Urgestein aus Ruwer

RUWER. Etliche Jahrzehnte hat er auf dem Buckel, aber das macht sich bei Rudi Mesenig nur im Äußeren bemerkbar. Das SPD-Mitglied engagiert sich selbst im hohen Alter aktiv in der Politik.

 Kein Gedanke ans Aufhören: Rudi Mesenig aus Ruwer ist mit seinen 80 Jahren aktiv in Lokalpolitik und Sozialem. Foto: Miguel Castro

Kein Gedanke ans Aufhören: Rudi Mesenig aus Ruwer ist mit seinen 80 Jahren aktiv in Lokalpolitik und Sozialem. Foto: Miguel Castro

80 Jahre alt ist Rudi Mesenig. Mit Ehefrau Maria wohnt er im einstigen Elternhaus in Ruwer. Ruhig ist es im Wohnzimmer, während der Hausherr aus seinem Leben erzählt, von der Ruwerer Straße dringt kaum ein Geräusch hinein. In einem Aquarium in der Ecke schwimmen großflossige Zierfische - "Skalare", sagt Mesenig. Raubfische seien das, aber gegenüber den anderen Fischen im Becken verhielten sie sich friedlich. Der rüstige Rentner bewegt sich selbst in einem Aquarium, dem der Politik: Jahrzehntelang saß Sozialdemokrat Mesenig im Ruwerer Gemeinde- und Ortsbeirat, dem SPD-Ortsverein stand er als Zweiter Vorsitzender vor. Heute ist Mesenig dessen "Ehrenvorsitzender". Innerhalb des Stadtverbandes der SPD agierte der Lokalpolitiker bis 1998 als Schatzmeister. Das sind nur einige der zahlreichen ehrenamtlichen Tätigkeiten, die Mesenig für das TV-Gespräch in säuberlicher Sütterlinschrift niedergeschrieben hat. Die Angaben rattern durch wie die Triebzüge, an denen der ehemalige Heizer, Werksmeister und Betriebsinspektor des Trierer Bahnbetriebswerkes gearbeitet hat. Er hat am Stadtteilrahmenplan mitgewirkt, war Personalratsmitglied, Schöffe diverser Gerichtskammern und (bis heute) Vorstandsmitglied der Trierer Arbeiterwohlfahrt. Die Liste ließe sich fortsetzen. Politik ist quasi sein Hobby - neben Rad fahren und Lesen. "Politik bedeutet, eigene Vorstellungen einzubringen", sagt Mesenig. Für seine eigene Generation macht er sich im Arbeitskreis "Senioren 60plus" des SPD-Stadtverbandes stark, aufmerksam verfolgt er das Politikgeschehen. Die Große Koalition gefalle ihm eigentlich nicht, aber: "Ich habe die Kiesinger/Brandt-Koalition miterlebt, damals ging die SPD gestärkt hervor." Am Herzen liegt ihm die Jugend - trotz oder gerade wegen seines hohen Alters. "Sie muss, so wie sie ist, respektiert werden, um sie in die Partei einbinden zu können." Die Jugendlichen litten unter anderem unter dem Lehrstellenmangel: "Sie haben es schwer." Mesenig selbst erfuhr eine "verkorkste" Jugendzeit: Kaum hatte er die Schlosserausbildung im Ausbesserungswerk der Bahn abgeschlossen, wurde er zum Kriegsdienst eingezogen. Angst sei kein Ausdruck für das, was er etwa bei Luftangriffen durchgestanden habe, erinnert sich der Ex-Soldat. "Die beste Zeit, die zwischen dem 18. und 21. Lebensjahr, war verloren. Aber man hatte nicht die Zeit, darüber nachzudenken." Als Mitglied des Luftwaffen-Bodenpersonals geriet Mesenig in Kriegsgefangenschaft, erst Ende 1946 kehrte er heim. "Wat nu?", habe er sich damals gefragt, doch zu seinem Glück stellte ihn die Bahn wieder ein. Wenig später war Mesenig erstmals Personalratsmitglied - der Beginn seines Engagements. Er hat sich eingedenk seiner Kriegserfahrungen für die Völkerverständigung eingesetzt. In Erinnerung ist ihm vor allem eine Episode im besetzten Frankreich geblieben: Eine ältere Französin habe ihm auf dem Rückzug zu essen gegeben - "obwohl ich Deutscher war".

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