Weltlicher Segen bringt neuen Glanz

Trier · Was bei dem großen Dom-Rettungsprojekt (1960 bis 1974) sprichwörtlich "außen vor" blieb, ist seit 2011 nachgeholt worden: die Restaurierung des mittelalterlichen Kreuzgangs der Kathedrale. Die Kosten von 1,6 Millionen Euro wurden vor allem aus Bundesmitteln gezahlt.

Trier. Drei Jahre lang war der Domkreuzgang Baustelle. Nicht komplett, aber abschnittsweise. Immer trübten in dieser Zeit Gerüste oder Holzeinhausungen die Optik-Idylle eines der schönsten Orte in Trier. Jetzt endlich herrscht wieder "freie Bahn" für Architektur-Bewunderer, Fotografen oder Menschen, die "Stille und Frieden suchen, die durchatmen und zur Ruhe kommen wollen", wie es Dompropst Werner Rössel formuliert.
Mehr als eine Millionen Menschen besuchen jährlich den Dom. Dessen Kreuzgang präsentiert sich nun in frischem Glanz, der Würde des Ortes angemessener denn je, seit den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs.
Bereits zu Zeiten der großen Dom-Renovierung (1960 bis 1974) galt auch der Kreuzgang als Sanierungsfall. "Aber die Kräfte mussten gebündelt und konzentriert werden auf den Dom selbst", erinnert sich Domkustos Franz Ronig, der am damaligen Rettungsprojekt maßgeblich beteiligt war. Der Kreuzgang blieb - auch aus finanziellen Gründen - "außen vor". Und es bedurfte weltlichen Segens, sprich: Geldsegens, die fast 800 Jahre alte Anlage rundzuerneuern.
Weg mit dem Flickenteppich!


Als nach der Banken- und Wirtschaftskrise 2009 der Bund ein Konjunkturprogramm zur Förderung nationaler Unesco-Welterbestätten auflegte, erklärten sich auch das Land und die Stadt zum Mitfördern bereit. In die Renovierung des Kreuzgangs flossen insgesamt 1,6 Millionen Euro, von denen der Bund gut 1,3 Millionen übernahm.
Das Resultat bezeichnet Ronig, inzwischen 86, als "wunderbar".
Unter Leitung von Architekt Karl Feils lag das Augenmerk auf dem Erhalt der vorhandenen Architektur. So wurde der Kreuzgang trockengelegt, wurden Fassaden und Figurenschmuck restauriert, Malerei-Reste aus der Entstehungszeit im 13. Jahrhundert wieder freigelegt und der "Flickenteppich" aus verschiedenen Putzen einheitlich lasiert. Dort, wo Wind und Wetter dem historischen Gemäuern besonders stark zugesetzt haben, wurden einige Kapitelle (Säulenabschlüsse) erneuert. Nun strahlt der Kreuzgang wieder in frischem Glanz.
Warum er ab etwa 1245 im Zuge des Baus der benachbarten Liebfrauenbasilika entstand, erklärt Franz Ronig so: "Es wurde ein Erschließungssystem benötigt, über das man außer den Kirchen auch deren verschiedene Außenräume trockenen Fußes erreichen konnte. Etwa den romanischen Saal, der die Domschule für angehende Theologen war, oder das ,Propinatorium\', in dem die Domherren Gäste bewirteten und Arme speisten." Dass man sich für ein offenes, im Gegensatz zu den meisten Klosterkreuzgängen nicht in sich geschlossenes, geometrisches System entschieden habe, nennt Ronig "genial einfach - einfach genial."

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