Schimpf und Schande über den, der Lieder singt wie du

Trier · Ein Programm aus Chansons von Georges Brassens hat das Trierer Trio Woltähr um Walter Liederschmitt anlässlich des 30. Todestages des französischen Sängers in der Tufa Trier gespielt. Dabei gab es neben der Musik interessante moselfränkische Textübersetzungen und Wissenswertes über das Leben Brassens zu hören.

Trier. Ein Publikum mit Anspruch an Musik mit aussagekräftigen Texten, eine mit einfachen akustischen Instrumenten ausgestattete Band, die mit Überzeugung diesen Anspruch bedient und eine intime Atmosphäre - so wie im kleinen Saal der Tufa beim Auftritt des Trios Woltähr muss es auch im Paris der 1950er Jahre zugegangen sein, als ein gewisser Georges Brassens in Erscheinung trat.
Studienabbrecher, Renault-Arbeiter, aber seit dem 14. Lebensjahr auch Lied-Dichter, hatte er sich 1952 der Sängerin Patachou in deren Cabaret vorgestellt und damit den Durchbruch geschafft. In den folgenden zwei Jahrzehnten wurde er zu einem der populärsten französischen Chansonkünstler. Den 30. Jahrestag seines Todes am 29. Oktober 1981 hat das Trierer Trio Woltähr aus Walter Liederschmitt (Gesang, Concertina, Gitarre), Uwe Heil (Gitarre) und Tanja Silcher (Kontrabass) zum Anlass einer Hommage genommen, die sich aber keineswegs nur auf bloßes Nachspielen der Originaltitel beschränkt. Liederschmitt, der eine Zeit in Frankreich gelebt hat und sich als Trierer Chansonnier besonders mit der moselfränkischen Mundart befasst, hat einige der Texte Brassens in diese und auch teils ins Deutsche übersetzt.
Das Programm beginnt mit dem posthum von Jean Bertola veröffentlichten Chanson "Honte à qui peut chanter" (Schimpf, Schande über den, der Lieder singt wie du), eine Reise durch den Zeitgeist der vergangenen Jahrzehnte. In ihr zitiert das Trio auch Lieder von Franz-Josef Degenhardt und anderen Künstlern, für die Brassens Vorbild oder Geistesverwandter war. Es folgen legendäre Titel wie "La mauvaise réputation", "L\'Auvergnat", "La non-demande en marriage" oder "Mourir pour des idées".
Fesselnd ist dabei der Kontrast zwischen der warmen und weichen musikalischen Ausgestaltung mit akustischen Instrumenten, gefälligen Walzer-, Swing- oder Volksliedrhythmen und den oft spitzen Textinhalten. Sie prangern gefügiges Schafs-Herdenverhalten der Menschen, Skrupellosigkeit weltlicher und klerikaler Obrigkeiten oder besitzergreifende Liebe an. Liederschmitt erklärt jedes Stück und liefert dazu Hintergründe aus dem Leben Brassens. Ein schöner und interessanter Abend für die Chanson- und Brassens-Fans im Publikum. ae

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