Altes neu entdeckt

GEROLSTEIN. Pittichdaach, Erntedank und Eierlagen: Das Festjahr "50 Jahre Wiederverleihung der Stadtrechte" ist vorüber. Die dabei wiederbelebten Traditionen sollen fortgeführt werden. Eine TV -Umfrage unter den Ortsbürgermeistern zeigt, dass im Gerolsteiner Land Wert auf die Pflege des Brauchtums gelegt wird.

Der Arbeitskreis (AK) "Festjahr" hat in Gerolstein vergessene Bräuche wieder ins Leben gerufen - zum Beispiel das Pittichdaach-Fest und das Schmücken und Aufstellen des Maibaums.Rund drei Dutzend Gäste waren zum Pittichdaach am Rondellvorplatz gekommen. Das Aufstellen des Gerolsteiner Maibaums am Rathaus hatten rund 300 Zuschauer verfolgt. Den 25 Meter langen Fichtenstamm schmückte eine Baumkrone mit den Wappen der Stadt, der Verbandsgemeinde Gerolstein, der Feuerwehr sowie den Abzeichen der beiden Partnerstädte Digoin und Gilze en Rijen. "Das Festjahr war ein Testjahr - und ein voller Erfolg", resümiert Karl-Heinz Schwartz vom AK. "Die Bevölkerung hat den Pittichdaach mit Begeisterung aufgenommen, und in diesem Jahr wollen einige ihr Jahrgangstreffen an diesem Tag veranstalten", sagt AK-Mitglied Karl-Heinz Böffgen.Vielerorts aber wird das Jahrzehnte alte Brauchtum ohnehin schon wie ein Schatz gepflegt. Da gibt es in Kalenborn-Scheuern zum Beispiel das "Schrompers-Fest". Ende August wird es in diesem Jahr zum 17. Mal veranstaltet und auch diesmal werden wieder allerlei leckere Kartoffelgerichte angeboten wie Reibekuchen und Kartoffelsuppe. Höhepunkt ist die Wahl der Kartoffelkönigin und des Kartoffelkönigs.Gees pflegt eine lange Tradition am "Scheiwe Sonntag" - das Raddrehen. Das Besondere daran ist, dass die Dorfjugend diesen Brauch aufrecht erhält. Die Jugendlichen umwickeln ein Rad mit Stroh, und bei Einbruch der Dunkelheit wird es angezündet und von der Baarley ins Tal gerollt. Der keltische Brauch sagt: "Je ruhiger das Rad läuft, um so besser wird das Jahr." Anschließend werden Eier und Speck verzehrt sowie "Heedeligkoochen" (Pfannekuchen aus Buchweizenmehl), das "Geeser Nationalgericht".Junggesellen werden durchs Dorf "getrieben"

In Kopp begeht man einen ähnlichen Brauch. Am ersten Sonntag nach Fastnacht werden zwei Junggesellen in Stroh gewickelt. Diese Strohbären werden dann von der Jugend durchs Dorf getrieben, um den Winter zu vertreiben.Dieser Brauch endet mit einem zünftigen Fest, bei dem die gesammelten Eier vertilgt werden. Wehrführer Hermann-Josef Funk-Haas sagt stolz: "Seit zehn Jahren pflegen wir unseren Brauch ununterbrochen."Stolz auf die Wiedereinführung eines schönen alten Brauchs in Birresborn ist Ortsbürgermeister Josef Bach: "Seit einigen Jahren gehen von Karfreitag bis zum Morgen des Ostersonntags wieder die Klapperjungen." Bis zu 45 Kinder ziehen durch die Straßen und rufen "Et loogt Mettesch" (Es läutet Mittag). Die Klappern sind teilweise Jahrzehnte alt oder wurden von den Vätern gebastelt.In Rockeskyll wird einer der bedeutendsten Erntedankumzüge der Region veranstaltet - in diesem Jahr zum 51. Mal. Ortsbürgermeister Peter Bartlick: "Einen so großen Erfolg wie der Jubiläumsumzug im vergangenem Jahr kann es nicht wieder geben."In Neroth wird in diesem Jahr die 80. Eierlage gefeiert. Ortsbürgermeister Egon Schommers sagt: "Ich bin froh, dass hier im Dorf dieser alte Brauch über so viele Jahre gepflegt wurde. Und wir feiern dieses Jubiläum ganz groß." Der Wettkampf zwischen Läufer und Raffer ist immer ein Zuschauermagnet.Der Arbeitskreis Brauchtum sucht weiterhin Eifeler, die um vergessene Traditionen wissen und diese wiederbeleben möchten. Interessierte können sich bei Mechthild Sonnen von der Tourist und Wirtschaft Gerolsteiner Land unter der Telefonnummer 06591/13184 melden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort