Selbst entscheiden, Stärken fördern - Trierer Martin-Grundschule bekommt Zertifikat für inklusive Arbeit

Trier · Grundschulkinder, die sich ihre Aufgaben selbst aussuchen und fleißig daran arbeiten: Was zunächst chaotisch klingt, funktioniert in der Atelierarbeit der Trierer Martin-Grundschule so gut, dass die Schule eine Auszeichnung für das Projekt bekam.

 Ohne das engagierte Kollegium geht es nicht: Lehrerin Karen Breer von der Martin-Grundschule (Mitte) nimmt das Zertifikat für inklusive Arbeit entgegen. Mit dabei sind (von links): Christian Bösen (Ortsvorsteher Trier-Nord), Norbert Ruschel (Schulleiter), die beiden Lehrerinnen Reinhild Schmitz und Britta Fickenscher, Bürgermeisterin Angelika Birk und Pia Zender (DKJS). TV-Foto: Nina Altmaier

Ohne das engagierte Kollegium geht es nicht: Lehrerin Karen Breer von der Martin-Grundschule (Mitte) nimmt das Zertifikat für inklusive Arbeit entgegen. Mit dabei sind (von links): Christian Bösen (Ortsvorsteher Trier-Nord), Norbert Ruschel (Schulleiter), die beiden Lehrerinnen Reinhild Schmitz und Britta Fickenscher, Bürgermeisterin Angelika Birk und Pia Zender (DKJS). TV-Foto: Nina Altmaier

Die Schüler der Klasse 2a an der Martin-Grundschule in Trier sitzen im Kreis um verschiedene Kärtchen mit Aufgaben herum. Ihre Klassenlehrerin Britta Fickenscher teilt die Hefte aus, und gemeinsam gehen sie die Regeln durch. Danach wählen die Kinder eigenständig einen Auftrag aus oder machen mit ihren Aufgaben aus der zurückliegenden Stunde weiter. Sie verteilen sich im Klassenraum, und überall wird gebastelt, geschrieben, geklebt oder im Internet recherchiert. Manche Kinder arbeiten allein, andere in kleinen Gruppen. Auch das können sie sich aussuchen.

Die sogenannte Atelierarbeit an der Martin-Grundschule funktioniert unter der Prämisse der Inklusion. Jedes Kind soll dort abgeholt werden, wo es steht, und kann in seinem eigenen Tempo arbeiten. Einmal pro Woche findet die Atelierarbeit in allen Klassen statt und umfasst zwei bis drei Unterrichtsstunden.Jedes Atelier steht unter einem übergeordneten Thema. Das sind meist Sachthemen, unter anderem Haustiere, Sinne oder Wiese. Anschließend präsentieren die Kinder ihre Arbeit vor der Klasse.

"Das stärkt das Selbstbewusstsein, und die Kinder können voneinander lernen", erklärt Karen Breer, Klassenlehrerin einer dritten Klasse. Als Lehrerin nehme sie sich bei der Atelierarbeit eher zurück und sei vor allem Beobachterin. Eine der Stärken der Atelierarbeit sei, dass Fähigkeiten der Kinder zutage kämen, die im klassischen Unterricht weniger gefördert würden. Dazu gehörten unter anderem musische Talente, mathematische Begabungen oder die Fähigkeit, etwas zu bauen. Die Schule legt einen sogenannten "breiten Inklusionsbegriff" an: Ziel ist es, die gesamte Vielfalt der Kinder wie ihre sozialen oder kulturellen Hintergründe miteinzubeziehen.

Für die Atelierarbeit wurde die Schule am Samstag mit dem Zertifikat "gemeinsam Klasse" der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) und der Nikolaus-Koch-Stiftung ausgezeichnet. Von den fünf Modellschulen der Region, die am Projekt teilnehmen, ist die Martin-Grundschule die einzige, die keine Schwerpunktschule für Inklusion ist. Trotzdem habe sich das Kollegium mit großem Engagement hinter die Idee gestellt und sei konsequent bei der Umsetzung, erklärt Pia Zender von der DKJS.

Weil jedes Kind in seinem Tempo lernen könne, bleibe auch mehr Wissen hängen, findet Sarah Bungert, die an diesem Tag als Elternteil bei der Atelierarbeit dabei war. nia

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