Senioren fühlen sich in Mariahof wohl

Trier · In Mariahof sind Senioren sozial eingebunden. Sie fühlen sich sicher und wenn sie Hilfe brauchen, finden sie diese im familären Umfeld oder bei den Nachbarn. Das besagen Umfrageergebnisse, die die Stadtverwaltung den Mariahofern jetzt präsentiert hat.

 Mariahof aus der Vogelperspektive: Der Stadtteil war der Erste, in dem die Menschen ab 60 nach ihrer Lebenssituation befragt wurden. Die Umfrage soll der Stadt helfen, die Pflegestrukturen zu planen. TV-Foto: Archiv/Portaflug Trier

Mariahof aus der Vogelperspektive: Der Stadtteil war der Erste, in dem die Menschen ab 60 nach ihrer Lebenssituation befragt wurden. Die Umfrage soll der Stadt helfen, die Pflegestrukturen zu planen. TV-Foto: Archiv/Portaflug Trier

Trier. Mit der Entwicklung einer Pflegestrukturplanung bereitet sich die Stadt Trier derzeit auf den demografischen Wandel, also die Alterung der Gesellschaft, vor. Dazu wird zunächst die Wohn- und Lebenssituation der Älteren erforscht und analysiert - etwa durch die im Oktober 2013 begonnene schriftliche Umfrage "Wohnen und Leben in Mariahof". Sie richtet sich an alle über 60.
Nach und nach sollen zwar alle Stadtteile entsprechend befragt werden, für den modellhaften Anfang eignete sich der Stadtteil Mariahof aber besonders gut: Er wurde praktisch komplett am Reißbrett entworfen und in recht kurzer Zeit aus dem städtischen Nichts erbaut, viele Einwohner sind gleichzeitig hergezogen. Das soziale Gefüge ist nachvollziehbar und dicht.
Hohe Rücklaufquote


Das zeigte sich auch in der hohen Rücklaufquote der Fragebögen, wie Stadtplaner Peter Kappenstein erklärt. "Von 970 Angeschriebenen antworteten 497 Haushalte teils sehr differenziert", sagt der Sozialplaner, der die Umfrage für die Stadt durchgeführt hat und im Mariahofer Pfarrheim den Bürgern erläutert. Nüchterne Säulengrafiken geben dabei einen erhellenden Einblick in die Sozialsphäre des Stadtteils - etwa, indem die Antworten auf eine Frage erst dem Alter und dann dem Geschlecht nach geordnet wurden.
Demnach bezeichnen rund 30 Prozent der Senioren ihren Gesundheitszustand als "gut" - allerdings fast ebenso viele als "schlecht". Erwartbar verschiebt sich die Gewichtung nach "schlecht", je älter die Befragten sind. Dementsprechend benötigt schon ab dem 80. Lebensjahr über die Hälfte der Befragten (56 Prozent) Hilfe, um den eigenen Haushalt führen zu können. Die Frage "Erhalten Sie Hilfe zur Pflege?" bejahen aber erst die Über-90-Jährigen überwiegend (58 Prozent).
Wenn man nach Geschlechtern getrennt betrachtet, von wem diese Hilfe dann kommt, gibt es weitere Auffälligkeiten: So werden hilfebedürftige Frauen deutlich seltener durch Angehörige gepflegt als Männer. Und je älter die Menschen werden, desto eher kümmern sich "Angehörige außerhalb des Haushalts", also Kinder oder Enkel, um sie - und immer seltener ein Pflegedienst. Aus dem Publikum erklärt eine im Pflegebereich tätige Frau das damit, dass Hochbetagte zunehmend sehr spezieller Pflege bedürften und Pflegedienste weniger gerne nutzten.
Allgemein ist in Mariahof die Senioren-Welt noch in Ordnung: Der Anteil an nachbarschaftlicher Hilfe ist teils erstaunlich hoch, rund 90 Prozent der Mariahofer fühlen sich sicher, wenn sie im Stadtteil unterwegs sind. Bei der Einschätzung der Wohnumgebung gibt es für Busanbindung, Ruhe und Barrierefreiheit gute Noten. Als "ungenügend" bezeichnen aber stolze 43 Prozent die "Einkaufsmöglichkeiten" - die ja prinzipiell nur noch aus einer Bäckerei und einem Laden für das Nötigste bestehen.
Beunruhigend: Rund ein Fünftel der Befragten im hohen Alter "vermisst gute Kontakte". Kappenstein sieht eine mögliche Lösung in den rund 15 Prozent der jüngeren Alten, die prinzipiell bereit wären, sich ehrenamtlich zu engagieren - vielleicht in einem Besuchsdienst? "Da muss man ansetzen!", ist sich Kappenstein jedenfalls sicher.Extra

Mit den Umfrageergebnissen werde sich jetzt die Stadtverwaltung auseinander setzen, sagt Bürgermeisterin Birk. "Wir schauen, was unser Part als Stadt ist - von sozialer Seite aus, was das Bauen betrifft, den Verkehr, die Stadtwerke und so weiter." So sollen etwa Wege gefunden werden, auch den ältesten Mariahofern das Bleiben im Stadtteil zu ermöglichen. Möglichkeiten wären beispielsweise eine Tagesbetreuung oder betreutes Wohnen. Birk findet aber, dass "die Umfrage nicht nur dazu da sein sollte, dass wir als Verwaltung besser Bescheid wissen, sondern auch die Betroffenen selbst." Tatsächlich sei es schon während der Auswertung der Umfrage zu aktivierenden Impulsen gekommen: So sei inzwischen in Mariahof eine Außenstelle zu den Pflegestützpunkten in der Kernstadt geschaffen worden, wo Pflegebedürftige und deren Angehörige beraten werden. fgg

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