Zwickmühle Hindenburg: Umbenennung der Straße kommt nicht voran

Trier · Die Diskussion um eine Umbenennung der Hindenburgstraße ist völlig festgefahren. Die Anwohner und der Ortsbeirat Trier-Mitte/Gartenfeld sehen den Namenswechsel kritisch, auch die Stadtverwaltung hält das Thema für fragwürdig. Dennoch steht der Beschluss des Stadtrats, die Umbenennung "anzustreben".

 Das ehemalige Hindenburg-Gymnasium Trier heißt heute Humboldt-Gymnasium (siehe Schild im Hintergrund). Die Straße davor trägt hingegen noch den alten Namen.

Das ehemalige Hindenburg-Gymnasium Trier heißt heute Humboldt-Gymnasium (siehe Schild im Hintergrund). Die Straße davor trägt hingegen noch den alten Namen.

Foto: Friedemann Vetter

Die Anwohner der Hindenburgstraße zeigen, was sie von einer Änderung ihrer Adressen halten. Nichts. "Haben wir nichts Besseres zu tun?" "Ich halte das für Zeit- und Geldverschwendung." "Statt Namen auszumerzen, wäre es besser, sich mit Geschichte auseinanderzusetzen." Drei Aussagen, die stellvertretend für den Großteil aller Mieter, Grundbesitzer und Gewerbetreibenden in der Hindenburgstraße stehen. 88 Prozent haben in einer Befragung der Verwaltung gegen die Umbenennung gestimmt (der TV berichtete).

Der Stadtrat hat sich positioniert: Er will für eine Umbenennung eintreten. Reichspräsident Paul von Hindenburg ist als Namenspate nicht mehr erwünscht. Fünf Jahre nach der Verwandlung des Hindenburg-Gymnasiums ins Humboldt-Gymnasium soll jetzt auch die Hindenburgstraße verschwinden.

Doch der Rat will mehr als nur einen Tausch des Namens. Ganz Trier soll diskutieren, die historische Bedeutung Hindenburgs erörtern, sich einbringen. Nur zeigt die Römerstadt weder Tendenz noch Interesse. Eine Bürgerbeteiligung, wie der Ratsbeschluss sie fordert, ist nicht in Sicht.

Tatsächlich hat die Diskussion um die Hindenburgstraße momentan zwei Pole: Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani (CDU) als Repräsentantin der Stadtverwaltung und Dominik Heinrich (Bündnis 90/Die Grünen) als Ortsvorsteher von Trier-Mitte/Gartenfeld. Kaes-Torchiani wartet auf das entscheidende Votum des Ortsbeirats für oder gegen die Umbenennung. Heinrich dagegen wartet auf die Bürgerbeteiligung.

"Das Interesse von Parteien und Fraktionen im Stadtrat an dieser offenbar für sehr bedeutsam gehaltenen Frage scheint sich darin erschöpft zu haben, die Ansichten der Bürger durch die Verwaltung erkunden zu lassen", betont Kaes-Torchiani in einem Schreiben an Heinrich, das dem TV vorliegt. "Nach meinem Verständnis kann es nicht Aufgabe einer Stadtverwaltung sein, volkspädagogisch auf die Bevölkerung einzuwirken, damit diese in einen Stand versetzt wird, sich eine Meinung zu bilden und diese dann zu äußern."

Damit reagiert die Baudezernentin auch auf Heinrichs Argument, die Intention des von den Grünen beantragten Ratsbeschlusses sei es gewesen, eine breite Diskussion um die Person Hindenburgs zu führen. Dabei hatte der Ortsvorsteher erklärt, dass "viele die aktuellen Erkenntnisse der Geschichtswissenschaften über die Person Hindenburg sowie die Machtübergabe an den Nationalsozialismus nicht kennen". Dieser Wissensstand sei für die Diskussion einer Straßenumbenennung unabdingbar.

In diesem Hin und Her stehen nur zwei Dinge wirklich fest. Nummer eins: Am 2. Juli will der Ortsbeirat die Entscheidung für oder gegen die Umbenennung treffen. Das kündigt Ortsvorsteher Heinrich an. Nummer zwei: Die Baudezernentin bleibt in der Pflicht, eine Bürgerbeteiligung zu initiieren. Diese "wird beachtet werden", kündigt sie an.Extra

Januar 2008: Die Ratsfraktion der CDU regt eine Diskussion über die Umbenennung des Hindenburg-Gymnasiums an. März 2008: Mit drei Gegenstimmen und sieben Enthaltungen beschließt der Stadtrat, für die Umbenennung einzutreten. Juni 2008: Ein Sondergremium aus jeweils fünf Repräsentanten der Schüler- und Elternschaft sowie des Kollegiums entscheidet, dass das Hindenburg-Gymnasium in Zukunft Humboldt-Gymnasium heißen soll. Februar 2013: Die Grünen präsentieren dem Stadtrat ihren Antrag, für eine Umbenennung der Hindenburgstraße einzutreten. Der Rat nimmt den Antrag mit 31 gegen 21 Stimmen an. Mai 2013: Im Ortsbeirat Trier-Mitte/Gartenfeld spricht sich eine Mehrheit gegen eine Umbenennung der Hindenburgstraße aus. Da das Thema jedoch nur als Sachstandsbericht auf der Tagesordnung steht, ist ein Beschluss noch nicht möglich. Dieser soll am 2. Juli folgen. jp

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