er vermisst ihn ebenso wenig wie die Kopfschmerzen und die Übelkeit, unter denen seine Freunde leiden, wenn die Party vorbei ist. Wenn bei anderen der Körper Ausfall-Erscheinungen zeigt, ist er fit, trägt die Opfer des Hochprozentigen ins Bett oder fährt sie nach Hause. Dann geht für ihn nicht selten die Party weiter, denn Spaß hat er auch ohne Schwips. "Manchmal hört man Sachen, die Leute im Normalzustand nicht ausplaudern würden", erzählt er. "Viele fangen an, ohne Punkt und Komma zu reden, andere singen und machen Quatsch." Er mag das und betont, nicht generell gegen Alkohol zu sein. "Ich finde es gut, wenn die Leute gut drauf sind." So richtig verstehen kann er die Lust am Hochprozentigen jedoch nicht. Er sieht sich klar im Vorteil: "Ich weiß immer, was ich erzählt habe, bin am nächsten Morgen fit und brauche nie mit meiner Frau zu streiten, wer das Auto nach Hause fährt."

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