Roswitha Hamm zieht nach Berlin

Die Tochter des verstorbenen Trierer Bildhauers Heinrich Hamm hat den Erbstreit-Prozess verloren (der TV berichtete): Sie zieht Ende des Monats in eine kleine Wohnung in Berlin - in die Stadt, in der auch ihre Tochter lebt.

 An der uralten Werkbank, an der einst ihr Vater, der Trierer Bildhauer Heinrich Hamm arbeitet, gestaltet Roswitha Hamm ein Namensschild für eine Skulptur, die im Historischen Keller in Trier zu sehen ist. TV-Foto: Katja Bernardy

An der uralten Werkbank, an der einst ihr Vater, der Trierer Bildhauer Heinrich Hamm arbeitet, gestaltet Roswitha Hamm ein Namensschild für eine Skulptur, die im Historischen Keller in Trier zu sehen ist. TV-Foto: Katja Bernardy

Trier-Euren. Roswitha Hamm durchlebt zurzeit schwere Tage: Die alte und kranke Frau muss ihr Elternhaus verlassen. So hat es kürzlich das Oberlandesgericht in Koblenz entschieden.

Vor zwölf Jahren war die heute 75-Jährige in ihr Elternhaus zurückgekehrt, um bei ihrer mittlerweile verstorbenen Mutter sein zu können. Ihr Vater war Heinrich Hamm, dessen bekannte Mosel-Plastiken aus weißem Kalkstein im Nells Park zu sehen sind.

In dem Künstlerhaus, das in der 30er Jahren nach den Gesichtspunkten gesunden Bauens errichtet worden ist und das Trierer Kunstgeschichte erzählt, wollte sie in Ruhe alt werden - eingebettet in eine gute Nachbarschaft. "Der Bildhauer und seine Familie sowie das Haus, haben das besondere Flair von Euren geprägt", meinen einige Nachbarn.

Doch Erbstreitigkeiten während der letzten zwei Jahre machten Roswitha Hamm einen Strich durch die Rechnung. Hoffnung, dort wie geplant ihren Lebensabend verbringen zu können, flammte im vergangenen Jahr auf, als sie nochmals einen Räumungsschutz erhielt und ein Eurener Bürger nach der TV-Berichterstattung Interesse zeigte, das Haus zu kaufen und die alte Frau dort wohnen zu lassen. "Die ersten Verhandlungen scheiterten", sagt Roswitha Hamm. Und seit in Koblenz das Urteil gesprochen wurde, packt sie nach und nach ihre Umzugskisten. Am kommenden Sonntag nimmt sie endgültig Abschied von dem Haus, in das auch sie viel Arbeit steckte, von ihrem Garten mit den unzähligen Blumen und den "lieben Nachbarn". Doch bevor sie geht, erledigt die ebenfalls gelernte Bildhauerin noch eine wichtige Arbeit: Nach einer zufälligen Begegnung im Historischen Keller in Trier wurde sie beauftragt ein Namensschild für die noch ungekennzeichnete Skulptur "Bauernkunst", die Heinrich Hamm, erschaffen hatte, und die dort zu sehen ist, zu gestalten.

"Ab Februar fange ich dann in Berlin neu an!", sagt Roswitha Hamm. An der Spree, wo auch ihre Tochter lebt.

Sie spüre nicht nur Trauer, sondern auch Erleichterung. Der Prozess habe sie zermürbt. "Dem Paragraphen-Urwald war ich nicht gewachsen." Der kleine Auftrag hat ihr einen neuen Impuls gegeben, wieder mehr als Bildhauerin tätig zu sein. "Und ich werde sicher auch in Berlin Blumen pflanzen", sagt sie. "Vor allem Geranien."

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